Erster Berliner Mitmach-Supermarkt
Starthilfe für SuperCoop Berlin von der Gründerwerkstatt Adlershof
Ende des Sommers soll der erste kooperative Supermarkt Berlins in Berlin-Wedding eröffnen. Die Gründerinnen von SuperCoop Berlin treiben ihr Projekt mithilfe der Gründerwerkstatt Adlershof (GWA) voran.
Die Idee ist nicht neu: genossenschaftlich organisierte Supermärkte, die der Kundschaft gehören. Bereits 1973 eröffnete in New York die „Park Slope Food Coop“, die 17.000 Anteilseigner/-innen gehört. Inzwischen gibt es kooperative Supermärkte in Paris, Brüssel und Initiativen in anderen deutschen Städten wie München, Köln und Hamburg. Mit SuperCoop Berlin ist die Idee in der Hauptstadt angekommen. Nach einem Testbetrieb mit einem kleinen Onlineshop mit Abholung in Berlin-Friedrichshain im vergangenen Jahr werden die Mitglieder derzeit aus einem Lager in Berlin-Wedding beliefert. Doch schon bald können die Kund/-innen die Produkte selbst in die Regale des ersten transparenten und gemeinschaftlichen Supermarktes einstapeln und entnehmen, ist Johanna Kühner überzeugt. Sie ist eine der vier Vorständinnen von SuperCoop Berlin.
Doch wofür genau steht SuperCoop Berlin? „Es geht um Kooperation, Teilhabe und Transparenz zur Mitgestaltung unseres Ernährungssystems mit mehrheitlich regionalen, fairen, unverpackten und biologischen Produkten“, fasst es Kühner zusammen. Die Kund/-innen sind Mitglieder, die über das Warenangebot mitbestimmen. Sie arbeiten ehrenamtlich drei Stunden im Monat im Geschäft mit. Eingesparte Betriebskosten, eine transparente Marge und die Reinvestition der Gewinne sorgen für faire Preise sowohl auf Mitglieds- als auch Erzeugerseite.
„Im Oktober 2020 haben wir die Genossenschaft gegründet. Jetzt haben wir knapp 600 Mitglieder“, freut sich Kühner. Mit der zweiten Crowdfunding-Kampagne hat SuperCoop Berlin im Frühjahr dieses Jahres sein Ziel erreicht. Bei 500 Mitgliedern lag die kritische Größe, um den Eigenanteil der Initiative am Bankdarlehen zu stemmen. Jedes Mitglied zeichnet einen einmaligen Anteil von 100 Euro. Mit dem Kapital soll zunächst ein 250 m² großer Supermarkt in den Osram-Höfen in Berlin-Wedding entstehen. Außerdem sind „weitere Abholstellen in anderen Stadtvierteln in Planung“, erzählt Kühner. Sie hat Politikwissenschaft und Betriebswirtschaft studiert und kam 2019 aus Mannheim nach Berlin. An der Technischen Universität Berlin hatte sie bereits zwei Semester Innovationsmanagement und Unternehmertum mit Fokus auf Nachhaltigkeit absolviert, bevor sie mit SuperCoop Berlin zur Gründerin wurde. Gemeinsam mit Eugénie Wateau und Jessica Pawlak hat sie mit der Idee des kooperativen Supermarktes im Herbst vergangenen Jahres auch die Jury der Gründerwerkstatt Adlershof überzeugt. Alle drei erhalten seitdem ein einjähriges Stipendium, einen Platz im WISTA-Coworking-Space sowie viele unterstützende Coachingangebote. Damit zeigt sich auch, dass nicht nur technische, sondern auch soziale Innovationen ins Programm der Gründerwerkstatt Adlershof aufgenommen werden.
„Während wir momentan noch keine Frischeprodukte anbieten können, soll es im Ladengeschäft ein Vollsortiment geben“, sagt Johanna Kühner, die sich vorwiegend um die Außenkommunikation, die Standortsuche und Ladenplanung kümmert. Das Produktsortiment können die Mitglieder selbst gestalten. „Dafür haben wir gemeinsam Produktleitlinien erarbeitet, die definieren, wie die Produkte beschafft werden sollen und welche sozialen und ökologischen Kriterien diese erfüllen müssen“, ergänzt Kühner. Weil jedes Mitglied eine Stimme hat, bestimmen alle auf demokratische Weise mit. Schließlich gehe es auch darum, gemeinsam etwas verändern zu können.
Die Mitgliederstruktur sei gut gemischt, reiche von jungen Leuten von Anfang zwanzig bis zu Achtzigjährigen, darunter seien auch einige Familien. International ist nicht nur die Kundschaft, sondern auch der Vorstand von SuperCoop. Johanna Kühner ist Deutsche, Eugénie Wateau Französin, Jessica Pawlak Amerikanerin. Die vierte im Vorstandsteam ist Marie Populus, ebenfalls Französin.
Der genossenschaftliche Supermarkt sucht auch weiter Mitglieder, um dann auch schnell die Ladenfläche und das Sortiment erweitern zu können.
Von Sylvia Nitschke für Adlershof Journal