Erprobt in Wüste und Regenwald
Digitale Audio- und Videorekorder der Firma Sound Devices machen es möglich
Eine Pappbox mit diversen Audioteilen und beschriftet mit „Sound Devices“ markiert die bescheidenen Anfänge des Unternehmens aus dem mittleren Westen der USA. Im Sommer 1998 starteten dessen Gründer in Reedsburg, Wisconsin, mit einem einzigen Ziel: Kleine, robuste und intuitiv bedienbare Audiorekorder zu bauen. Heute kommt auch in Deutschland kaum eine Filmproduktion ohne sie aus. Ob Daily Soap, Fernseh- oder Kinofilmproduktion – die digitalen Audio- und Videorekorder der Firma Sound Devices sind fast immer mit dabei. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen sein Europa-Service-Center eröffnet – in Adlershof.
Inzwischen haben Tontechniker die Geräte des Unternehmens auf eisigen Berggipfeln genauso erfolgreich genutzt wie in Wüsten und Regenwäldern, unter anderem für die an beiden Polen gedrehte und preisgekrönte Dokumentarserie der BBC und des Discovery-Channel „Frozen Planet“ oder Filme wie Tarantinos „Django Unchained“ und Christopher Nolans Batman-Streifen „The Dark Knight“.
„Die Geräte erleben einiges und sehen oft dementsprechend aus“, sagt Ginetta Fassio, Niederlassungsleiterin in Adlershof, schmunzelnd. Filmarbeit finde häufig draußen statt, die Geräte müssten die schwierigsten klimatischen Bedingungen aushalten und trotzdem zuverlässig arbeiten. Fassio weiß, wovon sie spricht. Sie ist studierte Tonmeisterin und hat jahrelang die Geräte des Unternehmens selbst genutzt.
Hochkomplexe Computertechnik
Sie heißen 633 oder 664, je nachdem über wie viele Eingangskanäle sie verfügen. In den robusten, aber dennoch leichten schwarzen Gehäusen, die nicht größer sind als ein Taschenbuch, befindet sich hochkomplexe Computertechnik. Das Modell 664 ist sozusagen der „große Bruder“ von 633, mit doppelt so vielen Eingangskanälen. Es ist für das große Filmset gedacht.
„Da wollen Regisseure, Produzenten oder deren Assistenten während der Aufzeichnung mithören oder miteinander sprechen. Dafür braucht man dann einfach mehr Kanäle“, erklärt Fassio. Der Durchbruch gelang dem Unternehmen mit dem Modell 744, dem weltweit ersten verlässlichen digitalen Aufzeichnungsgerät mit einem Festplattenrekorder. Dass er „revolutionär“ war, findet auch Tonmeisterin Fassio: „Wegen seiner Funktionsweise, seiner Robustheit und er war im Vergleich zur Konkurrenz unglaublich klein.“
Fingerspitzengefühl auch bei der Wartung
Das Adlershofer Team soll in naher Zukunft alle in der EU verkauften Audio- und Videogeräte des Unternehmens warten. Eine filigrane Aufgabe, „denn wir reparieren noch auf Komponentenebene“, erklärt Fassio. Das heißt zum Beispiel Löten unter dem Mikroskop nach hochkomplexen Schaltplänen. Dafür braucht es Fingerspitzengefühl, Geduld und jede Menge Erfahrung. Seine Mitarbeiter schult das Unternehmen dafür direkt am Firmensitz in Reedsburg. Auch die Anregungen seiner Kunden werden bei der Weiterentwicklung der Geräte berücksichtigt.
Datensicherheit unverzichtbar
Mit dem Wissen aus dem Tonbereich hat Sound Devices vor drei Jahren auch begonnen, kleine mobile und größere Videorekorder für Übertragungswagen zu entwickeln. Weil Daily Soaps einen HD-Fernsehmarkt bedienen, HD-Aufzeichnungsgeräte aber häufig extrem teuer sind und Produktionsfirmen begrenzte Budgets haben, wird nicht selten ein kleiner, mobiler, digitaler Videorekorder an die Kamera gekoppelt, der parallel in HD aufzeichnet. Ein anderer Grund für die parallele und digitale Aufzeichnung ist die Datensicherheit. Die Daten der Videorekorder werden 4-fach gesichert, sie verfügen über eine doppelte Stromversorgung. Denn auch für das Bild gilt: Datenverlust ist eine Todsünde. Wer erinnert sich schon gern an den achtminütigen Bildausfall zur Fußball-Europameisterschaft 2008. „So etwas darf einfach nicht passieren“, sagt Ginetta Fassio.
Von Rico Bigelmann für Adlershof Journal