Der Stromkostenkiller
Klaus Tümmler stattet Unternehmen mit Energiesparlicht aus
Autohalle. Büro. Wohnzimmer. Das Licht, über das Klaus Tümmler sich nahezu in Begeisterung reden kann, ist je nach Bedarf und Ambiente temperiert. Nüchtern kalt bis mollig warm. In seinem weiß getünchten Arbeitsraum in der Adlershofer Schwarzschildstraße, Schreibtisch mit Laptop, Kaffeemaschine, in Regalen stapeln sich Kartons, das gerahmte Plakat mit dem Firmenlogo steht noch in einer Ecke auf dem Boden, sitzt Tümmler im Schein von Neonröhren. Typisches Bürolicht. Eine fossile Technik, so etwa sieht es Tümmler. „LED ist die Zukunft im Leuchtmittelmarkt.“ Das ist sein Credo.
Er kramt aus einem der Kartons einen kleinen Scheinwerfer. Schutzglas, verchromter Hintergrund, in der Mitte ein rechteckiger gelber Chip – das LED-Leuchtelement. Ein herkömmlicher Scheinwerfer von gleicher Strahlkraft benötigt 200 Watt, dieser hier nur 20. Nicht von ungefähr nennt sich die Firma, die Tümmler in Adlershof vertritt, „LEDsparlicht“. Sie hat unter anderem eine Tennishalle mit 400 LED-Röhren ausgestattet. Der Betreiber zahlt seither 22.000 Euro weniger an Stromkosten im Jahr. Die alte Glühbirne strahlt 80 Prozent der Energie als Wärme ab. Bekanntlich hat die EU-Kommission ihr daher den Kampf angesagt. Eine LED-Leuchte verwandelt fast 100 Prozent in reines Licht. „Die hält 50.000 Stunden, fünf bis sechs Jahre. Keine Wartungskosten, kein Elektriker. Deshalb lieben die Elektriker uns nicht.“
Dass er eines Tages in Adlershof von den Vorzügen der LED-Technik schwärmen würde: Ein Lebensplan steckte nicht dahinter. Wie auch, wenn man in Bottrop geboren und aufgewachsen ist? Das Kohlenpott-Idiom ist bei Tümmler noch immer nicht zu überhören. Motorradfahren und Boxen waren die Leidenschaften seiner Jugend. „Ich war mehrfach Niederrhein-Meister im Halbschwergewicht.“ Der Vater Personaldirektor der Ruhrkohle AG, gebot über 120.000 Kumpel. Eine Bergbaukarriere schien vorgezeichnet, und tatsächlich fing Tümmler 1983 als Kühl- und Klimatechniker unter Tage an. In einer Branche, die damals schon ihre besten Jahre hinter sich hatte.
„Wenn ich im Bergbau geblieben wäre, wäre ich heute schon Rentner“, sinniert der 56-Jährige. Er blieb aber nur anderthalb Jahre, schmiss nach einem Krach mit einem Vorgesetzten hin. „Du wirst verhungern“, unkte der Papa. Der Sohn machte sich selbstständig, gründete in einer Bottroper Garage, sechs mal vier Meter, einen Handel mit Motorradreifen. Daraus wurde ein Unternehmen mit bundesweit zwölf Niederlassungen und 120 Beschäftigten. Ein Standort befand sich in Berlin, der Stadt, deren Vielfalt seinem Freigeist zusagte. Er blieb. Als Reifenexperte war er da schon weit in der Welt herumgekommen. Genauer gesagt, als Reifentester für verschiedene Hersteller. Tümmler ist am Nordkap über Eisflächen gebrettert. In Dubai über Wüstenschotter. Die Kälte eines Adlershofer Novembertages kann ihn nicht mehr beeindrucken: „Richtiger Winter, das ist minus 45 Grad.“
Von Winfried Dolderer für Adlershof Journal