Die NEUEN im IGAFA-Vorstand
Der Metrologe Gerhard Ulm und der Werkstoffwissenschaftler Matthias Bickermann verstärken das Team
Seit 1992 gibt es die Initiativgemeinschaft Außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in Adlershof e.V. (IGAFA). Sie ist das wissenschaftliche Netzwerk der zehn außeruniversitären Forschungsinstitute im Technologiepark. Im Januar 2016 wurden ein Metrologe und ein Werkstoffwissenschaftler neu in den Vorstand gewählt. Die Forschungsexpertise beider ist ein Gewinn für Adlershof.
Gute Vernetzung von Instituten unterschiedlichster Couleur, intensive Kontakte mit technologieorientierten Unternehmen sowie inhaltliche und räumliche Nähe zu den naturwissenschaftlichen Fakultäten der Humboldt-Universität zu Berlin – dieser Mix macht Adlershof für Gerhard Ulm attraktiv. Der promovierte Physiker leitet das Institut Berlin der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) und die Abteilung Temperatur und Synchrotronstrahlung. Das auf Metrologie (Kunst des Messens) spezialisierte Institut arbeitet am historischen Standort in Charlottenburg und nutzt zudem in Adlershof die Synchrotronstrahlung, die vom eigenen Elektronenspeicherring „Metrology Light Source“ (MLS) sowie von BESSY II geliefert wird. Basisaufgabe ist dabei die Radiometrie (Strahlungsmesstechnik), die zur Kalibrierung von Detektoren und Strahlungsquellen dient.
In zahlreichen Kooperationen mit der Industrie und Forschungseinrichtungen trägt die PTB zudem zur Entwicklung der Extrem-Ultraviolett-Lithografie bei. Auch mit der Europäischen Raumfahrtagentur ESA gibt es eine langjährige Zusammenarbeit. „In vielen Fällen weltweit einmalig sind die Messeinrichtungen der PTB, um Nano-Metrologie und Spektrometrie betreiben zu können“, sagt Ulm. Im Dezember 2015 wurde der 62-jährige Wissenschaftler, der bereits an Großforschungseinrichtungen wie der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) in Darmstadt sowie am Genfer CERN gearbeitet hatte, in den Vorstand der IGAFA gewählt.
Ebenfalls an einer außeruniversitären Einrichtung, dem Adlershofer Institut für Kristallzüchtung (IKZ), forscht Matthias Bickermann. Der 43-jährige Werkstoffwissenschaftler ist zudem seit 2011 Professor am Chemieinstitut der Technischen Universität Berlin für das Fachgebiet „Grundlagen und Methoden der Kristallzüchtung“. Speziell interessiert sich sein Team für Oxide und Nitride, die als Substrate in der Halbleitertechnik dienen können. Bei elektronischen Bauelementen bestehen diese dünnen, aus dem Kristall geschnittenen Chipunterlagen derzeit meist aus Silizium. Doch noch bessere Eigenschaften versprechen sich die IKZ-Forscher von Kristallen des Halbleiters Aluminiumnitrid. Damit lassen sich UV-Leuchtdioden und -Laser herstellen, beispielsweise um Wasser zu desinfizieren oder um Hautkrankheiten zu therapieren. Die Technik werde in USA oder Japan zwar schon erprobt, sagt Bickermann, doch sei die Leistung noch zu gering und die Geräte zu teuer.
Interessante Anwendungen versprechen Oxide mit Perowskit-Struktur. Scheidet man sogenannte verspannte Oxidschichten darauf ab, so lassen sich ferroelektrische Speicher herstellen, die wesentlich energieärmer und beständiger sind als herkömmliche Bauelemente. Für derartige FE-Rams würden am IKZ geeignete Kristalle und Schichten entwickelt, sagt Materialforscher Bickermann, der ebenfalls seit Dezember im Vorstand der IGAFA aktiv ist.
Als Sprecher des Vereins, dem derzeit zehn außeruniversitäre Forschungseinrichtungen angehören, wurde Prof. Ulrich Panne, Präsident der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM), bestätigt. Als Stellvertreter und Schatzmeister fungiert weiterhin Prof. Norbert Esser vom Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften (ISAS). Ein Ziel seines Engagements in der IGAFA sieht Bickermann darin, die „Sichtbarkeit der außeruniversitären Einrichtungen zu erhöhen“. Dazu dienten Aktivitäten wie Dissertationspreise, Kolloquien und öffentliche Veranstaltungen. Schließlich werde ein gut Teil der Adlershofer Forschung von diesen Instituten geleistet, was sowohl der grundlagenorientierten universitären Forschung wie auch der betrieblichen Anwendung zugutekomme.
Von Paul Janositz für Adlershof Journal