Gastprofessur: Sozialgeografin Ilse Helbrecht lehrt am renommierten Dartmouth College
HU-Professorin wird vom 11. September bis 15. November als Harris-Ehren-Gastprofessorin in New Hampshire lehren und forschen
Prof. Dr. Ilse Helbrecht folgt vom 11. September bis zum 15. November einer Einladung an das Dartmouth College (USA). Die Professorin für Kultur- und Sozialgeographie an der Humboldt-Universität wird dort als Harris-Ehren-Gastprofessorin lehren und forschen. Das Dartmouth College gehört neben Harvard, Princeton und der Yale University zu den acht hoch angesehenen Universitäten der „Ivy League“ in den USA und ist somit Teil einer Gruppe der prestigeträchtigsten Universitäten der Welt.
Die Professorin wird zum Thema „Urban Geography“ für Bachelorstudierende der Geografie lehren und von Dartmouth aus auch ihr neues Forschungsprojekt „Transformations in Housing and Intergenerational Contracts in Europe (THICE)“ beginnen, das von der VolkswagenStiftung finanziert wird und sich mit intergenerationaler (Un-)Gerechtigkeit auf den europäischen Wohnungsmärkten beschäftigt. Daneben forscht sie weiterhin im Rahmen des SFB 1265 „Refiguration von Räumen“ zu Fragen von „Geographien der Verunsicherung“. Dabei geht es um die Frage, wie Menschen derzeit in Städten ebenso wie in ländlichen Räumen mit den vielfältigen Verunsicherungen umgehen, die wir derzeit aufgrund multipler Krisen erleben.
Stadtbewohner*innen und ländliche Regionen unter Druck
„Lokale Wohnungsmärkte sind in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr in globale Finanzstrukturen eingebettet worden und haben das Verhältnis der Stadtbewohner*innen zu Wohnraum, Immobilien und alltäglichen Konflikten nachhaltig verändert. Das wirkt sich gravierend auf das subjektive (Un)Sicherheitsempfinden der Bewohner*innen in städtischen Alltagen aus“, berichtet Helbrecht. Ihre Untersuchungen zur städtischen Perspektive basieren unter anderem auf Interviews in den Großstädten Berlin, Vancouver und Singapur. Auch in ihren neusten Studien aus den vergangenen beiden Jahren in ländlichen Räumen Deutschlands und Kanadas sind die angespannten städtischen Wohnungsmärkte als Problem hoch relevant. „Es kommt nämlich in allen untersuchten ländlichen Räumen inzwischen zu markanten Zuzügen aus den überfüllten Metropolen – so dass der Druck auf den metropolitanen Wohnungsmärkten sich inzwischen bis in die ländlichen Räume hinein verschiebt. Selbst in einer strukturschwachen ländlichen Region Ostdeutschlands wie beispielsweise dem Seeland in Sachsen-Anhalt berichten Bewohner*innen über zunehmende Zuzüge und steigende Preise.“
Generationskonflikt auf dem europäischen Wohnungsmarkt
In dem Projekt THICE möchte sie nun näher untersuchen, wie die zunehmend angespannten Wohnungsmärkte in Europa sich auf die Frage der Generationengerechtigkeit auswirken: Ist der Kampf um Wohnraum auch eine soziale Frage im Wettstreit der unterschiedlichen Generationen? Denn zumeist sind die älteren Jahrgänge der Babyboomer in Europa inzwischen mit Wohnraum gut versorgt, während die Jungen es schwer haben, sich Zugang zu Wohnraum unter den Bedingungen angespannter Märkte zu verschaffen. „Unser Ziel ist es, das Verständnis dafür zu vertiefen, wie das Wohnvermögen die Beziehungen zwischen den Generationen in Europa umgestaltet, aber auch sozial gerechtere vertragliche Lösungen zu erkunden“, erklärt Helbrecht. „Unsere Studie befasst sich mit der gegenwärtigen Umstrukturierung von Generationenverträgen und konzentriert sich dabei auf die Wechselwirkungen zwischen Wohnsystemen, öffentlichen Maßnahmen und Familienpraktiken.“ Das Forschungsprojekt ist ein internationales Verbundprojekt, an dem junge wie erfahrene Forschende aus Spanien, Irland und den Niederlanden unter der Sprecherschaft von Ilse Helbrecht beteiligt sind.
Zur Person
Prof. Dr. Ilse Helbrecht ist seit 2009 Professorin an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie interessiert sich für Fragen der Stadtentwicklung, der Wohnungsmarktforschung und die Rolle geographischer Imaginationen im Sicherheitsempfinden von Menschen. Sie wurde 2018 mit der Caroline von Humboldt-Professur ausgezeichnet, 2019 wurde sie als Stipendiatin an das Thomas-Mann-Haus in Los Angeles berufen und 2024 erhielt sie die Harris-Ehren-Gastprofessur am Dartmouth College in den USA.
Zur Website des Projekts THICE
Pressemitteilung HU Berlin vom 14.08.2024