Ankommen leicht gemacht
Wissen und Tradition wieder vereint
Die Zeit der Umwege ist vorbei. Ende November wurde die Unterführung am S-Bahnhof Adlershof wieder vollständig geöffnet. Jetzt können das traditionsreiche Viertel um die Dörpfeldstraße und die Wissenschaftsstadt zu einem lebendigen Stadtteil verschmelzen. Ein neues Leit- und Orientierungssystem für Fußgänger und Radfahrer hilft, auf kürzestem Weg zum Ziel zu gelangen.
Mehr als 21.000 Beschäftigte und Studierende strömen täglich in die Wissenschaftsstadt. Sie sind froh, dass die Bauzäune und Absperrungen in der Rudower Chaussee zwischen Adlergestell und Franz-Ehrlich-Straße verschwunden sind. Nach viereinhalbjähriger Bauzeit rollt der Autoverkehr unter der S-Bahn-Brücke wieder. Statt des bisherigen Nadelöhrs an der Unterführung gibt es zwei Richtungsfahrbahnen mit je zwei Fahrspuren, neue Wege für Straßenbahnen und Busse, großzügige Fußgängerwege sowie separat geführte Radwege.
Die Tram fährt bereits seit September aus dem alten Ortsteil in die Wissenschaftsstadt. Kombinierte Bus- und Straßenbahnhaltestellen direkt unter der Brücke sichern für die Fahrgäste ein Umsteigen auf kurzen Wegen auch zur S-Bahn und umgekehrt.
Der gesamte Um- und Neubau kostete 33 Mio. Euro. Die Brückenaufweitung von ursprünglich nur 16 auf nun 50 Meter und der Straßenausbau wurden mit rund 17 Mio.Euro durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Infrastruktur“ gefördert, rund fünf Mio. Euro finanzierte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Die restlichen elf Mio. Euro trug die Deutsche Bahn für die Erneuerung der Brücke und des S-Bahnhofes. Die neu gestaltete Verkehrsanbindung ist auch eine Voraussetzung für das weitere Wachstum des 420 Hektar großen Areals. „Wir haben hier einen Meilenstein erreicht“, sagt Dörte Fritzsche, Projektmanagerin im Bereich Planung und Erschließung der Adlershof Projekt GmbH.
Doch nicht nur weitere Investoren sollen angelockt werden, es geht auch um echte Nachbarschaft zum alten Kiez Adlershof mit seinen mehr als 15.000 Einwohnern. Als die Unterführung voll gesperrt war, seien immer wieder kritische Fragen von den Nachbarn jenseits der Bahnlinie gekommen, erzählt Projektmitarbeiter Frank Wittwer. Bei manchen Alt-Adlershofern habe es zudem das Gefühl gegeben, „alles was neu ist, findet hier in der Wissenschaftsstadt statt, und wir werden vergessen“. Durch die Öffnung der Verkehrswege wird auch die emotionale Trennung der Ortsteile bald überwunden sein – die manchmal mit einem „Raumschiff“ verglichene Wissenschaftsstadt soll endlich an den Kiez andocken. Dass Alt und Neu zusammengehören, will auch das neue Orientierungssystem vermitteln: Wegweiser am S-Bahnhof und in der Wissenschaftsstadt sorgen für den Überblick, zeigen aber auch die Richtung zu „Attraktionen“ im alten Ortsteil, wie beispielsweise zur Galerie Alte Schule und zur Anna-Seghers-Gedenkstätte.
Von Claudia Wessling