Das Haus, ein Roboter
Die Auricon Technische Dienste GmbH ist spezialisiert auf Gebäudeautomation
Wenn der Hotelgast sich nicht meldet, dann haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen guten Job gemacht. So lässt sich das Profil der Firma Auricon Technische Dienste GmbH beschreiben. Ihr Schwerpunkt ist Gebäudeautomation, das heißt für das Hotel: Klimaanlage, Kälte, Heizung und Lüftung sind so aufeinander abgestimmt, dass der Gast nur den Temperaturregler bedient – und sich wohlfühlt. „Und zwar nicht nur in den Gästezimmern, sondern auch im Spa, im Restaurant, in den Konferenzräumen, der Bibliothek und natürlich der Lobby“, sagt André Loest, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens. Dieses plant und baut die entsprechende Mess-, Steuer- und Regelungstechnik für Hotels, Einkaufszentren, Krankenhäuser oder Botschaftsgebäude im In- und Ausland. Es sei natürlich kein Hexenwerk, die nötigen Sensoren für Temperatur, Druck und Feuchte anzuschließen und die Daten zusammenzuführen, sagt Loest. „Aber man muss schon wissen, wo die Technik am besten montiert wird, wie die Regelung konzipiert wird, damit die Anlage von Anfang an zuverlässig funktioniert.“ Da komme ihm und seinen Mitarbeitern/-innen die lange Erfahrung zugute.
Auricon, 2011 aus einem Planungsbüro heraus gegründet, ist beständig gewachsen und mit 94 Angestellten zum mittlerweile personell größten Unternehmen dieser Art in Berlin geworden, wie er erklärt. Am alten Standort in Oberschöneweide wurde es zu eng, auf der Suche nach einem neuen machte alsbald Adlershof das Rennen. „Wir haben zu etlichen Unternehmen hier schon seit längerem gute Beziehungen, da ist es natürlich hilfreich, in der Nähe zu sein“, begründet der Geschäftsführer. „Der Arbeitsweg für unsere Mitarbeiter bleibt in etwa der gleiche und wir können dank der zentralen Lage auch neues Personal finden.“ Im Umland, wo eine Ansiedlung zwar preiswerter sei, sei die Personalfrage zunehmend schwierig.
Die Firma Auricon reichte ein Konzept bei der WISTA Management GmbH ein, konnte mit Innovationskraft und Ausbildungsaktivitäten für junge Menschen punkten und bekam den Zuschlag für ein Grundstück in der Karl-Ziegler-Straße. Nach einem Jahr Bauzeit erfolgte im Sommer der Umzug. Im Inneren des viergeschossigen Bürogebäudes riecht es noch etwas nach frischer Farbe, Wände und Steinfußböden strahlen neubaufrisch.
Von seinem Schreibtisch aus blickt Loest auf den Landschaftspark Johannisthal. Wo früher Flugpioniere mit ihren abenteuerlichen Kisten abhoben und manchmal unsanft landeten, weiden heute Schafe. Gleich nebenan sind Bänke, eine Skateanlage und Platz zum Volleyballspielen. „Da gehen wir nach Feierabend manchmal hin und machen ein paar Spiele“, erzählt Loest, der sich ungern als Chef über sein Team stellen will. Mit seiner frischen Art kommt er tatsächlich nicht als der autoritäre Vorgesetzte rüber, wie sich später beim Rundgang durch die Firma zeigt. Respekt, ja, der ist unübersehbar – auf beiden Seiten.
„Mich beeindruckt, welche Ideen die jungen Leute für weitere Automatisierungen und smarte Anwendungen haben“, sagt Loest, der mit 55 fast zwanzig Jahre über dem Durchschnittsalter der Belegschaft liegt. Dieser Ideenreichtum sei neben den Anforderungen des Marktes der maßgebliche Treiber für das Wachsen des Unternehmens. Um ihn zu befördern, gibt es im Erdgeschoss eine Art „Denkfabrik“: ein Raum mit nichts außer bequemen bunten Stühlen. Fern des eigenen Schreibtisches, sollen Ideen umhergeworfen und weitergesponnen werden. Die Umsetzung erfolgt gleich nebenan in der „Technologiefabrik“, wie wörtlich oben an der Fassade zu lesen ist. Dort werden Schaltschränke zusammengebaut aus Dutzenden Schaltern, Chips und Drähten, maßgeschneidert für jedes einzelne Projekt. Auf einem Whiteboard sind die aktuellen Vorhaben aufgelistet, von Berlin-Mitte bis Teheran. Einige Arbeitsflächen in der Halle sind noch frei. Loest: „Wir sind zuversichtlich, dass wir hier in Adlershof noch weiterwachsen werden.“
Von Ralf Nestler für Adlershof Journal