Die Kunst der Synthese: Die Arbeit des Analytiklabors Witega
„Manchmal“, sagt Dr. Andreas Rolfs, „sind wir durch Ereignisse am anderen Ende der Welt gefordert.“ Als z.B. in China mit Melamin versetzte Babynahrung auftauchte, entwickelte das in Adlershof ansässige Unternehmen Witega, dessen Geschäftsführer Rolfs ist, einen erschwinglichen analytischen Standard zum quantitativen Nachweis von Melamin. Eine ähnliche Herausforderung war der quantitative Nachweis des synthetischen Farbstoffes Sudanrot, der z.B. zu Chilipulver zugesetzt wurde und der stark krebserregend wirkt.
Spektakulär wie beim Melamin oder Sudanrot verläuft das Geschäft in der Regel allerdings nicht. Im Normalfall handelt es sich um den gesetzlich vorgeschriebenen Nachweis gesundheitsgefährdender Stoffe in Lebensmitteln tierischer Herkunft, Hinweise auf missbräuchliche Anwendung zugelassener Stoffe oder die Kontrolle der Einhaltung von Grenzwerten. Dabei geht es unter anderem um den Nachweis von Stoffen, die als Tierarzneimittel eingesetzt werden, wie Sulfonamide oder Penicilline.
In den meisten Fällen erstreckt sich die Analytik zusätzlich auf den Nachweis von Metaboliten der Wirkstoffe. „Wer analysiert, muss wissen, wonach er sucht“, erklärt Rolfs. Hier kommen die analytischen Standards ins Spiel, die in den Witega-Labors synthetisiert werden und die den Chemikern in den Analytiklabors den Nachweis der Stoffe überhaupt erst ermöglichen oder ihn bedeutend erleichtern. Dabei spielen Verbindungen, die mit stabilen Isotopen – Kohlenstoff, Deuterium, Stickstoff – markiert sind, eine große Rolle. Die markierten Verbindungen haben dieselben chemischen Eigenschaften wie die unmarkierten, erlauben aber eine wesentliche Vereinfachung der Analytik. Auch deshalb steigt die Nachfrage stetig.
Witega zählt weltweit zu den wenigen Herstellern solcher Referenzmaterialien. Zu den Kunden des Unternehmens gehören staatliche und private Untersuchungslabors, universitäre Forschungseinrichtungen, vor allem aber eine große Zahl von Zwischenhändlern, die den weiteren Vertrieb in ihren Ländern übernehmen. An die analytischen Standards werden von den Anwendern hohe Anforderungen gestellt. Vor allem ist dabei eine hohe Reinheit von mindestens 99 Prozent erforderlich. Diese wird durch eine umfassende Charakterisierung der Verbindungen gewährleistet. Bei den markierten Verbindungen kommt es zudem darauf an, dass die Markierung an der „richtigen Stelle“ in das Molekül eingefügt wird, so dass die Substanzen für die analytischen Methoden geeignet sind.
1993 gegründet, verkauft das Berliner Unternehmen heute inzwischen über 200 analytische Standards in mehr als 60 Länder. „Arbeit gibt es genug“, sagt Rolfs, „unser Vorteil ist, dass wir sehr schnell auf die wechselnden Anforderungen des Marktes reagieren können.“ Dafür sorgen ein entsprechendes Know-how, gute Kontakte zu den beteiligten staatlichen und privaten Einrichtungen sowie die genaue Verfolgung der aktuellen Fachliteratur.
von Rico Bigelmann
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