Gemeinsam wachsen
Adlershof-Management aktiv in Regionalmanagement Schöneweide und der "Urban Tech Republic" Tegel
Die WISTA-MANAGEMENT GMBH kümmert sich nun auch um die Zukunft der Technologiestandorte Schöneweide und Tegel. Wird Adlershof geklont? Wie will das Management diese Aufgaben stemmen, ohne Adlershof zu vernachlässigen? WISTA-Geschäftsführer Hardy Schmitz gibt Antworten.
Das einst pulsierende Industriegebiet Schöneweide, zu Zeiten der AEG Emil Rathenaus das Herz der Elektrotechnik Europas, konnte nie an seine große Vergangenheit anknüpfen. Stattdessen gilt der Stadtteil heute noch immer als Problembezirk. Doch mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), engagierten Unternehmen und Bürgern soll es wieder aufwärts gehen. Zumal der Standort mit dem neuen Flughafen Schönefeld attraktiver wird, wenn dieser am 3. Juni öffnet. An diesem Tag gehen am Airport Tegel die Lichter aus. Dann beginnt auch hier die Aufbauarbeit für ein neues Wissenschafts- und Technologiezentrum. So unterschiedlich beide Standorte sind, sie eint, dass ihnen Köpfe der WISTA-MANAGEMENT GMBH neues Leben einhauchen werden.
Keine Adlershof-Kopie Wie das funktioniert, zeigte die Entwicklungs- und Betreibergesellschaft bereits in Adlershof, weswegen sie nun gebeten wurde, die Erfolgsgeschichte gleich zweimal fortzuschreiben. Wird es in Berlin künftig ein „Adlershof 2 und 3“ geben? „Wenn damit gemeint ist, attraktive Orte für Investoren und Gründer rund um Wissenschaft zu schaffen, an denen neue Arbeitsplätze entstehen, schon“, sagt WISTAMG- Chef Hardy Schmitz. Eine Adlershof-Kopie wird es folglich nicht geben.
Unterschiedliche Schwerpunkte
Das schon allein nicht, weil die drei Standorte jeweils andere Schwerpunkte haben werden: In Tegel liegt der Fokus auf „Urban Technologies“, also auf Themen wie Elektromobilität, Transportsysteme, energiesparende Gebäudetechnik und intelligente Versorgungsnetze. Für Schöneweide wird zurzeit ein Konzept erarbeitet, das bei den dort vorhandenen Kompetenzen der HTW ansetzen wird. Besonders wachstumsstark und für die Industrie relevant ist der Bereich der „Renewable Energies“, der Bereich IT und Kultur und in diesem das Thema „Games“. Außerdem finden sich hier schon ingenieurgetriebene Optik- und Sensorikunternehmen, deren Wachstumspläne imponierend sind. Die Planungen der traditionsreichen Batterieproduktion werden neue Aktivitäten mit sich bringen.
Adlershof hat sich mit einem Mix aus Forschungsinstituten und Unternehmen der Optik, Mikrosystemtechnik, IT und Analytik einen Namen gemacht. In scharfer Konkurrenz werden die Standorte wohl nicht stehen. Jedoch: „Sicher, Wettbewerb gibt es immer und Überschneidungen auch – am Ende entscheidet immer der Kunde“, sagt Schmitz. Doch Berührungspunkte sollen die Standorte gegenseitig befruchten, sodass ein Beziehungsnetzwerk entsteht. Ideal wäre beispielsweise, wenn junge Absolventen der HTW nicht ins Ausland, sondern nach Adlershof abwandern. Denkbar auch, dass einzelne Firmen von Adlershof nach Schöneweide gehen – wie das Beispiel First Sensor zeigt – und auch umgekehrt.
Stimmiger Masterplan der Berliner Zukunftsorte gefordert
Es gilt, die „magnetische Wirkung“ von Adlershof auch in Schöneweide und Tegel zu entfalten. Verliert dadurch Adlershof an Strahlkraft, weil die Kräfte des Standortmanagements bald woanders wirken? „Diese Befürchtung wird häufig geäußert“, sagt Schmitz. Dem steuert das Leitungsteam entgegen. Denn die WISTA-MG stemmt die neuen Aufgaben mit neuem Personal. So hat ein sechsköpfiges Team seit Anfang Januar ein Büro in Tegel bezogen. Und bis April wird Schmitz eine neue unternehmerische Geschäftsführung für die Tegel Projekt GmbH gefunden haben. „Dann ziehe ich mich aus der Aufbauarbeit dort zurück und übernehme, wenn nötig, Teilprojekte“, betont er.
Denn für ihn und sein Team gibt es nach wie vor genug zu tun in Adlershof. Auch wenn der Standort schon heute fliegt, dürften noch durchaus zehn Jahre vergehen, bis hier die Kapazitäten erschöpft sind. Und die sich geradezu aufdrängenden Synergien zwischen allen drei Standorten wollen entwickelt werden, auf dass zwischen dem neuen und dem alten Flughafen eine kräftige Wissenschafts- und Wachstumsachse entsteht.
„Es kommt darauf an, ein attraktives Umfeld zu schaffen, das Investoren, Unternehmer und Forscher nach Berlin lockt“, unterstreicht Schmitz. Nur: Kann sich eine chronisch klamme Stadt kostspielige Entwicklungsprojekte erlauben, zumal etliche andere Standorte gefördert werden wollen? „Es muss eine offene Diskussion darüber geben, welche Investitionen sich Berlin insgesamt leisten kann und möchte“, fordert Schmitz. „Was fehlt, ist ein stimmiger Masterplan der Zukunftsorte Berlins.“ Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung ist dieser bereits verankert. Was, wo bis wann zu tun ist, wäre eine Diskussion, der sich Schmitz gern stellen möchte. Aus guten Gründen: „Ich bin überzeugt, dass unsere Standorte einer wirksamen Logik genügen und Berlin voranbringen werden.“
von Chris Löwer
Hier finden Sie weitere Infos zur WISTA-Tochter Tegel Projekt GmbH und zur geplanten "Urban Tech Republic".