Der Suppenmeister
Karsten Mittags zutatenreiches Lebensrezept
Eintöpfe hat Karsten Mittag als Kind immer verschmäht, heute verdient der 45-Jährige sein Geld damit. So kreativ wie beim Kochen seiner Suppen ist auch sein Rezept fürs Leben: Jetzt hat der Freizeitkapitän Floßbaupläne.
Extrasuppe steht in großen Lettern auf dem Imbissstand, den Karsten Mittag gemeinsam mit seinem Bruder Roland betreibt. Gegenüber dem Ärztehaus in der Albert-Einstein-Straße hat er vorerst seinen festen Platz gefunden. Klein, aber beliebt ist das Angebot an kalten und warmen Speisen: Das Tagesgericht variiert von klassisch bis international, Lieblingsspeise beim Stammpublikum ist eine Käse-Hackfleisch-Lauch-Suppe sowie die selbst zubereiteten Salate zu den verschiedenen Grillspezialitäten.
Die Idee mit dem Suppenimbiss entstand aus der Not heraus. Gekocht hat Karsten Mittag zwar schon immer gern, gelernt hat er jedoch Fernmeldemonteur. Bis zur Wende war er im Rundfunk- und Fernsehtechnischen Zentralamt in Adlershof tätig, anschließend bei der Telekom. Seit 1995 arbeitet er auf eigene Rechnung, verkaufte zuerst Telekommunikationsgeräte, betreute danach Baumärkte. Als die Auftragslage dünner und der Baumarktbereich umstrukturiert wurde, stand er wieder einmal vor dem Neubeginn. Statt Trübsal zu blasen, besann er sich seiner Kochkünste und vagabundierte fortan mit einer Gulaschkanone über Parkplätze und Wochenmärkte in Berlin und Brandenburg.
Vor sechs Jahren schließlich kamen sein Bruder und er auf die Idee, einen alten ausrangierten Wohnwagen als Imbisswagen umzufunktionieren. Damit wurden sie sesshaft in Adlershof. Inzwischen haben sie einen Bürocontainer als Suppenküche umgebaut, davor einen Grillstand und hintendran einen Pavillon mit Bierzeltbestuhlung gesetzt. Bis Ende nächsten Jahres ist der Standplatz in Adlershof gesichert. Wie es dann weitergeht? Vielleicht logiert die Extrasuppe zukünftig in einem der Gebäude auf dem Campus, so die Ambition der Gebrüder Mittag.
In der Freizeit zieht es Karsten Mittag meistens aufs bzw. ans Wasser, um mit seinem Motorboot durch Berliner und Brandenburger Gewässer zu fahren oder die Angel zum Fischfang auszuwerfen. Nun will er sich ein Floß bauen, damit er zukünftig auch die Nacht auf schwankenden Planken verbringen kann. Nur dienstagabends ist Karsten Mittag garantiert immer an Land: Dann trainiert er das Abräumen aller Neune im Adlershofer Ballsportclub 1908 auf der Kegelsportanlage in Altglienicke.
von Sylvia Nitschke