Adlershofer Tischgespräch
…mit Manuela B. Urban (48), seit 1. Oktober 2012 Geschäftsführerin des Forschungsverbundes Berlin e. V.
Die promovierte Molekularbiologin bedauert nicht, die eigene Forschung vor 18 Jahren zugunsten einer Tätigkeit im Wissenschaftsmanagement an den Nagel gehängt zu haben. „Gestalten statt verwalten“ ist das Motto, mit dem die zweifache Mutter Freiräume für die Wissenschaft auslotet.
Adlershof Journal: Was ist Ihr Lieblingsplatz in Adlershof?
Manuela B. Urban: Ich bin zu kurz hier, um den gefunden zu haben. Aber ich freue mich schon auf das Frühjahr und meine Streifzüge durch das Gelände.
Wie verbringen Sie Ihre Mittagspause?
Wenn die Termine es zulassen, gehe ich mit den Kollegen essen, das ist immer eine gute Gelegenheit für den Gedankenaustausch.
Was war Ihre erste Begegnung mit Adlershof?
Das war 1994. Ich war damals Persönliche Referentin der Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin und es galt, den Umzug der HU-Naturwissenschaften nach Adlershof vorzubereiten. Innerhalb der HU gab es begreiflicherweise Widerstände gegen diese Entscheidung. Daher nutzte ich die erstbeste Gelegenheit, mir selbst ein Bild vom Standort zu machen. Ich fuhr mit der S-Bahn hin und erinnere einen regnerischen Wintertag und eine äußerlich wenig einladende Situation: lange Zäune, verfallene Baracken, Brachen. Umso mehr freut es mich zu sehen, was aus Adlershof geworden ist: Moderne Forschungs- und Bürogebäude, neue Straßen, Kitas, Geschäfte – der Standort hat viel zu bieten.
Wie kommen Sie zur Arbeit?
Leider mit dem Auto. Das ist zeitlich die günstigste Variante für mein Tagespendelpensum zwischen KITA, Schule, Arbeitsstätte und Wohnort in Tiergarten.
Worüber haben Sie sich kürzlich am meisten gefreut?
Die Freude des Neuanfangs beim Forschungsverbund ist mir noch sehr präsent.
… und am meisten geärgert?
Täglich und immer wieder über die hohe Regelungsdichte in Berlin. Ein Beispiel? Das Berliner Ausschreibungs- und Vergabegesetz. Bei aller Berechtigung für die Kontrolle öffentlicher Finanzen konterkariert dieses, genauso wie zahlreiche kleinteilige Durchführungsbestimmungen, das im guten Konsens auf den Weg gebrachte Wissenschaftsfreiheitsgesetz, das außeruniversitären Forschungseinrichtungen deutlich mehr Eigenständigkeit und Flexibilität bringen soll, um sie international konkurrenzfähig zu halten.
Außerdem ärgert mich, dass in Deutschland immer noch zu wenig in Köpfe investiert wird. Der Anteil der öffentlichen Bildungs- und Forschungsausgaben am Sozialprodukt in Deutschland ist deutlich geringer als die Ausgaben der meisten anderen OECD-Mitgliedsstaaten. Aber es ist nicht immer nur eine Frage des Geldes, es geht auch um kluge Organisation und die entsprechende Verteilung der vorhandenen Ressourcen.
Was ist Ihr nächstes Ziel?
In der Administration des Forschungsverbundes sind einige wichtige Positionen vakant und sie ist mitten in einem Generationenwechsel. An den Instituten stehen drei Direktorenneuberufungen bevor, zwei größere Bauvorhaben und z. B. ein Kooperationsvorhaben mit Schwerpunkt Biodiversität mit anderen Leibniz-Instituten und den Universitäten in Berlin und Brandenburg, aber auch viele weitere Initiativen, die zu begleiten, zu initiieren, zu koordinieren sind.
Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Mit der Familie – dafür sorgen meine Töchter im Alter von fünf und sieben Jahren. Nur zum Joggen entlang der Spree oder im Tiergarten schaufle ich mir regelmäßig Zeit frei. Irgendwann einen Marathon zu laufen steht auf meinem Plan. Vorerst hoffe ich jedoch, ein paar Mitstreiter im Forschungsverbund zu begeistern, eine Mannschaft zum Berliner Firmenlauf zu bilden.
Die Fragen stellte Sylvia Nitschke für Adlershof Journal
Link: www.fv-berlin.de