Chinesische Verhältnisse: XI’AN – Technologiezone im XXL-Format
Seit 2008 gibt es eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Technologiepark Adlershof und der Technologiezone der chinesischen Stadt Xi‘an. Vor kurzem war Felix Hahn, Mitarbeiter im internationalen Büro der WISTA-MANAGEMENT GMBH, in Xi‘an – und erlebte einen Technologiestandort, der sich in manchem deutlich von Adlershof unterscheidet.
Als das chinesische Wissenschaftsministerium im Jahr 1991 beschloss, in der zentralchinesischen Metropole Xi‘an ein Technologiegebiet zu gründen, nahm diese Hitech Industries Development Zone (kurz XHTZ) eine Fläche von vier Quadratkilometern – also ungefähr die Größe der Wissenschafts- und Wirtschaftsstadt Adlershof – ein. Doch in nicht einmal zwanzig Jahren ist XHTZ auf 42 Quadratkilometer gewachsen und laut den Plänen der Verantwortlichen werden es in Zukunft sogar 107 Quadratkilometer sein.
Arbeiten, wohnen, leben
Diese riesigen Dimensionen sind der deutlichste Unterschied zwischen Adlershof und der Technologiezone von Xi‘an. Etwa 13.000 Unternehmen mit 250.000 Mitarbeitern sind in der XHTZ tätig und das jährliche Wachstum von durchschnittlich 30 Prozent übertrifft sogar die beeindruckenden Zuwachsraten der Adlershofer Unternehmen. „Ganze Blocks von jeweils etwa zehn Hundert-Meter-Türmen werden hochgezogen“, hat Felix Hahn bei seinem dreiwöchigen Aufenthalt in Xi‘an beobachtet. Dabei entstehen nicht nur Büros und Labore, sondern auch Wohnungen und Einkaufszentren.
Anknüpfungspunkte für Adlershofer Unternehmen
Ziel von Hahn war es, die Struktur des chinesischen Partners besser kennenzulernen und Kooperationsmöglichkeiten auszuloten. „China ist ein Markt der Zukunft, der Chancen für Unternehmen aus Adlershof bietet“, sagt er. Berührungspunkte gibt es nach seinen Beobachtungen beispielsweise in der Solarindustrie, den optischen Technologien und den Umwelttechnologien.
Allerdings ist die Branchenstruktur im XHTZ wesentlich vielfältiger als in Adlershof und zudem stärker durch die Produktion geprägt. Informations- und Kommunikationstechnologie, Biopharmazie und Maschinenbau nennen die Betreiber als Schwerpunkte, doch schon ein Blick auf einige der in Xi‘an vertretenen Großkonzerne zeigt, dass kaum eine technologieorientierte Branche fehlt: Die Softwareschmiede Infineon, der Technologiekonzern Toshiba, der Anlagen- und Triebwerksbauer Honeywell, der Heizungs- und Kühlungsspezialist Daikin – sie alle unterhalten Niederlassungen im XHTZ.
Unternehmensgründung an einem Tag
Das zeigt auch: Im Unterschied zu Adlershof ist die Technologiezone der chinesischen Acht-Millionen-Einwohner-Stadt in hohem Maße von Großunternehmen geprägt. Die Start-up-Kultur hingegen, so die Erfahrung Hahns, „ist weniger verbreitet als in Adlershof“. Zwar gebe es mit dem Pioneering Park eine Institution, die sich mit einem Gründerzentrum vergleichen lasse, und auch an Fachkräften mangele es nicht (offiziellen Angaben zufolge werden in Xi‘an rund 600.000 Studierende ausgebildet). Die Verknüpfung zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen sei aber nicht so eng wie in Adlershof, sagt Hahn.
Was die Mentalität betrifft, so hat Hahn keine unüberbrückbaren Differenzen ausgemacht. „Es hat sich“, sagt er, „gar nicht so viel anders angefühlt als in einer europäischen Großstadt.“ Auch die politischen Strukturen stellen kein Hindernis dar: Zwar steht die Entwicklung von XHTZ unter staatlicher Kontrolle, doch dem Engagement ausländischer Firmen werden laut Hahn keinerlei Steine in den Weg gelegt. Mehr noch: Die chinesischen Behörden haben sogar eine One-Stop-Agency eingerichtet, die es ermöglicht, ein Unternehmen an einem einzigen Tag zu gründen.
von Christian Hunziker
Link: www.xdz.com