Erreichbares Adlershof
Regionalbahnhalt statt Notfahrpläne
Nun sind wir an das Straßenbahnnetz angeschlossen. Nur drei Stationen trennen die Mitte des Technologieparks von der des historischen Ortskerns von Adlershof. Fahrzeit: drei Minuten. Ein völlig neues Fahrgefühl – und hoffentlich auch der Beginn einer echten Nachbarschaft zwischen „Kiez“ und „Raumschiff“.
Mit der Straßenbahn hält ein weiteres Stück Urbanität im Technologiepark Adlershof Einzug. Sie wird in erster Linie die Funktion eines Zubringers zur S-Bahnstation erfüllen. Am Hochtechnologiestandort Adlershof arbeiten derzeit über 14.000 Menschen. Hinzu kommen 7.800 Studierende der Humboldt- Universität zu Berlin. Wir wissen aus internen Erhebungen,
dass 44 Prozent der hier Beschäftigten täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, in erster Linie mit der S-Bahn. Seit über zwei Jahren fährt die S-Bahn mit einem Notfahrplan. Die Folgen: volle Züge, genervte Fahrgäste.
Als erfahrener S-Bahnfahrer möchte ich Sie, liebe Leser, jetzt nicht mit weiteren Erfahrungsberichten aus meinem Pendleralltag unterhalten, sondern über die Zukunft der Anbindung Adlershofs an die öffentlichen Verkehrsmittel grundsätzlich nachdenken. Gemeinsam mit unseren Standortpartnern erarbeiten wir derzeit in der WISTA-MANAGEMENT GMBH die Strategie „Adlershof 2020“. Sie soll uns klare Perspektiven zeigen: „Wo kann Adlershof in neun Jahren stehen?“ Um unsere Erfolgsgeschichte fortschreiben zu können, müssen wir uns intensiv mit der Entwicklung der weichen Standortfaktoren befassen – und dazu gehört auch der öffentliche Personennahverkehr. Wir werden auf Initiative unseres Beirates noch in diesem Jahr mit den zuständigen Stellen bei Deutscher Bahn bzw. S-Bahn Berlin GmbH in einen intensiven Dialog treten. Wir wollen wissen: Wie kann die Anbindung Adlershofs nicht nur sichergestellt, sondern wie kann sie langfristig verbessert werden?
Dabei gehen wir davon aus, dass die S-Bahn in absehbarer Zeit wieder nach Regelfahrplan fährt – und fahren muss. Spätestens 2016 wird die grundlegende Sanierung der Schienenverbindung von Grünau über Adlershof zum neu gestalteten Ostkreuz abgeschlossen sein. Wir werden dann wieder eine direkte Verbindung zur Stadtbahn haben – eine Linie, alle 20 Minuten, dieselben Fahrzeiten wie vor der Sanierung. Muss es bei einer Linie bleiben? Welche Maßnahmen können überdies getroffen werden, um die S-Bahn-Verbindungen nach Adlershof zu beschleunigen? Ist es sinnvoll, über neue Linienführungen nachzudenken? Welche technischen Möglichkeiten bestehen, um Fern- und S-Bahnverkehr zu verknüpfen, wie das z. B. in Hamburg oder Karlsruhe der Fall ist? Ist so etwas auch in Berlin realisierbar?
Adlershof verfügt seit den 1950er-Jahren über keinen Regionalbahnhof mehr. Wir gehen in unseren Prognosen davon aus, dass sich die Zahl der Beschäftigten im Entwicklungsgebiet Adlershofs bis 2020 auf 28.000 verdoppeln wird. Hinzu kommen 26.000 Einwohner des Ortsteils Adlershof. Ist es nicht angebracht, angesichts eines so großen Einzugsbereichs, sich Gedanken über die (Wieder-)Einrichtung eines Haltepunktes für Regionalbahnzüge zu machen? Der internationale Flughafen wäre dann für uns in wenigen Minuten erreichbar.
Eine Verlängerung der Straßenbahn von Adlershof nach Schöneweide ist geplant. Welche Straßenbahnverbindungen sind darüber hinaus denkbar? Ist es zum Beispiel sinnvoll, eine Verlängerung der Straßenbahn nach Rudow zu fordern? Immerhin bestünde dort eine Anbindung an die U-Bahnlinie 7. Adlershof verfügte damit über eine leistungsfähige zusätzliche Schienenanbindung. Spätestens mit Inbetriebnahme des neuen internationalen Flughafens wird sich der Blick auf Berlin radikal verändern. Adlershof wird dann im wahrsten Sinne des Wortes zur „ersten Adresse“ Berlins. Damit wir diesem Anspruch auch tatsächlich gerecht werden, müssen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein – schnell und zuverlässig. Es kann uns nicht schaden, wenn es in Zukunft auch schneller und zuverlässiger als heute geht.
Peter Strunk ist Leiter Kommunikation in der WISTA-MANAGEMENT GMBH