Gut gerüstet
Die Miniaturisierung von Produkten besitzt für Wissenschaft und Wirtschaft gleichermaßen große Bedeutung. Der Anwendungsbereich von Mikrosystemen ist nahezu unbegrenzt. Er reicht von der Logistik über Sicherheit und Qualitätsüberwachung in Produktionsprozessen bis hin zur Funktionsüberwachung im menschlichen Körper. Innovative und auf den Kundenwunsch abgestimmte Produkte auf den Markt zu bringen, ist ein zentraler Erfolgsfaktor für deutsche Unternehmen.
Schlüsseltechnologien wie der Mikrosystemtechnik (MST) kommt dabei eine tragende Rolle zu. MST verleiht den Produkten – gleich welcher Branche – mehr Intelligenz und sorgt so für mehr Funktionalität, Energieeffizienz, bessere Bedienbarkeit oder zuverlässigeren Betrieb. Sensorik und Aktorik lassen Mikrosysteme in Verbindung mit der Umwelt, dem Menschen oder der Maschine treten, Funkschnittstellen und miniaturisierte Energiequellen sorgen für Mobilität.
Berlin-Brandenburg verfügt – auch im internationalen Maßstab – über ein hervorragendes Potenzial für Forschung, Entwicklung und Produktion dieser Systeme. Über 25 Forschungs- und Hochschuleinrichtungen erforschen und entwickeln Mikrosysteme oder deren Komponenten, Verfahren und Werkstoffe. Etwa 130 Unternehmen in der Region arbeiten an der Entwicklung und Produktion von MST-Komponenten. Der aktuelle Branchenreport der Technologiestiftung Berlin verzeichnet für die Mikrosystemtechnik gemeinsam mit den Optischen Technologien und der Photovoltaik zwischen 2002 und 2007 einen Umsatzzuwachs von mehr als einer Milliarde auf über drei Milliarden Euro. In der Berliner Innovationsstrategie stellt die Mikrosystemtechnik in Verbindung mit den Optischen Technologien eines der fünf Kompetenzfelder für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung in der Region.
Die sechs führenden Berliner Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Mikrosystemtechnik haben sich 2001 im Zentrum für Mikrosystemtechnik Berlin (ZEMI) in Adlershof zusammengeschlossen. ZEMI, eines von vier bundesweit anerkannten MSTKompetenznetzen, bündelt das regionale Forschungs- und Entwicklungspotenzial in der Mikrosystemtechnik, fungiert als zentraler Ansprechpartner für Industriekooperationen und unterstützt insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen durch Technologietransfer. Ergänzt wird das Transferangebot durch das Applikationszentrum „Smart System Integration“ des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) mit einer großen Bandbreite technischer Dienstleistungen.
Berlin ist Quelle aber auch Anziehungspunkt für hervorragend ausgebildete Fachkräfte: An drei Berliner Hochschulen existieren Studienangebote zur Mikrosystemtechnik. Jährlich veranstaltet ZEMI in Adlershof die Sommeruniversität „Microsystems Summer School“. Über 70 Mikrotechnologen befinden sich in einer betrieblichen Berufsausbildung, für deren Qualitätssicherung sich die Ausbildungsbetriebe im Ausbildungsverbund Mikrotechnologie zusammengeschlossen haben. Schülerlabore und Techniktage in den Forschungseinrichtungen sorgen für Technikbegeisterung und Nachwuchs für die MST.
Ralf Kerl/Nicolas Hübener/Doreen Friedrich