Damit der Deckel auf den Topf passt
Mediensystemspezialisten sorgen für Kompatibilität
Kompatibilität: So unaussprechlich das Wort, so unbeschreiblich das Dilemma. Zwei Geräte, wie geschaffen für eine gemeinsame Benutzung, und doch können sie, wie zwei Königskinder, zueinander nicht kommen. Die Stecker passen nicht. Das beschriebene analoge Problem verschärft sich in der digitalen Welt. Dateiformate, Übertragungsformen, Speicherkonfigurationen. Was A aufnimmt, muss B nicht speichern und C nicht unbedingt abspielen können. Eine Horrorvorstellung besonders für Medienunternehmen und ein Geschäft für die Media Logic aus Berlin.
Von Wim Wenders „Pina“ bis zur alpinen Skiweltmeisterschaft
„Kompatibilität ist unser Geschäft“, sagt Robert Trebus, Geschäftsführer der Media Logic GmbH, die vor Kurzem ihren neuen Firmensitz in Adlershof bezogen hat. Kunden des Unternehmens, das vor sechs Jahren gegründet wurde, sind Film- und Fernsehproduktionen, Rundfunkstudios und Sendeanstalten europaweit. Der für den Oscar nominierte Dokumentarfilm „Pina“ von Wim Wenders ist mit Produkten von Media Logic – einem 3-D-fähigem Bild-Zuspielsystem – nachbearbeitet und die alpine Skiweltmeisterschaft 2011 mit einem von Media Logic gelieferten und konfigurierten Zentralspeichersystem High Definition (HD) übertragen worden.
„Kunden kaufen Workflows.“
Die Studenten und Mitarbeiter der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) bearbeiten, sichern und verwalten ihre Projekte über ein vom Unternehmen konfiguriertes festplattenbasiertes Speicher- und Archivsystem. Dabei ist es ganz egal, welches Gerät mit welchem Betriebssystem in dieser vernetzten Umgebung zum Einsatz kommt. „Kunden kaufen heute keine Geräte mehr“, erklärt Trebus, „Kunden kaufen Workflows.“ Also Arbeitsabläufe. Und die sollen möglichst schnell, komplikationslos und verlustfrei vonstatten
gehen. Trebus ist Kaufmann, interessiert sich aber seit seiner Kindheit für elektronische Musik und Software für Audio- und Videoanwendungen. Heute, sagt er, ist das alles verschmolzen und alles digital.
Die Herausforderung der digitalen Produktion sei das „Dateihandling“– die Handhabung der Ursprungsdateien mit Musik, Ton und Film und deren Verwaltung. Die Normen dafür sind nicht sehr eng gefasst und jeder Hersteller, beispielsweise von Aufzeichnungsgeräten, interpretiert diese Normen auf eigene Weise. Hier setzt Media Logic an, entwickelt Software für die Kompatibilität zwischen den einzelnen Herstellern.
Ein erster großer Meilenstein für das Unternehmen waren Aufträge im Zuge der Umstellung der öffentlich-rechtlichen Sender auf HD. Die gesamte Produktionskette musste auf magnetbandloses, nun file-, also dateibasiertes Arbeiten umgestellt werden. Die Ausstrahlung der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2010 in HD im ZDF wurde zum Lackmustest, auch für Media Logic – und ein großer Erfolg. Die Winterolympiade in Vancouver, die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika, die Alpine Skiweltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen 2011 folgten. In diesem Jahr ist Media Logic mit Produkten, Software- und Integrationslösungen auch an der Fußball-Europameisterschaft und den Olympischen Sommerspielen in London beteiligt.
Keine Datenverluste
„Die Dateihandhabung – also die Frage, wie mit produzierten Daten verfahren werden soll – ist zunehmend die bestimmende Frage in der Planung von Medienstätten, wie Produktionsstudios“, erklärt Trebus. Wie möchte ich arbeiten, die Daten einspeisen, verwalten, bearbeiten, vernetzen, Zugriffsrechte gestalten und speichern. Letzteres gewinnt auch aus anderen Gründen an Bedeutung. Während des Drehs zum 3-D-Action-Spektakel „Judge Dredd“ in Südafrika betreute die auf Postproduktionslösungen spezialisierte Firma THE POST REPUBLIC die Produktionsprozesse direkt am Drehort. Ein wichtiger Punkt war hierbei die fast zeitgleiche Absicherung und Archivierung des von den Kamera-Units aufgenommenen Filmmaterials. Die Vorstellung, dass Filmsequenzen kurzfristig nur auf der Kamera und ohne „Spiegel“ gespeichert würden, sagt Trebus, bereitete grundsätzliches Unbehagen. Dank eines DDP-Hochleistungsspeichersystems von Media Logic blieb die Produktion vom Datenverlust verschont. Im November kommt der 3-D-Film dann in die deutschen Kinos.
von Rico Bigelmann
Link: www.new-media-logic.de