Der Japanexperte
Uwe Richters Herz schlägt für das Land der aufgehenden Sonne
Wenn es um das Land der aufgehenden Sonne geht, ist er der Kenner schlechthin auf dem Campus: Uwe Richter, Chef der Spreepatent GmbH. Und er ist rundweg optimistisch, dass er selbst fiesem Frost im Frühling etwas abgewinnen kann.
Kälte, dicker Schnee und Verkehrschaos zum Frühlingsanfang – Uwe Richter stört das alles nicht. Er ist Optimist, kann jeder Situation etwas Positives abgewinnen. Also schnallt er sich vor der Arbeit seine Langlaufski an und dreht eine Runde durch den frostigen Grünauer Forst. Er ist unerschrocken: „Wenn das Wasser der Dahme nicht gerade zugefroren ist, gehe ich dort an zwölf Monaten im Jahr schwimmen“, erzählt der 56-jährige Chef der Adlershofer Spreepatent GmbH.
Die Firma ist auf den Technologietransfer zwischen Europa und Japan sowie Südkorea spezialisiert. Sie zeichnet sich durch eine einmalige Mischung aus Business Consulting, Ostasienberatung und Innovationstransfer aus. Und durch die gewinnende Art von Uwe Richter, dessen Herz für Japan schlägt. Er schätzt die verlässliche Art der Japaner, betont aber, dem Land gegenüber nicht unkritisch
zu sein: „Mein Verhältnis ist wie in einer guten Freundschaft: Da muss man sich auch sagen können, wenn einem etwas nicht passt.“
Die Atompolitik zum Beispiel. Wenn Richter im Radio hört, dass es wieder Probleme mit dem Kühlkreislauf der Atomruine in Fukushima gibt, dann ist er beunruhigt. Er belässt es nicht bei sorgenvollen Gedanken aus der Ferne, sondern packt auch selbst an: Als der Tsunami das Gebiet um Fukushima verwüstete, reiste Richter drei Mal als freiwilliger Helfer an, um noch bewohnbare Häuser zu beräumen. „Eine wertvolle Erfahrung, die tief geht“, sagt er über diese „Herzenssache“.
Dabei wäre zu DDR-Zeiten seine tiefe Verbundenheit zu Japan beinahe abgewürgt worden, als ihm nach einem Praktikum Anfang der Achtzigerjahre an der Tokioter Botschaft der DDR klargemacht wurde, dass mit seiner Rückkehr der „Eiserne Vorhang runtergerattert war“. Richter hatte vorher International Business Relations in Moskau studiert und ihn lockte die weite Welt. Abends büffelte er an der Humboldt-Universität zu Berlin weiter Japanisch, was nicht gerade einfach ist, aber seine Bindung zu dem Land intensivierte. Von 1983 bis 1988 arbeitete Richter in einem Berliner Außenhandelsbetrieb und war zuständig für den Export von Werkzeugmaschinen, insbesondere nach Japan und China. Von 1988 bis 1990 war er Technologietransfermanager an der Akademie der Wissenschaften in Berlin, von 1990 bis 1994 stand er bei der Berliner Niederlassung des japanischen Unternehmens Tomen Corp. in Lohn und Brot.
Das nennt man einen roten Faden – die eigene Firmengründung mit dem Fokus auf Japan war da nur konsequent. So kann es kein Zufall sein, dass Uwe Richters Ehefrau Steffi das Institut für Japanologie an der Universität Leipzig leitet und Sohn Thomas unter anderem Japanologie studierte. Der 34-Jährige dreht seit Kurzem das Rad noch einen Tick weiter, seit er sich mit „Nigi Berlin“ selbstständig gemacht hat. Dahinter verbirgt sich seine Firma, die hier Onigiri auf den Markt bringt, einen japanischen Reissnack. Die Reisecken sind verschieden gefüllt und mit gerösteten Nori-Algen umhüllt. Den Snack gibt es übrigens auch Dienstag bis Donnerstag im Adlershofer Betriebsrestaurant.
Zum Jahresende wird die ganze Familie samt Enkelkindern ihren Urlaub im Land der aufgehenden Sonne verbringen. Richters Enkel nennen ihn übrigens „junger Opa“. Das hat wohl mit seiner Emsigkeit und seinem sportlichen Programm – vom Joggen übers Paddeln bis zum Halbmarathonlaufen – zu tun. Und natürlich mit den eisigen Bädern in der Dahme.
Von Chris Löwer für Adlershof Journal