Conventions: Das "Auswärtige Amt" von Adlershof
WISTA-Führungen durch den Technologiepark
Ein Knicks für die thailändische Kronprinzessin, Security für den tunesischen Präsidenten, ein Gebetsraum für indonesische Studenten und das Gastgeschenk für den saudischen Prinzen: Geht es um Besucher und das Protokollarische ist „Conventions“ das Auswärtige Amt Adlershofs. Seine besonderen Botschafter sind seine Guides, die Gäste des Technologieparks an historische, geheime und spektakuläre Plätze führen und mit ihrer eigenen Begeisterung anstecken.
Wer in Abständen nach Adlershof kommt, erkennt schon mit bloßem Auge, wie rasant sich der Standort verändert. Neue Gebäude wachsen heran zu atemberaubender Architektur, alte werden mit neuem Leben und spannenden Ideen gefüllt. Doch es gibt Orte und Plätze, gar Prozesse – nicht weniger atemberaubend –, die sich Besuchern erst bei genauerem Hinsehen eröffnen. Windkanal und Trudelturm, die Thermokonstanten Kugeln, das größte Fernsehstudio Europas, der Elektronenspeicherring BESSY oder die Lernfabrik für Industrie 4.0-Anwendungen. Das alles lässt sich bei den Adlershofer Erlebnistouren erkunden.
Er sei aus dem Staunen nicht herausgekommen, erinnert sich Frank Lauterbach, Ingenieur für technischen Umweltschutz, an die Zeit, als er begann, sich mit dem Standort und seiner Geschichte zu befassen. Seit mehr als zehn Jahren ist er einer der Guides und zeigt in seinen spannenden „Themenführungen“ all das, was „sein“ Adlershof auszeichnet. Petra Looks kennt jeden Winkel in der Medienstadt, aus denen Kanzlerduelle, Anne Will oder The Voice of Germany ausgestrahlt werden. Windkanal, Aerodynamischer Park oder Trudelturm sind das Spezialgebiet von Hans-Dieter Tack. Er weiß (fast) alles über die deutsche Luftfahrtgeschichte und -forschung, die hier in Adlershof und Johannisthal begann. Johannes Bense wiederum hat in Adlershof für ein internationales Solarunternehmen gearbeitet, dort viele Gäste betreut und ist Experte für erneuerbare Energien.
Wissenschaft, Technologie, Medien, Geschichte: Doch es ist nicht das reine Sightseeing, das die Besucher schätzen. Das Erfolgsrezept Adlershofs, Erfahrungen zu Abläufen und stadtplanerischen Prozessen, die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft, die boomende Gründer-Community und neue Themen wie Big Data und Industrie 4.0 interessieren gleichermaßen Wirtschaftsförderer, Unternehmen aller Branchen, Studenten oder Stadtverwaltungen. Und so sind Vorträge, Treffen mit Gründern, Wissenschaftlern und Unternehmern ebenso Bestandteil der Führungen wie die Besichtigung von Forschungseinrichtungen, Werkstätten oder Laboratorien.
„Wenn man während der Führung abstrakte Themen wie Start-up-Förderung, wissenschaftliche Netzwerke oder Wissenschaft als Wirtschaftsmotor mit Anschauen und Anfassen verbinden kann, ist das besonders schön“, erklärt Bense seine Motivation.
Müssten Lauterbach, Tack, Looks und Kollegen hochrechnen, so käme jeder auf mehrere tausend Besucher, die sie bislang über den Standort begleitet haben. „Jedes Feedback ist einzigartig“, sagt Looks, die immer noch freudig erstaunt ist über den Applaus ihrer Gäste.
Und auch die Guides haben noch „geheime Orte“, Dinge, die sie sich unbedingt noch ansehen wollen in Adlershof: das Studio von DDR-Chefpropagandist Karl-Eduard von Schnitzler und seinem „Schwarzen Kanal“, das Foucault’sche Pendel oder eine Weltraumkamera im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. „Je länger ich da bin“, resümiert Johannes Bense, „desto deutlicher fällt auf, was ich noch nicht gesehen habe“. Er kann ja demnächst eine Führung mitmachen.
Von Rico Bigelmann für Adlershof Special