Deutsch-amerikanisches Forschungslabor
Ein Kraftstoff der Zukunft wird in Adlershof entwickelt: Bei der Tochter der amerikanischen Algenol, dem Unternehmen Algenol Biofuels beschäftigen sich 50 Mitarbeiter mit der Herstellung von Bio-Treibstoffen aus Cyanobakterien, Blaualgen, wie sie in Teichen und im Meer vorkommen. Ihre Besonderheit: Wie Pflanzen haben sie die Fähigkeit zur oxygenen Photosynthese, sie verarbeiten Sonnenlicht und Kohlendioxid zu Zucker. Eher medizinisch ausgerichtet ist die Therakine Biodelivery. Auch das irische Unternehmen forscht in Adlershof.
„Wir ändern den Stoffkreislauf“, erläutert Dirk Radzinski, verantwortlich für das internationale Geschäft von Algenol Biofuels. „Durch die Einschleusung bestimmter Gene erzeugt das Cyanobakterium statt Zucker Ethanol, der direkt als Kraftstoff einsetzbar ist.“ Der Ertrag soll dem bisherigen Verfahren weit überlegen sein. Algenol strebt eine kommerzielle Produktion von rund 80.000 Litern Ethanol pro Hektar und Jahr an. Bei Mais sind es nur rund 4.000 Liter. Keine Zukunftsmusik: Die US-amerikanische Muttergesellschaft Algenol betreibt in Florida bereits eine Pilotanlage.
Ohne die Grundlagen aus Adlershof wäre dies nicht möglich. 2004 hatte der Biochemiker Dan Kramer die Firma Cyano Biotech und später Cyano Biofuels als Ausgründungen der Humboldt-Universität zu Berlin ins Leben gerufen. Über die Jahre entstand hier eine einzigartige Sammlung von rund 2.000 Cyanobakterien-Stämmen. 2010 übernahm Algenol die Firma Cyano Biofuels. Eine alternativlose Entscheidung: „Es gab niemand sonst auf der Welt, der diese Expertise hatte“, so Radzinski.
Ebenfalls stark amerikanisch geprägt, aber mit Hauptsitz in Irland, ist TheraKine. Geführt wird das Biotechnologie-Unternehmen von dem kalifornischen Startup-Pionier Stan Yakatan. Die fünf Mitarbeiter der Tochterfirma TheraKine Biodelivery in Adlershof arbeiten an einem neuen Therapieverfahren für Augenerkrankungen wie Maculadegeneration, Uveitis oder diabetischer Retinopathie.
Bisher werden zur Behandlung Medikamente meist in die Venen injiziert. Dabei geraten aber nur Spuren ins Augeninnere. Der Ansatz der Berliner Forscher: „Der Wirkstoff wird in winzige Kapseln verpackt und ins Auge appliziert. Die Kapseln öffnen sich langsam und geben das Medikament so über längere Zeit dosiert an das Auge ab“, erklärt der Biophysiker und Chief Scientist von Thera-Kine Biodelivery, Andreas Voigt.
Die Kapseln sind rund 50 Mikrometer groß und bestehen aus Salzen von Fettsäuren, einer Form von Wachs. Der Wirkstoff wird darin in Form von Nanopartikeln eingebettet. Wenige Wassermoleküle dringen ins Innere der Kapsel vor und werden von den Wirkstoffen aufgenommen. Sie quellen auf und erarbeiten sich winzige Kanäle durch die Kapselwand.
Dass TheraKine Biodelivery 2009 nicht in den USA, sondern in Adlershof angesiedelt wurde, hat neben wissenschaftlichen auch private Gründe. Andreas Voigt: „Mein gesamtes Netzwerk und meine Freunde sind hier. Ich gehe hier nicht weg.“
Von Mirko Heinemann für Adlershof Special