Gemeinsam zur Energieeffizienz
EU-Projekt fördert Energiespar-Netzwerk in Adlershof
Ums Energiesparen kommen wir nicht herum – aus ökonomischen und ökologischen Gründen. Die schädlichen Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich immer deutlicher mit Hitzewellen, schmelzendem Polareis oder gefährlichen Überschwemmungen. Das Klima muss also geschützt werden, weltweit, überall.
Energiesparen zahlt sich zudem finanziell aus, im privaten Haushalt ebenso wie im öffentlichen Raum oder im gewerblichen Umfeld. Energie gilt als einer der größten Kostenfaktoren in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). So ist gerade auch in diesem gewerblichen Bereich die Frage relevant, wie Energie eingespart und gleichzeitig effizienter eingesetzt werden kann. Das Potenzial ist beachtlich. Die Erfahrung zeigt, dass sich etwa bei der Beleuchtung bis zu 70 Prozent und bei Produktionsanlagen bis zu 50 Prozent des Energiebedarfs einsparen lässt. Die Heizkosten können, etwa durch Austausch eines Kessels, um etwa ein Drittel sinken.
Hier setzt das EU-Projekt GEAR@SME an, bei dem Partner aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Schweden, Italien und Rumänien zusammenarbeiten. In Deutschland ist die Berliner Energieagentur (BEA) für die Umsetzung verantwortlich. „Als Partner suchen wir Unternehmen, die sich in Klimaschutz-Netzwerken engagieren wollen“, sagt BEA-Mitarbeiter Robert Spanheimer. Diese Netzwerke zielen auf örtlich konzentrierte Gewerbegebiete, was für Adlershof nicht zuletzt im Bereich der KMU zutrifft. Hier arbeitet Spanheimer mit Beate Mekiffer zusammen, der Teamleiterin Innovationsprojekte bei der WISTA-Management GmbH.
Beim „Pilotnetzwerk“ Adlershof möchte Spanheimer positive Auswirkungen generieren, um weitere Berliner Gewerbegebiete für das Projekt GEAR@SME motivieren zu können. Das sollte nicht schwer fallen, denn die Angebote sind attraktiv. Es beginnt mit einem kostenlosen Energy Scan, bei dem Ingenieure den Energieverbrauch vor Ort checken. Zusammen mit vorab abgefragten Daten erhalten sie so genauen Einblick in das aktuelle Energiegeschehen des Unternehmens.
Dabei wird nach Bereichen getrennt. Zunächst geht es um Gebäudehüllen mit Dämmung, Wärmeversorgung oder Photovoltaik. Dann wird der Produktionsprozess unter die Lupe genommen, etwa der Einsatz von Transformatoren oder die Gewinnung von Druckluft. Ist sie eventuell für Abwärme nutzbar? Nun können auch Veränderungen ins Auge gefasst werden. „Die Erfahrung zeigt, dass die Verantwortlichen meist schon einige Ideen haben, wo man im Unternehmen ansetzen könnte“, sagt Spanheimer.
Nachdem so erste Bilanzen bei einzelnen Unternehmen gezogen wurden, steht der Austausch innerhalb des Netzwerks auf der Agenda. Das geschieht durch Workshops, die wie auch die Beratung nach dem Energy Scan kostenlos sind. „Wir organisieren und betreuen diese thematischen Veranstaltungen“, sagt Spanheimer. Aus Erfahrung weiß er, dass bei solchen Workshops gute Ideen generiert und zudem die Mitarbeiter einbezogen und motiviert werden können.
Das betrifft auch Maßnahmen zur Energieeffizienz. Hier wirkt sich günstig aus, dass das GEAR@SME-Projekt aus dem Programm Horizon 2020 (Förderprogramm der EU für Forschung und Innovation) schöpfen kann. Die Förderung ist jedoch daran gebunden, dass Partner aus EU-Ländern beteiligt sind. Letzteres kann mit dem multinationalen GEAR@SME-Projekt gut realisiert werden. Wie Spanheimer betont, soll durch die kostenlosen Energy Scans keine Konkurrenz zu den Energy Audits entstehen, die von spezialisierten Unternehmen angeboten werden. Allerdings sind KMU, die definitionsgemäß nicht mehr als 250 Mitarbeiter und jährlich höchstens 50 Millionen Euro Umsatz haben, anders als größere Unternehmen nicht zum regelmäßigen, alle vier Jahre durchzuführenden Energy Audit verpflichtet. Bei dieser systematischen Untersuchung werden die wesentlichen Energieflüsse eines Unternehmens durch Auditoren erfasst und analysiert.
Der Standort Adlershof mit Technologiepark, Medienstadt sowie Gewerbe und Anbieter von Dienstleistungen umfasst derzeit etwa 1200 kleine und mittlere Unternehmen, die für das GEAR@SME-Angebot in Frage kommen. „Es können sich alle melden, vom Kiosk bis zum Maschinenbauer“, sagt Spanheimer. Entscheidend für die Bildung des Netzwerks sei nicht die Branche sondern der örtliche Bezug, die räumliche Nähe. So kann die Netzwerkbildung auch im Café am Mittag oder abends im Restaurant stattfinden. Hauptsache die Energie stimmt.
Paul Janositz für POTENZIAL – Das WISTA-Magazin