Die Zukunft der Arbeit fest im Blick
Wie man Fachkräfte hält, weiß enspira Connect
Die enspira Connect GmbH unterstützt Unternehmen, ungenutzte Potenziale in Mitarbeitern und Führungskräften zu heben und sich strategisch besser aufzustellen. „Von Adlershof für Adlershof“ lautet dabei das Motto von Gründer Hubert Hofmann.
Irgendwann hatte Hubert Hofmann genug vom Pendeln zwischen Bonn und Berlin – und das Gefühl, seine Erfahrung nochmal an anderer Stelle einbringen zu wollen: Nach mehr als 25 Jahren als Manager für Vertrieb, Personal und Innovation bei der Telekom wohnt er heute mit seiner Familie gleich um die Ecke der Wissenschaftsstadt Adlershof. Sein Arbeitsplatz befindet sich seit Anfang 2014 in einem kleinen Büro in der Volmerstraße.
Seine Firma enspira Connect – das Kunstwort enspira ist aus „Energie“ und „Inspiration“ zusammengesetzt – berät Unternehmen darin, ihre Mitarbeiter so einzusetzen, dass alle profitieren, und hilft ihnen, sich in einem wandelnden Arbeitsmarkt und Wirtschaftsumfeld strategisch besser aufzustellen. „In größeren Projekten gucken wir uns die Prozesse im Unternehmen an, befragen etwa Kunden und Lieferanten, um herauszufinden, wo es möglicherweise hakt“, erläutert Hofmann.
Einige Kunden von enspira Connect sitzen in Adlershof. „Hier gibt es viele heimliche Höchstleister“, sagt er. Deren Vertrauen zu gewinnen, sei häufig nicht einfach. „Viele haben Vorbehalte gegen Berater von außen und fürchten, dass ihnen da theoretische Konzepte übergestülpt werden.“ Hofmann will durch Bodenständigkeit und einfache Methoden für Praktiker überzeugen: Als gelernter Nachrichtentechniker bringt er viel Verständnis für technische Branchen mit. Als Personalverantwortlicher bei der Telekom hat er regelmäßig im Callcenter gesessen, um sich über die Erwartungen von Kollegen und Kunden zu informieren.
Dass die Arbeitswelt sich derzeit gehörig ändert, haben nach seiner Ansicht Mittelständler aus Technikbranchen noch zu wenig realisiert. Junge Fachkräfte, die angesichts des demographischen Wandels künftig dringend gebraucht werden, erwarteten von einem Job heute mehr Mitsprache, Freiraum und Flexibilität, auch bei der Gestaltung der Arbeitszeiten: „Unternehmer müssten ein Umfeld schaffen, in dem Mitarbeiter gerne arbeiten.“ Doch technikorientierte Mittelstandsfirmen konzentrieren sich häufig vor allem auf die Produkte und pflegten ansonsten einen hierarchischen oder sogar autoritären Führungsstil. „Da wird sich viel ändern müssen, um in Zukunft erfolgreich zu sein“, sagt Hofmann.
Diese Erfahrung hat auch Marta Führich gemacht, deren Beratungsfirma goodpoint fellows sich im Büro neben enspira Connect niedergelassen hat. Hofmann hat der Finanzexpertin geholfen, die eigene Geschäftsidee – die Beratung von Mittelständlern etwa beim Zusammengehen mit Start-ups – klarer herauszuarbeiten. „Wir betrachten Unternehmensfusionen oder -aufkäufe nicht nur unter dem rein finanziellen Aspekt, sondern entwickeln Konzepte, wie die jeweilige Belegschaft dazu gebracht werden kann, mitzuziehen“, sagt Führich. Für ihre Klientel ein oft gewöhnungsbedürftiges Vorgehen, „aber Verbesserungen bei der Gruppendynamik und in der Beziehung zwischen Lieferant, Kunde und Unternehmen lassen sich am Ende des Tages auch in Zahlen ausdrücken.“
Auch Ralf Krause hatte keine Berührungsängste, die Beratung von enspira Connect zu nutzen. Mit einem fünfköpfigen Team managt er die „Adapt Apartments Berlin“ unweit des S-Bahnhofs Adlershof. Handwerker, Filmteams, Projektmitarbeiter oder Gastwissenschaftler können sich dort für Wochen oder Monate einmieten. Wegen der großen Nachfrage wuchs die Anlage binnen drei Jahren von einem auf sechs Apartmenthäuser. „Die Anforderungen für die Mitarbeiter änderten sich rapide.“ Hofmanns Team half, in Schulungen und Rollenspielen die Stärken der Kollegen herauszufinden. Die Mitarbeiter hätten die Anregungen bereitwilliger entgegengenommen als vom Chef selbst. Der Hotelmanager setzt auch künftig auf Hofmanns erfahrenen Blick von außen: „Wir müssen auch perspektivisch gucken, was für ein Team brauchen wir vielleicht in 15 Jahren? Selbst wird man ja oft einfach betriebsblind.“
Hofmann hat sich derweil vorgenommen, die Vernetzung der Unternehmen in Adlershof mit voranzubringen. enspira Connect veranstaltet regelmäßig sogenannte CEO-Lounges, in denen sich leitende Manager austauschen. Am 21. Januar 2016 findet unter dem Motto Talentmagnet Adlershof eine Praxiswerkstatt „Innovative Talentstrategien“ statt. Zusätzlich startet ein Onlineportal, auf dem Unternehmen gute Bewerber ihren Kollegen empfehlen können. „Bei einem so hochspezialisierten Standort müssen doch die Fachleute gehalten werden“, sagt er.
Drei Fragen an Hubert Hofmann, enspira Connect
Wie erkennt man Talente?
Indem man aufhört, Bewerbungsgespräche zu führen
- Oft nicht sofort, sondern nur mit eignungsdiagnostischen Messinstrumenten durch Diskurs und Auseinandersetzung
- Auch in technischen Berufen auf die soziale und persönliche Kompetenz sowie kulturelle Passung zum Unternehmen achten
Wie bekommt man Talente?
Indem man aufhört, den idealen Kandidaten zu suchen
- Unternehmen sollten attraktive Arbeitgeber werden
- Stärken und die DNA des Unternehmens durch persönliche Geschichten nach außen kommunizieren
- Gute potenzielle Bewerber an andere Unternehmen weiterreichen
- Bedürfnisse junger Zielgruppen ansprechen
- Austausch in Netzwerken
Wie hält man Talente?
Indem man aufhört, Chef zu sein, sondern Begleiter seiner Mitarbeiter wird
- Mitarbeitern Freiraum und Verantwortung bieten
- Mitarbeiterorientiertes Führungsverständnis leben
- Auf Bedürfnisse einer Mehrgenerationsbelegschaft eingehen
- Beworbene Vorteile als Arbeitgeber im Betrieb tatsächlich einlösen
- Mitarbeiter nach ihren Fähigkeiten einsetzen
- Zusätzliche Arbeitgebervorteile wie gesundheitsfördernde Maßnahmen, Kitaplätze, flexible Arbeitszeitgestaltung schaffen
Von Claudia Wessling für Adlershof Journal