Energiegeladen: Adlershof in Bewegung
Fitness, Ballsport oder Joggen – am Campus ist ganz viel möglich. Wie viel Leidenschaft für sportliche Aktivitäten hat die Wissenschaftscommunity?
Faruk Garic ist in der Mittagspause vom Homeoffice zum Calisthenics-Park am Alexander-von-Humboldt-Weg gekommen. „Ich wohne mit meiner Familie gleich eine Straße weiter. Ich mache Übungen für Arme, Schultern und Rumpfstabilität – Situps, Trizepsdrücken, Planks und Klimmzüge – denn mein eigentlicher Sport ist Basketball.“ Der Softwareentwickler mag die Möglichkeiten für Freestyle-Sport in Adlershof: Joggen, Skaten oder Roller fahren im Landschaftspark. „Das alles ergibt so eine gewisse Sportkultur, die überall präsent ist“, findet Garic. Das sei auch ideal für seine achtjährige Tochter: „Ich liebe diese Gegend und würde gern länger hier wohnen wollen.“ Nach einem 20-Minuten-Workout in der Sonne schnappt er sich T-Shirt, Wasserflasche und Handtuch und macht sich wieder auf den Weg nach Hause – an den Schreibtisch.
Das Bodystreet-EMS-Sportstudio in der Herrmann-Dorner-Allee ist dabei, sich zu einem Sporttreff für die Nachbarschaft zu entwickeln. „Wir sind ein bisschen wie der Frisör der Fitnessbranche“, schmunzelt Inhaber Martin Holtzegel: „Wir merken, dass hier Leute zum Sport zusammenkommen, die sich noch nicht kennen, dann aber zunehmend vertrauter miteinander werden. Das ist eine schöne Atmosphäre, es ist so familiär.“
Holtzegel ist Bodystreet-Franchisepartner und Dozent, leitet das Adlershofer Studio mit vier Mitarbeitern. Er kommt selbst aus dem Bezirk und liebt die Gegend. Das EMS-Trainingskonzept (EMS: Elektrische Muskelstimulation) passt zum Technologiepark, wie er findet: „Hier wohnen Leute, die viel im Sitzen arbeiten, aber auch aufgeschlossen sind für neue Trainingskonzepte, Technik und Digitalisierung.“
Die Trainierenden schlüpfen zum Sport in einen smarten Anzug, der mit 85 Hertz elektrische Impulse ans Nervensystem sendet. Dadurch soll der Muskelaufbau beschleunigt werden. 20 Minuten pro Woche sollen ausreichen. Die Durchnittsklientel ist weiblich und 47 Jahre alt. Auch hier in Adlershof.
Holtzegel ist seit zehn Jahren am Standort und freut sich über die Entwicklung der Gegend: „Die kleinen Kieze, die sich entwickeln – da ein neuer Bäcker, dort eine neue Gastronomie –, führen dazu, dass die Leute gezielt herkommen, um hier zu wohnen. Das macht es für uns auch attraktiver.“
Der Landschaftspark direkt gegenüber ist für das Team auch ein großes Plus. Sie gehen selbst gern spazieren, eine Runde joggen oder mit der Smartwear ins Outdoortraining.
Wie Theresa Heinemann. Sie lebt nach dem Motto „Wer rastet, der rostet“ und empfiehlt: „Immer in Bewegung bleiben mit dem, was einem Spaß macht!“ Sie ist Orthopädin und Unfallchirurgin mit Schwerpunkt Sportmedizin und kommt regelmäßig zum Sport nach Adlershof – zum Joggen im Landschaftspark und einmal in der Woche zum Fitnesstraining. „Am liebsten verlege ich mein EMS-Training bei gutem Wetter in den Park.“
Den lieben auch ihre Kinder – die Skaterstrecke ist hoch im Kurs. „Als sie kleiner waren, sind wir in die Sporthalle an der Merlitzstraße zum Kinderturnen gegangen. Jetzt schwimmen sie im Verein in Neukölln und spielen Fußball in Johannisthal.“ Heinemann hat das Gefühl, dass es für jede Altersgruppe hier Sportangebote gibt. Nur ein Yogastudio, das hat sie bisher noch nicht entdeckt.
Und doch gibt es eines: Urai und Timo Schneemann wohnen seit eineinhalb Jahren in Adlershof und haben vor drei Monaten ihr eigenes Yoga-Studio ONEy eröffnet, dessen Konzept aus einem Mix aus Yoga, Personal Training und einer Prise Buddhismus besteht.
Urai Schneemann kann ihr Glück kaum glauben: „Ich habe zu Hause in Thailand Jahre um Jahre meditiert und Yoga gelernt, seit ich sieben Jahre alt war“, erzählt sie. „Irgendwann träumte ich davon, Yogalehrerin zu werden und nach Europa zu reisen, in ein fernes Land … Jetzt bin ich hier in unserem eigenen Studio in Berlin.“ Timo Schneemann, eigentlich Maschinenbauingenieur, hat viele Jahre in Asien gearbeitet und vor fünf Jahren in Thailand seine jetzige Frau kennengelernt. Bezahlbare Mieten, die Nähe zum Flughafen und viel Grün drumherum verschlugen sie nach Adlershof. Das moderne Studio in der Hermann-Dorner-Allee begrüßt seine Schülerinnen und Schüler mit dem Leitbild „Begegne deinem stärksten Selbst“.
„Wir müssen beobachten, was wir fühlen. Es ist, wie in eine Quelle der Kraft einzutauchen“, erklärt Lehrerin Schneemann und ihr Mann ergänzt: „Wir lieben Workouts, Laufen, Radfahren, aber Yoga ist die erste Wahl zur Stärkung des Nervensystems. Es macht ausgeglichen und nicht ausgepowert.“
IMP-Studentin (Informatik, Mathematik, Physik) Magdalena Krause und ihre Freunde lieben Volleyball. „Irgendwie haben alle auf einmal damit angefangen.“ Das liegt vielleicht an den guten Gelegenheiten hier am Campus. „Wir spielen ganz oft auf dem Beachvolleyball-Feld“, nicken die drei. „Manchmal auch spontan, dann leihen wir uns einen Ball im studentischen Café MoPs aus. Unsere Fachschaft hat sich inzwischen auch Bälle angeschafft.“
Ihr Kommilitone Janek Musculus spielt neben Volleyball auch Basketball. „Ich wohne in Mitte und fahre die Strecke nach Adlershof gern mit dem Rad.“
Justus Wese studiert Physik im Master. Er hat lange Fußball gespielt, ist aber vor zwei Jahren zum Volleyball gewechselt. Indessen leitet er sogar einen der Kurse im Sportzentrum der Humboldt-Universität in der Rudower Straße. In der Dreifelderhalle gibt es von Volleyball über Gesellschaftstanz und Turnen zahlreiche Angebote. Krause belegt dort zwei Volleyballkurse: „Ich finde das Sportangebot hier großartig und es gibt viele Dinge, die mich interessieren. Aber ich kann natürlich nicht alles machen.“
Jördis Götz für Adlershof Journal