Gründer statt Professor
Geniale Synthesen von GenoSynth
Wenn es richtig kompliziert wird, Synthesen für hochkomplexe Moleküle oder Optimierungen ausgefeilter Prozesse bei Kund:innen aus Chemie und Pharma gefragt sind, dann bietet GenoSynth passgenaue Lösungen. Gründer Anton Khartulyari denkt bereits weiter.
„Ich habe mich schon als Schulkind andauernd mit Chemie beschäftigt“, berichtet Anton Khartulyari. Die Schule mit Musikschwerpunkt, sie wollte nicht recht passen. Lieber nahm er an Chemie-Olympiaden teil. Folgerichtig begann er nach der Schule ein Chemiestudium. Sein Berufswunsch: Chemieprofessor. Die Promotion führte ihn an die renommierte University of Pennsylvania in den USA. Zurück in Tübingen arbeitete er auf seine Habilitation hin. Und ein zweites Mal merkte er: Es passt einfach nicht.
Stattdessen schrieb Khartulyari ein Geschäftskonzept, sprach mit Geldgebern und setzte sein großes Netzwerk in Kenntnis, dass er ein Unternehmen gründet: die GenoSynth GmbH. Die Suche nach geeigneten Geschäftsräumen mit ausreichender, den gesetzlichen Regularien für Chemielabors entsprechender Laborfläche führte ihn 2018 nach Adlershof. „Ich hatte vorher auf Google Earth geschaut und veraltete Bilder mit wenigen Gebäuden im Kopf“, erinnert er sich. Stattdessen fand er pralles Campusleben, moderne Neubauten – und wusste: „Es passt.“
Heute hat GenoSynth neun Beschäftigte. Zwei davon Kommilitonen, die von Tag eins dabei sind und Khartulyaris Leidenschaft für echte wissenschaftliche und verfahrenstechnische Herausforderungen teilen. „Unser Schwerpunkt liegt in der organischen Chemie“, erklärt der Gründer. Zur Kundschaft gehören Chemie- und Pharmakonzerne, Biotech-Start-ups und auch Forschungs- und Entwicklungsabteilungen aus verschiedenen Branchen von Display-, Brillen- und Möbelherstellung bis zur Schuhcreme. Sie wenden sich an GenoSynth, wenn es darum geht, auf Industriemaßstab skalierbare Synthesepfade für hochkomplexe Moleküle zu finden oder komplizierte Prozessketten zu optimieren.
Aktuell wirkt das Team zudem in einem Forschungsprojekt mit einem Nephrologen-Team um Philipp Enghard von der Charité Berlin mit. Gemeinsam treiben sie die Entwicklung eines Diagnostik-Kits voran, mit dem Labore entzündliche und chronische Nierenleiden anhand von Urinproben nachweisen können, wo bisher Biopsien notwendig waren. Die entsprechenden Biomarker sind identifiziert. Nun geht es darum, Test-Kits für Labore in großem Stil verfügbar zu machen und dafür effiziente Herstellungsprozesse zu entwickeln. „Jeder zehnte Mensch hat Nierenleiden, die aber in vielen Fällen unbemerkt bleiben“, erklärt Khartulyari. Das neue Testverfahren soll das ändern und auch therapiebegleitend zum Einsatz kommen. Es wäre ein riesiger Markt.
Aber auch so ist GenoSynth auf dem Erfolgsweg. „Für uns hat sich die Pandemie eher positiv ausgewirkt“, berichtet er. Unternehmen, deren globale Prozess- und Lieferketten ins Stocken geraten sind, kamen auf der Suche nach neuen, lokalen Partnern auf die Adlershofer zu. Seit Monaten geht es im Labor Schlag auf Schlag. „Es ist herausfordernd, aber genau das wollte ich immer“, sagt Khartulyari. Dafür hat er einst Chemiebücher gewälzt, statt Geige zu üben. Seine Pläne gehen aber schon weiter. Die Laborfläche stößt an Grenzen. Neue Geräte kommen hinzu. „Wir möchten bauen“, verrät er. In Adlershof. Und weil er beim Gründen so große Probleme hatte, geeignete Laborflächen zu finden, denkt er groß: Es soll ein Gebäude entstehen, in dem Start-ups und kleine Chemieunternehmen Labor- und Büroflächen mieten können. Wenn man Khartulyari so zuhört, wird klar: Hier sitzt ein Unternehmer.
Peter Trechow für Adlershof Journal