Die Aktivistin
Auszubildende mit Ehrenamt
Alltagshelden sind Mangelware: Studien besagen, dass gerade die Bereitschaft junger Erwachsener für freiwillige, ehrenamtliche Arbeit seit Jahren zurückgeht. Linda Jentsch, angehende Veranstaltungskauffrau bei Adlershof con.vent., ist seit ihrer Schulzeit im Einsatz für eine tolerante Stadt. „Selbstverständlich“ findet das die 22-Jährige.
Glück für den Technologiepark, solchen Nachwuchs zu gewinnen. Denn ab Februar kommenden Jahres wird die fröhliche junge Frau den Adlershofer Veranstaltungs- und Besucherservice als festes Teammitglied unterstützen und sich hier speziell um Jugendevents und die Delegations- und VIP-Betreuung kümmern. Linda Jentsch freut sich auf diese Aufgaben und könnte mit einem „reinen Partyumfeld“ wenig anfangen.
Demokratie-Workshops und Wahltag
Schon die Freizeitgestaltung der ehemaligen Gymnasiastin hatte Tiefgang: Als ihre Herder-Schule in Lichtenberg 2005 den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage (SORSMC)“ erwarb, begann die damals 13-Jährige, sich mit dem Thema aktiv auseinanderzusetzen. Sie veranstaltete gemeinsam mit einer Freundin jährliche Demokratie-Workshops für ihre 850 Mitschüler und auch den sogenannten „Wahltag“, an dem sich zur Beibehaltung des Titels „SOR-SMC“ mindestens 70 Prozent aller an der Schule Lernenden, Lehrenden und Arbeitenden mit ihrer Unterschrift gegen Diskriminierung, Rassismus und Gewalt wenden müssen.
Immer mehr verdrahtete sich Linda Jentsch mit Berliner Aktivisten für eine vorurteilsfreie Stadt, organisierte mit Gleichgesinnten den Projekttag „Berlin – ein Mikrokosmos“, der aus einzelnen Tanzworkshops bestand und, unter anderem, jungen Leuten die Vielfalt der Religionen näherbringen sollte. Aus dem Nachdenken, das Thema breiter unter die Altersgenossen zu streuen, entstand die Idee, mit Workshops, wie Skaten, Rappen, Theater, Folkmusik oder Streethockey, den Gedanken des Fairplay zu vermitteln. Gemeinsam mit „SOR-SMC“ und dem Verein „LICHT-BLICKE Netzwerk für Demokratie & Toleranz“ veranstaltet Linda Jentsch schließlich seit 2011 das dreitägige Event „Lichtenberg mit Courage“. Und das so erfolgreich, dass dem Projekt 2011 für das Engagement eine Auszeichnung vom Bündnis für Demokratie und Toleranz verliehen wurde.
Linda Jentsch ist mittlerweile Brandenburgerin, aber der alten Heimat nach wie vor fest verbunden. Derzeit arbeitet sie im Lichtenberger Vergabegremium, bei dem Bürger, Politik und Verwaltung gemeinsam über einen Teil des bezirklichen Haushalts entscheiden. Aktiv ist sie auch beim Lokalen Aktionsplan Lichtenberg-Mitte, wo Projekte, die sich mit Demokratie und Toleranz beschäftigen, unterstützt werden. Es gibt sie also doch noch, die Alltagshelden.
Von Peggy Mory für Adlershof Journal