Haus der Zukunftstechnologien
Das Zentrum für Photovoltaik und Erneuerbare Energien hat sich einen Namen als Think-Tank für die Energiewende gemacht
Die Architektur ist Programm: Die gläserne Fassade des Zentrums für Photovoltaik und Erneuerbare Energien (ZPV) ist mit Solarmodulen versehen, die das Gebäude nicht nur mit Strom versorgen und im Sommer das Foyer verschatten, sie sind auch ein raffinierter Blickfang. Hinter der Fassade arbeiten kleine und mittlere Firmen auf insgesamt 8.000 Quadratmetern Fläche an der Zukunft einer nachhaltigen Energieversorgung. „Das Zusammenspiel der Büros, Beratungsräume, Labore und Produktion sowie die Möglichkeit, die Räume sukzessive erweitern zu können, wenn Firmen wachsen, zeichnet das ZPV aus“, sagt Leiterin Kezban Saritas. Sie beschreibt das Zentrum als „Austausch- und Synergieplattform“. Vor allem aber: „Die hervorragende Infrastruktur und die vorgerüstete Labortechnik ermöglicht Unternehmen, sofort loszulegen, sozusagen Plug & Play“, unterstreicht Saritas. Das gilt übrigens auch für Mieter, die mit dem Elektroauto, Pedelec oder E-Scooter anreisen: Für sie stehen demnächst Ladestationen bereit.
Hier wird die Energiewende gelebt. Diese Konsequenz begeistert Jens Hanke, Geschäftsführer der Firma Graforce Hydro, einer der ersten Mieter. „Als Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien schätzen wir die nachhaltige Energieversorgung des Gebäudes mit einer teilweisen Stromversorgung durch Photovoltaik, Wärmepumpeneinspeisung oder die Nutzwassergewinnung aus Regenwasser“, sagt Hanke. Auch er lobt die flexiblen Erweiterungsmöglichkeiten der Räume, die technisch „hoch ausgerüstet“ seien, vor allem die Chemie- und Physiklabore. Zudem sind sie mit unter zehn Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter unschlagbar günstig.
Hanke und seine 20 Mitarbeiter sind im dritten Stock des ZPV zuhause. Von dort aus könnte der Brennstoffzelle – als Schlüsseltechnologie für Elektromobilität und Stromspeicher – endlich zum Durchbruch verholfen werden: „Unser Ziel ist, den Energieträger Wasserstoff ressourcenschonend und wirtschaftlich interessant zur Verfügung zu stellen: Wir wollen die magische Grenze von drei Euro für ein Kilo Wasserstoff erreichen.“ Dafür hat Graforce Wasserstoffgeneratoren mit hohem Wirkungsgrad entwickelt, die auf plasmaphysikalischen Prozessen basieren. Im nächsten Jahr soll die Technologie marktreif sein.
Bislang sind gut zwei Drittel der Flächen im ZPV vermietet, auf denen sich die ganze Bandbreite des Themas Erneuerbare Energien spiegelt. Etwa mit Firmen wie DKIPlan, einem Ingenieurbüro für Energie- und Gebäudetechnik, dem Labordienstleister ILS Integrated Lab Solutions, Interbran Systems, die innovative Wärmeverbunddämmsysteme für Fassaden herstellen, oder X-Visual Technologies, einem Softwarehaus, deren Lösungen Prozessschritte von technischen Anlagen optimieren helfen.
Das Unternehmen Autarsys hat sich einen Namen als Spezialist für autarke Energieversorgungssysteme gemacht. Die Speichersysteme mit einer intelligenten Energie- und Batteriemanagementsoftware können Netzschwankungen ausbalancieren und überschüssigen Strom aus regenerativen Quellen zwischenspeichern. Dabei setzt die Firma auf Lithium-Ionen-Batterien statt der üblichen Blei-Säure-Akkus, die zu lange Ladezeiten haben, erklärt Mit-Geschäftsführer Matthias Roß: „Auf diese Weise wird die Photovoltaik fast zum hundertprozentigen Stromversorger.“ Und das bis zu 25 Prozent günstiger als ein Dieselgenerator. Die Technologie wird vor allem in netzfernen Regionen, etwa in Kenia, eingesetzt.
Raum für weitere gute Ideen gibt es noch im ZPV. Rund 2.500 Quadratmeter Labore und Büros sind noch verfügbar, präzisiert Saritas. Als eine Art Inkubator für Innovationen entpuppt sich in dem Zentrum ein besonderer Ort: Die „Albert Speisemanufaktur“ im Erdgeschoss. In der auch für Veranstaltungen genutzten Kantine finden mittags Mieter des Hauses und Mitarbeiter von Firmen des Adlershofer Nordgeländes zusammen und sinnen über neue Wege zur Energiewende.
Von Chris Löwer für Adlershof Special