Die Energieplaner
Gemeinsam wird am Standort ein Energiekonzept umgesetzt, das auf Einsparung setzt
In Adlershof wird die energetische Erschließung eines Technologie-, Wissenschafts- und Wohnquartiers erforscht – zum ersten Mal in dieser Größe in Deutschland.
Adlershof wächst. Auf dem 4,2 Quadratkilometer großen Areal des städtebaulichen Entwicklungsbereiches Johannisthal/Adlershof siedeln sich immer mehr Unternehmen und Forschungseinrichtungen an, mit ganz unterschiedlichen Geschäftsmodellen und Bedürfnissen. Als Erweiterungsfläche für den Hochtechnologiestandort wird derzeit der ehemalige Verschiebebahnhof Schöneweide, auch „Gleislinse“ genannt, entwickelt. Damit sich in den kommenden Jahren weitere Gewerbebetriebe ansiedeln können, entstehen zusätzlich mehr als zwei Kilometer neue Straßen.
Das Energiekonzept ist ein wichtiger Teil der Infrastrukturplanung. Rohre für Fernwärme müssen verlegt, Gas- und Stromleitungen gezogen werden. Die Standortmanager der WISTA-MANAGEMENT GMBH (WISTA) wollen Zuzüglern maximale Flexibilität erlauben, eine größtmögliche Vielfalt von Energieträgern vorhalten und gleichzeitig Anreize zum Einsparen von Energie bieten. Die Versorger erhalten dazu detaillierte Vorgaben zum benötigten Energiebedarf.
„Eine zentrale Frage für die Energieplanung lautet: Wieviel und welche Form von Energie brauchen die neuen Unternehmen?“, erklärt Frank Wittwer, Projektmanager Erschließung bei der Adlershof Projekt GmbH, Entwicklungsträger als Treuhänder des Landes Berlin. „Werden sie Fernwärme oder Solarthermie nutzen, eigene Blockheizkraftwerke betreiben oder eine Erdgastherme? Werden sie gar selbst Energie produzieren, die auch in die Netze eingespeist werden soll?“ Wittwer arbeitet eng mit den Versorgern Vattenfall, GASAG/NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg und der BTB Blockheizkraftwerks-Träger- und Betreibergesellschaft mbH Berlin zusammen. Gemeinsam wollen sie in Adlershof ein integriertes Energiekonzept umsetzen.
Ziel ist es, bis zum Jahr 2020 eine Einsparung von 30 Prozent der Primärenergie zu erreichen. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) sattelt auf das Projekt der WISTA „Energiestrategie Berlin Adlershof 2020“ auf. Damit wird zum ersten Mal in Deutschland die energetische Erschließung eines so komplexen Standortes mit Technologie-, Wissenschafts- und Wohnnutzungen wissenschaftlich erforscht. „Adlershof soll ein Modell für andere große Technologie- und Gewerbestandorte werden“, so Wittwer.
Zuständig für die ersten Planungsschritte ist die Ingenieurgesellschaft BBP Bauconsulting. Eine große Herausforderung für Projektleiter Matthias Gaudig ist die komplexe Energieinfrastruktur am Campus. „Der Strombedarf der Unternehmen reicht von vier Kilowattstunden pro Quadratmeter pro Jahr bis zu Unternehmen mit energieintensiven Rechenzentren, die bis zu 400 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr verbrauchen“, so Gaudig. Dazu kommen sehr unterschiedliche Energiekonzepte.
Von Mirko Heinemann für Adlershof Special