Adlershofer Lasertechnik für den Weltmarkt
Ferdinand-Braun-Institut kooperiert mit dem chinesischen Unternehmen Sino Nitride Semiconductor
Gemeinsam haben beide 2013 in Adlershof die Brilliance Fab Berlin GmbH (BFB) gegründet. Ihr Ziel: Die vom FBH entwickelten Lasermodule sollen in Produkten überall auf dem Weltmarkt zur Anwendung kommen.
Eines dieser Produkte ist ein Scanner, der die Qualität von Lebensmitteln untersuchen kann und speziell auf den chinesischen Markt zugeschnitten ist. „In China gibt es ein starkes Bedürfnis nach unabhängigen Lebensmittelkontrollen“, erklärt Xiaozhuo Wang, der die Brilliance Fab Berlin GmbH leitet. Hintergrund ist der chinesische Lebensmittelskandal von 2008. Damals wurde öffentlich, dass Milchpulver jahrelang mit dem Kunstharzgrundstoff Melamin gestreckt worden war. Kleinkinder hatten Nierenversagen erlitten. 2010 waren in China erneut melaminhaltige Milchprodukte entdeckt worden.
Die Scanner sollen etwa so groß sein wie eine Espressomaschine. „Denkbar ist, dass sie im Lebensmittelladen stehen. Dort kann jeder Kunde die Milchpulverpakete scannen und die Produkte auf Unbedenklichkeit prüfen lassen“, so Wang. Die Konstruktion der Scanner erfolgt auf Basis der Raman-Spektroskopie. Dabei wird das zu untersuchende Produkt mit Laserlicht bestrahlt. Das Spektrum des von der Probe gestreuten Lichts zeigt die genaue Zusammensetzung der Substanz. „Ist darin Melamin enthalten, schlägt das Gerät Alarm“, so Wang. Die Lasertechnik dafür stammt aus dem FBH.
Für den Einsatz auf dem globalen Automobilmarkt entwickelt BFB Lasermodule zur Beleuchtung. Die ersten Automobile mit Laser-Scheinwerfern von BMW kommen bereits auf den Markt. „LED-Scheinwerfer haben eine Reichweite von maximal 300 Metern. Auf Laser basierende Scheinwerfer schaffen bis zu 600 Meter“, sagt Wang. Es gibt bereits ein Abkommen mit einem chinesischen Autozulieferer über die Produktion von Rücklichtern. Ein weiteres Feld sind Bildschirme mit mehr als zwei Metern Durchmesser. „Vor allem bei großen Displays eignet sich die Lasertechnologie besser als LED“, erläutert Wang. „Man kann über 30 Prozent Energie einsparen.“
Xiaozhuo Wang kennt die Bedürfnisse des chinesischen Marktes gut, schließlich ist er in Changchun aufgewachsen, der alten Hauptstadt der Mandschurei. Die deutsche Sprache lernte er vor 15 Jahren in der Lutherstadt Wittenberg. Später studierte er Elektrotechnik in Bochum und lernte das FBH bei einem Praktikum kennen, wo er schließlich promovierte – natürlich über Laser. Der Impuls zur Gründung des Unternehmens BFB kam von Professor Zhang Guoyi, der an der Peking Universität lehrt und außerdem die Geschäfte des chinesischen Unternehmens Sino Nitride Semiconductor (SNS) führt.
„Das FBH ist eine Institution“, sagt Wang beinahe ehrfürchtig. „Es ist wunderbar hier zu sein, nur wenige Minuten Fußweg entfernt. Jedes Thema kann man schnell diskutieren.“
Von Mirko Heinemann für Adlershof Special