Gemeinsam erneuern
Deutsch-Türkisches Innovationsforum Energie
Erfahrungsaustausch, Technologietransfer, Investitionen – Zusammenarbeit: Beim „Deutsch-Türkischen Innovationsforum Energie“ beraten Experten aus beiden Ländern zwei Tage lang über die Erschließung erneuerbarer Energien in der Türkei.
Bohren bis in 5.000 Meter Tiefe: „Das ist schon was, das kann nicht jeder“, sagt Klaus-Dieter Giese. So tief unter der Erde liegt die Wärmequelle, aus der sich noch in diesem Jahr die neue geothermische Heizzentrale im südbayerischen Traunreut speisen soll. Seit 2007 hat die von Giese vertretene Firma, die in Adlershof ansässige DEIG, Federführer des Netzwerks Renergiepartner Group, das Tiefengeothermieprojekt entwickelt und begleitet seit 2010 den Investor, die Firma Grünwald Equity Geothermie GmbH, bei der Realisierung des Projekts. Außer Wärme wird es, einmal fertiggestellt, auch Strom liefern.
20. und 21. November vormerken
Windkraft und Geothermie sind die Betätigungsfelder der DEIG – nicht nur am Alpennordrand oder in Adlershof. In Aserbaidschan ist das Unternehmen seit Jahren im Geschäft. Und, wer weiß, demnächst vielleicht ja in der Türkei, auch wenn Giese meint: „Für uns ist die Türkei Terra incognita“, unbekanntes Gelände also. Das muss aber nicht so bleiben, es könnte sich schon bald ändern, beim „Deutsch-Türkischen Innovationsforum Energie“, das am 20. und 21. November im Haus des Wirtschaftsministeriums und in Adlershof tagen wird.
Die DEIG, die „Energietechnik-Insumma“, ist eines der auf dem Feld der erneuerbaren Energien tätigen Adlershofer Unternehmen, die ihr Interesse an der Veranstaltung bekundet haben. Je 100 deutsche und türkische Unternehmer, Wissenschaftler, Wirtschaftsförderer und Regierungsvertreter sollen über Themen wie Energieeffizienz, Netzintegration, Speichertechnik, Gebäudesanierung ins Gespräch kommen.
„Deutsche Lösungen“ gefragt
Warum die Türkei? Warum Adlershof? „Auf dem türkischen Energiemarkt ist viel in Bewegung“, sagt Beate Mekiffer, die für den Standortbetreiber WISTA-MANAGEMENT GMBH an der Vorbereitung des Treffens mitwirkt. Die Wirtschaft entwickelt sich „rasant“, der Energiesektor werde „massiv ausgebaut“, dabei steige die Nachfrage nach „deutschen Lösungen“. Im November vorigen Jahres vereinbarten die Wirtschaftsminister beider Länder eine verstärkte Zusammenarbeit in Sachen Energie.
Für Besucher gibt es in Adlershof auch einiges zu sehen und zu lernen: das neue Zentrum für Photovoltaik und Erneuerbare Energien etwa, in dem sich vom November an junge Firmen einmieten können. Oder das seit 2011 vom Wirtschaftsministerium geförderte, gemeinsam mit der TU Berlin und dem lokalen Versorger BTB entwickelte „Gesamtkonzept Energieeffizienz“, mit dem sich die Hoffnung verbindet, den Primärenergieverbrauch in Adlershof bis 2020 um 30 Prozent zu verringern – ein in Deutschland einmaliges Pilotprojekt, sagt Mekiffer. Sie sieht die Chance, dass sich türkische Technologiefirmen für den Standort interessieren, verweist auf den Reichtum Berlins an engagierten türkischstämmigen Fachkräften: „Wenn nicht hier in Adlershof, wo denn dann?“
Für die Stromerzeugung aus Wind und Sonne bietet die Türkei beste Voraussetzungen. Auch die Geothermie lässt sich hier noch ergiebiger nutzen als etwa am Alpennordrand, weiß der gelernte Tiefbohrer und Maschinenbauer Giese: „Die Türkei verfügt im Gegensatz zu Deutschland über Hochenthalpie- Erdwärmelagerstätten.“
Von Winfried Dolderer für Adlershof Journal