Family Affairs
Über Familienbande im Technologiepark
Der Campus in Adlershof hat schon etwas Familiäres. Wie sehr, zeigen Familien, die hier in unterschiedlichen Jobs arbeiten. Wie ist das? Sorgt das für eine Art Verbundenheit? Beflügelt das im Alltag? Wir haben nachgefragt.
Ein derart direktes Feedback zu seiner Arbeit bekommt Günter Buzanich, Produktmanager und Entwickler bei der LLA Instruments GmbH & Co.KG, selten: „Schatz, wir haben heute wieder mit Deinem Detektor gemessen, hat prima geklappt.“ Ein Lob aus dem Mund von Buzanichs Ehefrau, das beiläufig beim Abendessen fällt. Beide haben in Physik promoviert und arbeiten in Adlershof. Ana Guilherme Buzanich hat an der Universität Lissabon studiert, ist seit 2014 Wissenschaftlerin an der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) im Fachbereich Strukturanalytik und arbeitet unter anderem am Teilchenbeschleuniger BESSY II. So kam es ebenfalls beim gemeinsamen Abendessen, dass die beiden eine Idee für einen Mehrkanalsensor hatten, den Günter Buzanich prompt mit dem Team, in dem seine Frau arbeitet, entwickelte. Für den Produktmanager mit Hang zur praktischen Entwicklung eine ungewöhnliche, aber reizvolle und für alle Beteiligten gewinnbringende Aufgabe.
Ebenso fruchtbar ist das Wirken des gebürtigen Österreichers und der Portugiesin in Adlershof – auch wenn ihre Jobs nur oberflächlich betrachtet ähnlich sind. „Abends bei Tisch tauschen wir uns schon darüber aus, wer wo ein neues wissenschaftliches Paper entdeckt hat, das für den jeweils anderen nützlich sein könnte“, erzählt Günter Buzanich, „Oder darüber, was es hier am Standort Neues gibt.“ Gut, dass jeder verschiedene Kontakte hat, die für den anderen hilfreich sein könnten.
Beide hatten sich als Studierende über eine Kooperation der Technischen Universität Wien mit der Universität Lissabon kennen- und lieben gelernt. Promovieren wollten sie gemeinsam an einem Ort. „Idealerweise dort, wo man im Anschluss einen interessanten Job findet“, sagt Günter Buzanich. Ihre Wahl fiel 2009 auf Adlershof. Es war die richtige Entscheidung.
Das können auch Katrin und Robert Hilbrich unterschreiben. „Die Standortwahl war für uns eher Zufall“, sagt Katrin Hilbrich, „da wir in Köpenick wohnen, ist der Campus aufgrund des kurzen Arbeitsweges für uns als Familie perfekt.“ Aber auch wegen der Jobs, die das Ehepaar, mit Unterbrechungen, immer wieder lockte.
Für Katrin Hilbrich ging es als Studierende 2006 bei der Firma Hymite GmbH los, bei der sie als Entwicklungsingenieurin ins Berufsleben startete. Nach einem Schlenker über Oberschöneweide kehrte sie 2016 als Entwicklungsingenieurin in der Aufbau- und Verbindungstechnik ans Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik zurück. Seit Juli wirkt sie als Projektleiterin bei der AEMtec GmbH. Ihr Mann Robert hat an der Humboldt-Universität zu Berlin Informatik studiert, hier promoviert und ist nach diversen Adlershofer Stationen nun Abteilungsleiter beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. im Bereich der Verkehrsforschung. „Wir fühlen uns sehr wohl auf dem Campus“, betonen die Hilbrichs, „Beruflich ist ein reger Austausch mit anderen Firmen gegeben. Auch die Mittagspausen sind durch die mittlerweile große Auswahl an Essensanbietern sehr angenehm.“ Vor Corona und Homeoffice traf sich das Ehepaar täglich zum Mittagessen im Kamee Caffè. „Ich würde aber trotzdem nicht sagen, dass uns der Campus verbundener gemacht hat“, bemerkt Katrin Hilbrich, „wir tauschen uns eher über die inhaltliche Arbeit als über den Arbeitsstandort aus.“
Auch bei Familie Israel ist der Campus nach Feierabend ab und an Thema. Petra Israel arbeitet im Vertrieb bei der ASTI Mobile Robotics GmbH, ihr Mann Jörg ist bei der WISTA Management GmbH Projektentwickler; aktuell setzt er den Innovationscampus FUBIC (Business and Innovation Center next to Freie Universität Berlin Campus) auf die Schiene. Beide sind hier seit mehr als 20 Jahren tätig. Den studierten Fabrikplaner Jörg Israel lockte die, wie er sagt, „spannende und passende“ Aufgabe, Technologiezentren aus der Taufe zu heben, im Jahr 1992 zur WISTA. Seine Frau hat die Entwicklung des Standortes bereits seit Zeiten der Akademie der Wissenschaften miterlebt. Privat zusammengeführt hat Adlershof die beiden nicht - da funkte es schon zu Studienzeiten. Was die Israels sehr schätzen, ist, dass ihre unterschiedlichen Netzwerke die tägliche Arbeit befruchten. In der Freizeit spielen sie Volleyball in der Mannschaft der Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e. V. und nehmen an Firmenläufen teil.
Das Ehepaar hat unlängst Adlershofer „Zuwachs“ bekommen: Ihr Sohn Eric schreibt beim 3D-Druck-Start-up xolo seine Diplomarbeit über Materialentwicklung. Gut möglich, dass der 30-Jährige danach bei der jungen Firma einsteigt. Er würde gewissermaßen in die Fußstapfen seiner Eltern treten und deren Adlershofer Verbundenheit pflegen. So locken Familienbande sogar junge Talente an den Standort.
Chris Löwer für Adlershof Journal
LLA Instruments GmbH & Co. KG
Bundesanstalt für Materialforschung- und prüfung, Strukturanalytik und Materialographie
AEMtech GmbH
DLR - Institut für Verkehrsforschung
FUBIC
ASTI Mobile Robotics