Die Verkehrsmanagerin
Katharina Marienhagen und ihr Team betreuen mehr als 2.100 Berliner Ampeln
Zwei Stunden Berliner Stadtverkehr Werktag für Werktag. Morgens aus dem äußersten Nordwesten in den äußersten Südosten, abends wieder zurück. Wenn Katharina Marienhagen ihren Schreibtisch in Adlershof erreicht, aus Falkensee über die kilometerlange Charlottenburger Heerstraße und anschließend die Stadtautobahn kommend, hatte sie an jeder größeren Straßenkreuzung schon Gelegenheit, sich auf den Arbeitstag einzustimmen. Ihr Zuständigkeitsbereich umfasst sämtliche Verkehrsampeln der Hauptstadt.
Seit Anfang 2023 leitet Marienhagen die GB infraSignal GmbH, ein Tochterunternehmen der landeseigenen Grün Berlin GmbH, die mit derzeit 66 Beschäftigten auf einer halben Büroetage im Europa-Center residiert. Ihr Geschäftsfeld ist das fachsprachlich sogenannte Lichtsignalanlagenmanagement. Planung, Programmierung, Betrieb, Wartung und vor allem Modernisierung. Diese liegt der Chefin am Herzen: „Ich habe ganz viele Ideen für den Verkehr in Berlin.“
Weniger Stromverbrauch durch Umrüstung von Glühbirnen auf LED-Technik, flexiblere Schaltungen, digitale Technik, in diese Richtung müsse es gehen. Was Marienhagen vorschwebt, ist die „intelligente“ Ampel, die in der Lage ist, mit Verkehrsteilnehmenden zu kommunizieren. Autofahrer:innen signalisiert, mit welchen Geschwindigkeiten sie möglichst ungestört ans Ziel kommen. Oder Fußgänger:innen anzeigt, wie viele Sekunden verbleiben, um die Straße zu überqueren. Eine Ampel, die pünktlich auf Grün springt, wenn sich aus einer Nebenstraße ein Fahrzeug nähert. „Wir müssen wesentlich mehr machen“, sagt Marienhagen.
Mobilität ist das Lebensthema der heute 54-Jährigen, seit sie noch zu DDR-Zeiten im heimatlichen Erfurt eine zweijährige Ausbildung zur Eisenbahn-Facharbeiterin absolvierte: „Irgendwie hat es sich so gefügt, dass ich das interessant fand.“ Das änderte sich nach einer Vorlesung über Straßenverkehrstechnik an der Technischen Universität Dresden, wohin sie 1989 gezogen war. Sie war so beeindruckt, dass in der Folge der Bahn eine Expertin verloren gehen sollte.
Auf das Studium folgten vier Berufsjahre bei einem in München ansässigen Beratungsunternehmen, wo Marienhagen an der Planung von Signalanlagen zur Verkehrssteuerung auf Autobahnen mitwirkte. Insgesamt mehr als zwei Jahrzehnte verbrachte sie seit 1999 bei Siemens in Berlin, zuletzt verantwortlich für die Ampelanlagen, die der Konzern in der nördlichen Hälfte der Republik baute. Ihr Arbeitsplatz lag in der Spandauer Siemensstadt, unweit des Wohnorts.
Durch ein neunmonatiges Intermezzo 2015 bei Alliander, einem privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen, das in denselben Räumen und mit teilweise demselben Personal dasselbe Aufgabenfeld bestellte wie heute infraSignal, war sie auch mit Adlershof frühzeitig vertraut. „Es arbeitet sich sehr gut hier“, sagt sie. „Wir haben ja alles um die Ecke.“ Nicht zuletzt wichtige Forschungseinrichtungen für die Zusammenarbeit wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.: „Drei Minuten Fußweg – ideal!“
Und sonst? Wenn es einmal nicht um Lichtsignalanlagen geht? „Sprach- und reiseaffin“, nennt sich Marienhagen. Hat sich seit der Schulzeit vier Fremdsprachen angeeignet. Verbringt gerne Zeit in Sizilien, war auch außerhalb Europas unterwegs. Und abgesehen davon: „Musik ist mein ganz großes Hobby. Ich trommle in einer Samba-Gruppe.“ Zwei Jahre lang amtierte sie in Falkensee sogar als Vorsitzende des Samba-Vereins.
Dr. Winfried Dolderer für Adlershof Journal