Die Earth Hour – Weltrettung in 60 Minuten?
Am 25. März 2017 löscht die Welt wieder das Licht
Würden Sie sich nicht auch gerne einmal wie James Bond fühlen und ein bisschen die Welt retten? Dann ist die Earth Hour des WWF genau das Richtige für Sie. Einmal im Jahr für eine Stunde das Licht ausschalten und die Erde vor dem Kollaps bewahren. Klingt nach einem fairen Deal.
In der kurzen Zeit ihres Bestehens hat die „Stunde der Erde“ eine beeindruckende Karriere hingelegt. 2007 startete sie als lokale Aktion in der australischen Stadt Sydney und breitete sich in wenigen Jahren über die ganze Welt aus. Mittlerweile wird die Earth Hour jedes Jahr im März auf allen Kontinenten in über 170 Ländern begangen. Besonders die rund 7.000 teilnehmenden Städte sorgen für Sichtbarkeit: Das Empire State Building in New York, der Eiffelturm in Paris, die Christus-Statue in Rio oder der Rote Platz in Moskau – die Liste der Bauwerke von Weltrang, die zur Earth Hour dunkel werden, ist lang. Gleichzeitig schalten unzählige Privatpersonen zu Hause für eine Stunde das Licht aus.
Die Idee ist einfach. Jeder kann mitmachen und so zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen. Und dann ist da noch der Gemeinschaftsgedanke: Rund um den Globus zeigen Menschen mit dieser Aktion, dass sie zusammen etwas ändern wollen. Es gibt auch Bedenkenträger. Kurz vor der Earth Hour melden sich immer wieder Menschen bei uns, die sich Sorgen machen vor einem Zusammenbruch der Stromversorgung, wenn zeitlich so viele Lichter ausgehen. Diese Angst ist unbegründet.
Und damit kommen wir zum Kleingedruckten: Wie viel Strom während der Earth Hour selbst eingespart wird, ist völlig zweitrangig. Denn auch Millionen Menschen und Tausende Städte können den Energiebedarf der Welt nicht spürbar senken, wenn sie einmal im Jahr für eine Stunde den Schalter umlegen. Die Erde lässt sich nun einmal nicht in 60 Minuten retten. Aber 60 Minuten genügen, um der Weltrettung die nötige Aufmerksamkeit zu verschaffen. Und genau dafür gibt es die Earth Hour. Sie lenkt den Blick darauf, dass wir mehr für den Schutz unseres Planeten tun müssen.
Was heißt das für den Einzelnen? Wichtig ist jedoch, dass wir über die Stunde hinaus aktiv werden. Zum Beispiel, indem wir auch übers Jahr hinweg weniger Strom verbrauchen, uns umweltfreundlicher von A nach B bewegen oder auf eine klimafreundliche Ernährung achten. Keine Stromfresser im Haushalt, häufiger mal die Öffentlichen nutzen und nicht so viel Fleisch essen. Gerade diese kleinen Entscheidungen im Alltag sind es, mit denen wir etwas bewegen.
Das soll die Earth Hour bewusst machen. Und das gelingt erstaunlich gut. Denn sind Klima- und Umweltschutz im Alltag sonst ferne Themen, rücken sie zur Earth Hour ganz nah. Das eigene Handeln steht plötzlich infrage. Und noch etwas leistet die Earth Hour: Sie baut Druck auf die Entscheider in Politik und Wirtschaft auf. Das ist in Zeiten, in denen ein Klimaskeptiker zum Präsidenten der USA gewählt wurde, wichtiger denn je. Die weltgrößte Freiwilligenaktion hält den Regierungen vor Augen, dass ein großer Teil der Menschheit für den Klima- und Umweltschutz eintritt – und bewegt sie hoffentlich zum Handeln. Allein das ist für uns vom WWF Grund genug, das Licht auszuknipsen.
Bei der nächsten Earth Hour am Samstag, den 25. März 2017 gehen um 20:30 Uhr wieder die Lichter aus.
Immo Fischer ist Pressesprecher beim World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland. Wenn er nicht mit der Earth Hour beschäftigt ist, arbeitet er u. a. zur Wilderei in Afrika oder dem Amazonas in Südamerika.