Grapefruit-Medikament als „Jugend forscht“-Projekt
Gutes Training für das Studium
„Es muss doch möglich sein, Medikamente herzustellen, die keine Nebenwirkungen haben“, sagt Sabrina-Viola Langner, während sie sich mit energischer Geste die langen braunen Haare aus dem Gesicht streicht. Die 15-jährige Schülerin ist ein Mensch, der nicht nur träumt, sondern sich gleich an die Arbeit macht, damit Träume Realität werden.
Daher hat sie die Suche nach einem milden Medikament zum Inhalt ihres Projektes der 48. Wettbewerbsrunde von „Jugend forscht“ gemacht. Der Regionalwettbewerb Berlin Süd findet am 26. und 27. Februar in Berlin Adlershof statt. Er steht unter dem Motto: „Deine Idee lässt dich nicht mehr los?“ Das trifft auch auf Langner zu, seitdem sie Anfang des Jahres miterlebte, wie sich ihre Mutter zunächst mit einer Gürtelrose und danach mit einer Ohrspeicheldrüsenentzündung herumplagte.
„Die Medikamente gegen die Gürtelrose haben ihr Immunsystem geschwächt. Das hat sie anfälliger für andere Krankheiten gemacht“, sagt Langner. Sie selber hatte ähnliche Erfahrungen gemacht: Antibiotika, die ihr gegen eine Blasenzündung verschrieben worden waren, schlugen ihr auf den Magen. Das Thema für die diesjährige Runde von „Jugend forscht“ hatte die 15-Jährige gefunden: Kann man ein vielfältiges Medikament ohne Nebenwirkungen herstellen? Oder, in den Worten von Langner ausgedrückt: „Da dachte ich mir: Es muss auch Substanzen geben, die die fiesen Bakterien bekämpfen, dabei aber die guten Bakterien in Ruhe lassen.“
Eine Beobachtung half der Nachwuchsforscherin weiter: Legt man Grapefruits auf einen Komposthaufen, bleiben die Kerne unversehrt. Offensichtlich können die Bakterien, die die Lebensmittelreste auf dem Kompost zersetzen, hier nichts ausrichten. Langners Interesse war geweckt. Sie will den Wirkstoff in den Kernen isolieren und sehen, was für Anwendungen es dafür geben könnte. Als ersten Schritt will sie einen Extrakt herstellen, indem sie Kerne und Schalen von Grapefruits trocknet und zu Pulver mahlt. Danach hat sie vor, Pilz- und Bakterienkulturen in Petrischalen heranzuzüchten und zu sehen, wie sie reagieren, wenn Grapefruit-Extrakt dazugeträufelt wird. „Nachdem ich die Schalen einige Tage stehen gelassen habe, schaue ich nach: Hat der Extrakt die Bakterien abgetötet?“ Unterstützung bekommt Langner durch die Charité: Über das Krankenhaus kann die Schülerin Bakterien- und Pilzkulturen besorgen.
Egal, wie Sabrina-Viola Langner beim Regionalwettbewerb Süd abschneidet – dass sie von einer Teilnahme an „Jugend forscht“ profitiert, steht für sie außer Frage. Dass sie Medizinerin werden will, war der Schülerin bereits im Alter von sieben Jahren klar. „‚Jugend forscht‘ ist auch ein gutes Training für das Studium. Man muss sein Projekt vor einer Jury präsentieren und schnell auf Fragen reagieren.“ Langner hat darin Routine: Bereits zum dritten Mal ist sie dabei. Vergangenes Jahr drehte sich ihr Forschungsprojekt um Blaualgen, wobei ihr ein Mentor der Adlershofer Firma Cyano Biofuels GmbH zur Seite stand.
von Annette Leyssner für Adlershof Journal