Freies Surfen überall
Managed Hotspot Services im Technologiepark Adlershof
Noch stehen die frisch bezogenen Adlershofer Geschäftsräume der abl social federation GmbH größtenteils leer. Doch das wird sich bald ändern. Das 2013 gegründete Start-up ist als Generalunternehmer des Projekts des Berliner Senats „Freies WLAN für Berlin“ dafür verantwortlich, Stadtgebäude, Schulen und viele andere öffentliche Einrichtungen mit WLAN auszustatten. Für das Gründerteam ist es nicht der einzige Großauftrag.
Kabelkanäle liegen im Flur. In leeren Büros stehen Kartons. Der Umzug ins Adlershofer Zentrum für Informationstechnologien und Medien läuft auf Hochtouren. Dennoch nimmt sich Benjamin Akinci Zeit für ein Gespräch. Der Gründer und Geschäftsführer der abl social federation GmbH bittet in eine spartanisch eingerichtete Küche, atmet kurz durch – und ist sofort bei der Sache.
Erst seit 2013 gibt es das Unternehmen. 43 Mitarbeiter sind dort tätig, haben über 6.000 freie WLAN-Hotspots, temporäre WLAN-Netzwerke beim G7-Gipfel in München, dem Chistkindlesmarkt in Nürnberg und beim Formal-1-Rennen in Abu Dhabi eingerichtet. Und es ist Generalunternehmen für den Ausbau öffentlicher WLAN-Netze in Baden-Württemberg und in Berlin. Das sind nur die Highlights der ereignisreichen ersten Jahre. Töchter in Dubai, Singapur, Vietnam und in der Schweiz haben die Arbeit aufgenommen. Partnerschaften mit Global Playern wie eBay, Cisco, IBM Analytics oder Amazon-Tochter audible sind geschlossen.
Woher kommt der Erfolg? Akinci muss nicht überlegen: „Wir haben uns nie als Start-up gesehen. Das sieht man auch daran, dass wir mit einem Rechtsanwalt und mit einem Steuerberater im Management gestartet sind, um uns und unseren Kunden maximale Rechtssicherheit zu verschaffen“, erklärt er. Dieses Beispiel drücke die Philosophie des Teams aus: Immer einige Schritte vorausdenken, agil und beweglich sein. Und vor allem, das Geschäft vom Kunden her denken.
Das gilt erst recht für den Kern seines Geschäfts. Die abl social federation belässt es nicht beim Einrichten von Hotspots. Vielmehr versteht sie freies WLAN als zentralen Baustein für smarte Städte der Zukunft und hinterlegt es mit entsprechenden Funktionen. Big-Data-Technologien werten Nutzerzahlen und Nutzerverhalten aus. Mit den Informationen können Anbieter der Hotspots gezieltes Marketing auf den individuellen Begrüßungsseiten betreiben, über die Endnutzer sich ins kostenlose Internet einloggen.
Die Analysesysteme im Hintergrund lernen. Sie erlauben mit der Zeit immer genauere Prognosen zur Zahl, Altersstruktur, den Bedürfnissen und Interessen von Passanten und Besuchern, die den Hotspot nutzen. Digitale Besucherführung in Gebäuden oder auch im öffentlichen Raum ist möglich. Das Einbinden sogenannter Beacon-Module ermöglicht es, Nutzern Gutscheine oder Sonderangebote aufs Smartphone zu senden. „Das eröffnet Shops und Restaurants in Verbindung mit anderen Daten – etwa aus ihren Lagern – die Option, ihr Bestellwesen zu optimieren und gezielt Rabattaktionen zu starten, wenn sie auf verderblichen Waren sitzenzubleiben drohen“, so der Gründer. Zusätzliche Module zur Gesichtserkennung erlaubten es, diese Angebote geschlechts- und altersspezifisch zu optimieren. Wobei Gesichtsdaten nie gespeichert werden, sondern die Systeme nur Basisinformationen aus ihnen ableiten. All diese Mehrwertdienste für die Anbieter hat das Team in einem Marketingportal gebündelt. Daraus kann jeder Kunde exakt die Dienste abrufen, die für ihn sinnvoll sind.
Die Kunden stehen Schlange. „Wir sind 2013 mit dem klaren Ziel angetreten, Deutschland flächendeckend mit WLAN zu vernetzen“, so Akinci, „denn noch sind wir da aufgestellt wie ein Entwicklungsland.“ Knapp vier Jahre später sind 6.000 freie Hotspots eingerichtet. Das Team hat eine hohe siebenstellige Venture-Capital-Finanzierung von einem Global Player, der nicht genannt werden will, eingeworben. Die anonymisiert gesammelten Nutzerdaten bleiben in hoch gesicherten deutschen Rechenzentren.
Die Struktur steht. Alle Zeichen stehen auf Wachstum. „Wir suchen auch hier in Berlin engagierte Programmierer und Administratoren“, sagt Akinci. Damit die Vernetzung von Fußgängerzonen, öffentlichen Gebäuden, Events und künftig auch Fabrik- und Geschäftsräumen schneller vorangeht, sollen sich die verwaisten Büros in der neuen Adlershofer Dependance möglichst bald mit Leben füllen.
Von Peter Trechow für Adlershof Journal