Die Kosmetikdesignerin
Penélope Jirón entwickelt Pflegeprodukte aus natürlichen Grundstoffen

Nie hatte sie sich ihr Berufsleben ausgemalt, wie es schließlich geworden ist. „Ich hatte geschworen, nicht selbständig zu werden. Ich habe bei meinen Eltern gesehen, wie anstrengend das ist“, sagt Penélope Jirón. Ein geregeltes Angestelltendasein, ein überschaubares Aufgabengebiet, verlässliche Feierabende, das wäre es gewesen. Dachte sie.
Seit zehn Jahren führt Penélope Jirón ein Unternehmen, das Naturkosmetik entwickelt und herstellt. Sie trägt Verantwortung für mittlerweile zehn Beschäftigte, trifft Investitionsentscheidungen, verhandelt mit Kund:innen, plant die Produktpalette und meint: „Jetzt könnte ich mir gar nichts anderes mehr vorstellen. Ich glaube, ich wäre als Angestellte richtig schlecht.“
Die Firma Azba Cosmetics wurzelt in einer mittlerweile jahrzehntelangen Adlershofer Tradition. Sie führt den Standort im Namen: Analytisches Zentrum Berlin-Adlershof, kurz AZBA. So heißt das Labor für Umweltanalytik, mit dem Penélope Jiróns Eltern 1996 an den Start gingen.
Der Vater stammt aus Nicaragua. Aufgewachsen in der südlich der Hauptstadt Managua gelegenen Ortschaft Jinotepe, kam er mit einem Stipendium nach Deutschland. Studierte Chemie, heiratete eine Kommilitonin, baute gemeinsam mit ihr eine Unternehmerexistenz auf. Im Technologiepark Adlershof fanden sie das inspirierende Umfeld: „Ich bin hier groß geworden“, sagt die heute 36-jährige Tochter.
In die Fußstapfen der Chemiker-Eltern mochte sie zunächst dennoch nicht treten. Sie entschied sich für eine Hochschulausbildung zur Grafikdesignerin, schloss nach dem Bachelor ein betriebswirtschaftliches Masterstudium mit Schwerpunkt Projektmanagement an. Noch vor dem Abschluss erreichte sie der Vorschlag ihres Vaters, ihn bei der Verwirklichung einer neuen Idee zu unterstützen.
So entstand 2015 als Ableger der elterlichen Firma für Umweltanalytik die Azba Cosmetics. Seit 2018 ist Penélope Jirón alleinige Geschäftsführerin. Die Firma versteht sich als Dienstleister für etablierte Kosmetikhersteller, in deren Auftrag sie neue Produktlinien entwirft und produziert. „Wir bieten die wissenschaftliche Kompetenz. Wir wissen, wie die Rohstoffe wirken, wir kennen die Theorie der Rezeptur. Deshalb gibt es dieses Labor.“
Ganz wesentlich bei alledem: Was auf eine menschliche Haut aufgetragen oder geträufelt wird, hat „so natürlich wie möglich“ zu sein. Synthetische Zusatzstoffe finden ausnahmsweise Duldung, wo es keinen Ersatz gibt. „Wir möchten vermitteln, dass die Leute mit unseren Produkten ihrer Haut etwas Gutes tun.“ Nach demselben grünen Prinzip stellt das Unternehmen auch Vitaminpräparate zur Nahrungsergänzung her.
Neben dem Firmensitz in der Liebigstraße entsteht ein größerer Neubau, in dem Verwaltung und Produktion Platz zum Wachsen finden: „Wir streiten über Konferenzräume, es gibt zu wenige Labore, es platzt aus allen Nähten.“
Was die Mutter einer siebenjährigen Tochter besonders schätzt: „Wir sitzen alle in einem Gebäude. Zwei Cousinen, mein Ehemann, ein Schwager, mein Bruder und natürlich meine Eltern.“ Sie genießt es: „Früher wollte ich einfach mein Ding machen. Jetzt nach zehn Jahren Erfahrung bin ich froh, dass ich meine Familie um mich habe, weil ich weiß: Ich bin im Notfall nicht allein.“
Dr. Winfried Dolderer für Adlershof Journal