„First Exit Adlershof“
Ein Besuch bei den neuen Geschäftsführern von Studio Berlin
Hier der Wissenschafts- und Technologiepark, dort die Medienstadt, die „bunte Glitzerwelt“ von Film und Fernsehen. Beide Seiten eint: Sie sind überzeugte Adlershofer. Auch nach dem Generationswechsel bei Studio Berlin. Ein Besuch bei den neuen Geschäftsführern.
Die Zahlen sind eindrucksvoll: Vier große Fernsehübertragungswagen, alle im „High Definition“-Format, zehn Studios mit über 12.000 m², davon die beiden größten jeweils mit mehr als 2.400 m². „Modernere Studios finden Sie in Deutschland nicht“, sagt Goetz Hoefer, der gemeinsam mit Robin Houcken die Geschäfte der Studio Hamburg Berlin Brandenburg GmbH führt. Studio Hamburg, die Muttergesellschaft, hat seit 1993 über 100 Millionen Euro am Standort Adlershof investiert.
Studio wieder gut ausgelastet
Inzwischen ist, wie Hoefer betont, die Auslastung der Studios wieder gut dank des großen Engagements des Teams in Adlershof und Hamburg um Mike Krüger und Andreas Walter. Als 2008 die ProSiebenSat.1 Media AG ankündigte, den Sender Sat.1 von Berlin nach München zu verlegen, traf das die Branche hart. Es dauerte, bis die Lücke, die der große Privatsender hinterlassen hatte, wieder ausgefüllt war. Geholfen hat dabei die moderne Infrastruktur. Anteil an diesem Erfolg haben auch die Sender Pro-Sieben und Sat.1: Für vier Monate – Beginn war im November 2011 – realisierte Studio Berlin die Gesangs Castingshow „The Voice of Germany“, aufgezeichnet im Großraumstudio H in Adlershof. Die Show avancierte zum Megaliebling der Fernsehzuschauer. Aber auch andere Produktionen tragen zur Auslastung bei, wie zum Beispiel die Polit-Talkshow „Anne Will“ und die ZDF-Serie „Soko Wismar“, die ab März 2012 ein festes Set in Adlershof bekommt.
Für die Ü-Wagen gibt es viel zu tun: Das Adlershofer Know-how kommt bei der Show „Gottschalk Live“ ebenso zum Einsatz wie beim sonntäglichen Polit-Talk von Günther Jauch aus dem Schöneberger Gasometer. Im Sportbereich realisieren die Ü-Wagen TV Übertragungen der 1. und 2. Fußball-Bundesliga, des Handballs und auch der DTM. Events wie die Goldene Kamera oder die Berlinale werden von den Ü-Wagen ebenso übertragen wie die Bilder zur kommenden Fußball-Europameisterschaft aus den beiden Stadien in Danzig und Warschau.
Berlin ist hip bei den Kreativen
Also alles wieder im Lot? Robin Houcken lenkt den Blick auf Berlin und gibt zu bedenken, dass es in der Stadt keinen großen Sender gibt, der wie ein Magnet weitere Unternehmen der Branche anzieht. Dafür müsse ein Ausgleich gefunden werden. Wie? Houcken sieht eine „enorme Stärke“ Berlins im Kreativpotenzial rund um die neuen Medien. Hier könne Berlin mit gut ausgebildeten Arbeitskräften und günstigen Lebenshaltungskosten punkten.
Wo will sich Studio Berlin künftig besonders engagieren? Ein Beispiel sind die MCI Werkstätten. Goetz Hoefer: „Das Tochterunternehmen ist Spezialist im Dekorationsbau und baut weltweit Sets für Musicals.“ So wird die Bühne für den Eurovision Song Contest in Baku in den Werkstätten gefertigt wie auch viele Dekos für den Berliner Friedrichstadt- Palast. „Auf diesem Feld werden wir unser Engagement verstärken – in Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Region“, so Hoefer.
Internationale Koproduktion „Filth“
Und wie sieht es beim Film aus? Immerhin war Adlershof Drehort bemerkenswerter Produktionen: Peter Bogdanovichs „The Cat’s Meow“ (2001), Wolfgang Beckers „Good Bye, Lenin!“ und „Otto's Eleven“ (2011) mit dem Komiker Otto Waalkes. 2010 hat sich Studio Berlin mit den Londoner Pinewood Studios zusammengetan und die Pinewood Studio Berlin Film Services gegründet, um internationale Filmproduktionen nach Deutschland zu holen. Ein konkretes Projekt ist die internationale Koproduktion „Filth“, die in Schottland, Schweden, Deutschland und Belgien gedreht wird. Weitere Filmprojekte sind in Verhandlung.
Was erwarten die beiden Geschäftsführer vom neuen internationalen Flughafen? „Adlershof wird damit auf dem Weg in die Stadt liegen. Diesen Vorteil müssen wir jetzt unseren Kunden näherbringen“, sagt Houcken. Künftig könne es mit Anspielung auf den Film „Last Exit to Brooklyn“ also „First Exit Adlershof“ heißen. Wäre das nicht ein guter Slogan für eine gemeinsame Vermarktung? So weit voneinander entfernt leben sie doch nicht – die „Glitzerwelt“ von Film und Fernsehen und die nüchterne Welt der Wissenschaft.
von Peter Strunk
Link: www.studio-berlin.de