Der Komische Kunstschatz
Wissenschaft mit spitzer Feder gezeichnet
Gehören Humor und Wissenschaft zusammen? Der frühere Adlershofer Chemiker und Cartoonlobbyist Andreas Nicolai war selbst ein wenig überrascht, wie viele mit spitzer Feder gezeichnete Antworten darauf er in seinem Museum für Komische Kunst in Brandenburg gefunden hat. Eine kleine, aber feine Auswahl davon, die den Bogen von der DDR-Zeit bis zu den aktuellen Fragen des Klimawandels schlägt, bereichert die Sommerausgabe unseres Adlershof Journals.
Museum für Humor und Satire
Andreas Nicolai lacht gern und herzlich. Mit Humor verdient er heute auch sein Geld. Er ist Ausstellungsmacher in Sachen Cartoon und Direktor des Museums für Humor und Satire. Das beherbergt bereits das künstlerische Erbe der bekanntesten ostdeutschen Karikaturisten der Region Berlin-Brandenburg – hauptsächlich aus dem Umfeld der Satirezeitschrift „Eulenspiegel“. Dazu zählen etwa Heinz Behling, Manfred Bofinger, Heinz Jankofsky und Harri Parschau. „Wir haben inzwischen 30.000 Originalzeichnungen und eine Bibliothek von 6.000 Bänden zum Thema Humor und Satire zusammengetragen“, berichtet Nicolai stolz.
Kleine Galerie in der Akademie der Wissenschaften
Der 55-jährige Nicolai hat vor fünf Jahren den Verein „Cartoonlobby“ gegründet. Dessen Bestände füllen jetzt das humorige Museum im brandenburgischen Luckau. Das ist 70 Kilometer von Adlershof entfernt, wo die künstlerische Karriere von Andreas Nicolai Mitte der 1980er-Jahre begann. Nicolai arbeitete damals als Chemiker an der Akademie der Wissenschaften. „Wir haben zum Beispiel an einem DDR-Kaffee-HAG-Verfahren geforscht“, erinnert er sich. Spaß hatte er dabei weniger. Für die Chemie habe er nie gebrannt und bereits vorhandene Dinge neu zu erfinden, fand er auch nicht befriedigend. Stattdessen begann er zu karikieren. „Am Zentralinstitut Physikalische Chemie richteten wir dann sogar eine Kleine Galerie ein. Die war sehr beliebt“, erzählt Nicolai.
Deshalb ist auch nach der Wende endgültig Schluss mit dem wissenschaftlichen Broterwerb. Nicolai macht noch mal ein Studium, um von der Pike auf zu lernen, wie man mit ein paar Strichen die Menschen zum Lachen oder zum Nachdenken bringt. Anschließend arbeitet er viele Jahre in der „Cartoonfabrik“ und organisiert internationale Ausstelllungen. Heute fehle ihm die Zeit zum Zeichnen und auch ein wenig die Übung, sagt er. Mit seiner Lobbyarbeit will er aber für die heute wie damals werben. Das Cartoonmuseum befindet sich im Kreisarchiv Luckau und ist immer dienstags, donnerstags und an den Wochenenden von 13 bis 17 Uhr geöffnet.
Von Sylvia Nitschke für Adlershof Journal
www.cartoonmuseum-brandenburg.de
„Hurra – es funktioniert!“ – DDR-Karikatur von Karl Schrader (1970). Klassiker zum Thema „Aufwand und Nutzen“, zu sehen 2011 in der Ausstellung „Sommer, Sonne … Weihnachtsmänner“, heute im Bestand vom Cartoonmuseum Brandenburg in Luckau.
„Wir werden versuchen, nach Feierabend Kontakt aufzunehmen!“ – Karikatur aus DDR-Zeiten von Harri Parschau (1988). Erinnerung an schöne Tage im Forscherdasein und eines der Lieblingsblätter des Museumsleiters für Humor und Satire in Luckau.
„Seine Ideen sind genial! Wenn er weiblich und fotogen wäre, könnten wir ihn groß rausbringen.“ –Karikatur von Heinz Behling (1985). Gezeigt Ende des Jahres 1988 in Adlershof in der „Kleinen Galerie im Zentralinstitut für Physikalische Chemie (ZIPC)“ zur Buchpremiere des Eulenspiegel-Buches von Heinz Behling „Immer an der Wand lang“. Heute im Besitz der „Sammlung_Museum für Humor und Satire“ in Luckau.
Beitrag des Cartoonlobbyisten Helmut Jaček (2013) zu Katalog und Ausstellung „Klimawende durch Energiewandel – Karikaturen für eine Bessere Welt“. Ein Projekt der Cartoonlobby gemeinsam mit den drei Brandenburger Ministerien für Infrastruktur, Umwelt und Wirtschaft. Premiere war 2013 in Potsdam. Konzipiert und unterwegs als Wanderausstellung – aktuell zu sehen in Schloss und Festung Senftenberg.
Cartoon von Steffen Gumpert (2013). Zeichnung zur damals aktuellen Jahresausstellung der Cartoonlobby in Berlin-Kreuzberg. Motto der Schau war „Rette sich wer kann!“. Die Aberkennung von Doktortiteln blieb von da an ein politisches Dauerthema.
Cartoon von andré (2012) aus Detmold, vertreten in der Wanderausstellung der Cartoonlobby „Klimawende durch Energiewandel – Karikaturen für eine Bessere Welt“. Derzeit kann diese noch bis zum 31. August 2014 als Sonderausstellung in Schloss und Festung Senftenberg besichtigt werden.
Karikatur von Kosta Koufogiorgos (Juni 2014) aus Stuttgart, dem 63. und neuesten Mitglied der bundesweiten Vereinigung Cartoonlobby. Gezeigt wird diese zusammen mit mehr als 200 aktuellen Arbeiten zum Thema „Grenzfälle – Nachbarn wie du und ich“ im Großen Waisenhaus Potsdam vom 3. Juli bis 12. September 2014.
Cartoon von Erich Rauschenbach. Unter dem Motto „Jugend forscht, Alter porscht ...“ gibt es bis zum 27. Juli eine Jubiläumsausstellung des Cartoonmuseums Brandenburg in Luckau. Anlass ist der 70. Geburtstag des prominenten Berliner Zeichners und Cartoonlobbyisten. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Die Sonderschau widmet sich vorrangig dem Forschungsthema „Mann und/versus Frau“.