Bezirksbürgermeisterin Kirstin Bauch zu Besuch im Charlottenburger Innovations-Centrum (CHIC)
WISTA Gründungsteam präsentierte das Innovationszentrum und zwei Gründungsteams stellten ihre innovativen Geschäftsmodelle vor
Erst seit Mitte Dezember 2021 ist Kirstin Bauch Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf. Einer ihrer ersten offiziellen Besuche führte sie am 21. Januar 2022 ins CHIC. Weil sie dem Bezirksamt nicht nur als Bürgermeisterin vorsteht, sondern auch die Abteilung Finanzen, Personal und Wirtschaftsförderung leitet, liegt ihr an der Kooperation mit dem Charlottenburger Innovations-Centrum und der heranwachsenden „neuen Generation zukunftsfester Wirtschaft“ in der City West.
„In Unternehmensgründungen liegt die Zukunft. Ich finde die Entscheidung zu gründen sehr mutig und unbedingt unterstützenswert“, sagte Kirstin Bauch, die neue Bürgermeisterin des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf am Ende ihres Besuchs im CHIC. Wenn sie für junge Unternehmen und deren Innovationen Wege ebnen könne, werde sie das auf jeden Fall tun.
Weil die Bürgermeisterin im Bezirksamt auch die Abteilung Finanzen, Personal und Wirtschaftsförderung leitet, haben diese Aussagen durchaus Gewicht. Die Grüne tritt mit dem Vorhaben an, den Bezirk und seine Wirtschaft zukunftsfest zu machen und die nachhaltige Wirtschaftsentwicklung vor Ort zu stärken. Bei ihrem CHIC-Besuch stand aber zunächst das gegenseitige Kennenlernen und Zuhören im Vordergrund. Sie informierte sich aus erster Hand beim Team der jungen DigiMind GmbH über das Potenzial von Künstlicher Intelligenz für die Entwicklung nachhaltigerer Verpackungslösungen und erörterte im Gespräch mit Christoph Andersen, dem Gründer der Civitalis GmbH, die Schwierigkeiten der Planung und Durchführung von Digitalisierungsprojekten in Verwaltungen.
CHIC-Teams stellen ihre Innovationen vor
Civitalis treibt als IT-Beratungsunternehmen die Digitalisierung in Amtsstuben voran. „Wie unser Name schon sagt, schaffen wir Verbindungen zwischen der Civitas und dem Homo Digitalis“, sagte Andersen. Das Ziel: Leistungsfähigere Verwaltungen mit effizienten digitalen Prozessen. Bei der Entwicklung dieser Prozesse inklusive maßgeschneiderter Softwarelösungen könne Civitalis auf langjährigen Erfahrungen im öffentlichen Sektor, in Beratungshäusern und in Konzernen aufbauen. Andersen blickt auf Erfahrungen als Amtsleiter in einer Landeshauptstadt mit Verantwortung für deren gesamte städtische IT zurück. Er kennt also das Innenleben und die Hindernisse, die der Digitalisierung im öffentlichen Sektor im Wege stehen.
Das Angebot kommt an: „Wir sind seit drei Jahren am Markt – und es geht uns gut!“, sagte er. Das liege auch daran, dass das CHIC ideale Voraussetzungen biete. So sei es problemlos möglich, die Firmenräume flexibel an die aktuelle Situation anzupassen. Als Trio gestartet hat das Start-up mittlerweile rund 15 Beschäftigte. Weil die Auftragslage weiterhin vielversprechend sei, komme es für Civitalis auf kurzfristige räumliche Skalierbarkeit ohne die im freien Markt üblichen langen Bindungsfristen an. Solchen Wachstumshemmnissen muss das Unternehmen im CHIC nicht trotzen und kann sich deshalb voll auf die Projektarbeit konzentrieren. Aktuell stehen hierbei vor allem Beratungs- und Implementierungsvorhaben rund um das Online-Zugangsgesetz sowie den Digitalpakt Schule im Fokus.
Die Bezirksbürgermeisterin hörte sowohl bei den Angeboten von Civitalis als auch bei Andersens Ausführungen über die Vorteile des Gründens im CHIC genau hin. Es brauche solche mitwachsenden Räume und flexible Zugänge zum Internet, zu seriösen Besprechungsräumen und Empfangsservices, um Teams beim Start den Rücken freizuhalten.
KI für die Kreislaufwirtschaft
Auf besonderes Interesse der bündnisgrünen Bezirksbürgermeisterin stieß die DigiMind GmbH, die künstliche Intelligenz für nachhaltige Verpackungen nutzt. „Kunststoff-Verpackungen sind fast generell Einwegprodukte, für die heute fast 40 Prozent der Rohöl-Produktion genutzt werden“, erklärte DigiMind-Gründerin Katharina Eissing. Ihr Team gebe Verpackungsingenieuren digitale Tools an die Hand, mit denen sich der Materialeinsatz pro Verpackung minimieren lässt und die der Industrie den schnellen Eintritt in die Kreislaufwirtschaft erlauben. Im Kern geht es um die Kombination von klassischer Simulation und Machine Learning. Diese funktioniert für Kunststoffe ebenso wie für Verpackungen aus Glas, Aluminium, Holz oder Papier und Pappe. Treiber: Kosteneinsparungen, da weniger Material für mehr Verpackungen reicht, ebenso wie das steigende Umweltbewusstsein der Kundschaft. Das Zukunftsthema treibt DigiMind kaum zehn Minuten Gehweg vom Amtssitz der Bürgermeisterin entfernt voran. Diese war voll des Lobes. Das CHIC sei ein „Leuchtturm-Projekt in der City West“.
CHIC-Leitung zeigt Bedarf für wachsende Start-ups auf
Bei aller Begeisterung für das Potenzial der Gründungsideen und das flexible, auf Wachstum ausgerichtete Umfeld im Charlottenburger Innovations-Centrum ließen es sich die CHIC-Verantwortlichen, Tobias Kirschnick und Olivia Budek, nicht nehmen, Bauch und ihr Team aus dem Bezirksamt – darunter der Leiter der bezirklichen Wirtschaftsförderung Felix Niecke – auf eine Lücke in Berlins Förderlandschaft hinzuweisen: „Wenn die Teams nach Ablauf der maximalen Förderdauer aus unseren Technologie- und Gründungszentren ausziehen müssen, erleben sie bei der Standortsuche häufig einen Kostenschock“, berichtete Kirschnick.
Das gelte nicht nur für Start-ups im CHIC, sondern auch für Teams aus den WISTA-Zentren in Adlershof, Dahlem oder Marzahn. Auf dem freien Markt sei das Preisniveau inzwischen so hoch, dass junge Wachstumsunternehmen die Flucht in andere Bundesländer oder sogar ins Ausland antreten. „Damit geht jedes Mal ein Stück Berliner Zukunft verloren. Das kann nicht das Ziel unserer Fördermaßnahmen sein“, betonte er. Die Adlershofer Erfolgsgeschichte zeige, dass immer mehr Unternehmen das Potenzial der Hauptstadtregion erkennen. Adlershof habe mittlerweile sogar eine höhere Dichte an Weltmarktführern als Baden-Württemberg. Kirschnicks Vorschlag, um dem Dilemma abwandernder Zukunft zu begegnen: „Wir sollten den Sprung von den Gründungszentren auf den freien Gewerbeflächenmarkt abfedern – und unser Angebot um Scale-up-Zentren für reifende Unternehmen erweitern. Möglicherweise finden sich dafür sogar geeignete Flächen hier im Bezirk“, schob er nach.
Ob und inwieweit die neue Bezirksregierung dieses Problem angeht und lösen kann, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Doch das, was der Bezirk und die WISTA ab 2008 mit ihrem gemeinsamen Projekt Nachhaltige Vitalisierung des kreativen Quartiers rund um den Campus Charlottenburg geschafft haben, kann sich auch so sehen lassen. Das CHIC beherbergt fast 60 Unternehmen mit 460 Beschäftigten und 17,7 Millionen Euro Umsatz – und war die Basis für diverse Start-ups, die heute etablierte Mittelständler sind.
Von Peter Trechow für CHIC!
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