Helfer im Hintergrund: Unerschrockene Sicherheitsprofis und vermummte Putzteufel
Sie treten nach außen kaum in Erscheinung, und doch kann ohne sie ein Standort wie Adlershof nicht funktionieren. Ein Sicherheitsfachmann und zwei Spezialisten für die Reinraumreinigung berichten von ihrer Arbeit.
„Herr Professor, Sie wurden von drei Personen gesucht!“, ruft Heinz Poschan dem vorbeieilenden Herrn hinterher. Der Herr ist Stefan Jähnichen, Direktor des Fraunhofer-Instituts für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik (FIRST). Er ist wegen des verpassten Besuchs nicht weiter beunruhigt: „Das werden Studenten gewesen sein, die sich über ihr Klausurergebnis beschweren wollen.“
Er kennt seine Pappenheimer
Heinz Poschan ist 63 Jahre alt, seit 20 Jahren im Wachschutz tätig, seit zwölf Jahren in Adlershof. Er kennt „seine Pappenheimer“, wie er sagt. „Bei FIRST spreche ich 90 Prozent der Mitarbeiter mit Namen an, im Gründerzentrum zumindest die Chefs.“ Das Fraunhofer-Institut an der Kekuléstraße, das Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) und das Internationale Gründerzentrum (OWZ) an der Rudower Chaussee sind Objekte, für deren Sicherheit er als Leiter eines fünfköpfigen Teams der Securitas Sicherheitsdienste die Verantwortung trägt. Das bedeutet: Drei-Schicht-Betrieb, Präsenz rund um die Uhr.
Das Revier immer im Blick
Schaltzentrale ist die Pförtnerloge an der Kekuléstraße 7. Hier nehmen Poschan und seine Kollegen auch Kuriersendungen entgegen und empfangen Besucher. Das ist der sichtbare Teil ihrer Arbeit. Doch wenn die Betriebsamkeit am späteren Nachmittag in Adlershof nachlässt, ist der Job keineswegs zu Ende. Ab 18 Uhr gilt es, über die Monitore auch die Eingänge der Gründerzentren im Auge zu behalten. Abends und nachts folgen drei Kontrollrundgänge auf unterschiedlichen Routen.
Wenn der Aufzug stecken bleibt
Ist es Poschan dabei nicht manchmal etwas mulmig zumute? Nein, antwortet der erfahrene Sicherheitsfachmann: „In Adlershof erlebte ich noch nie eine gefährliche Situation.“ Am aufregendsten ist es, wenn mal ein Aufzug steckenbleibt. Das passiert zum Glück selten – doch alle Securitas-Mitarbeiter können Menschen aus Aufzügen befreien. Häufiger sind jedoch kleinere Vorfälle, hauptsächlich nicht ausgeschaltete Kaffeemaschinen und Toilettenleuchten, welche die Mitarbeiter auf Trab halten.
Blitzblanke Reinräume
Ortswechsel: Auf der anderen Straßenseite befindet sich die Berliner Niederlassung der profi-con GmbH. Das Leipziger Unternehmen hat sich auf die Reinigung von Reinräumen spezialisiert. Potenzielle Kunden kommen beispielsweise aus der Pharmabranche, der Gen- und Biotechnologie und der Medizintechnik. Vor kurzem übernahmen die profi-con-Mitarbeiter beispielsweise die Grundreinigung des Reinraums des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Adlershof.
Das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe: Passieren nämlich bei der Reinigung Fehler, kommen nicht nur Produktionsprozesse, sondern auch Menschen zu Schaden. „Der Mensch ist im Reinraum die größte Kontaminationsquelle“, gibt Christian Leyer, zuständiger Regionalverantwortlicher bei profi-con, zu bedenken. Deshalb ist Hygiene von zentraler Bedeutung. So müssen sich die Mitarbeiter, bevor sie den Reinraum betreten, nicht nur die Hände waschen und desinfizieren, sondern auch einen sterilen Overall und Handschuhe anziehen.
Putzen, wo kein Staub zu sehen ist
Auch die eigentliche Putzarbeit unterscheidet sich von der normalen Büroreinigung. „Es ist“, so Leyer, „eine Herausforderung, weiße Wände zu reinigen, auf denen man gar keinen Schmutz sieht.“ Gearbeitet wird ausschließlich von Hand, und zwar mit speziellen Reinigungstüchern und einer Alkohollösung statt chemischer Putzmittel. „Maschinen“, erläutert Klaus-Peter Zepp, Verantwortlicher für die Region Berlin bei profi-con, „kommen nicht in alle Ecken und verwirbeln zudem die Luft.“ Wischmopp und Reinigungswagen sind aus Edelstahl und werden über eine separate Materialschleuse in den Reinraum befördert.
„Handwerker auf einer Baustelle, auf der gerade ein Reinraum gereinigt wird, sagen oft: Ihr seht ja aus wie Marsmenschen“, berichtet Zepp. Einmal aber staunten auch die Leipziger Spezialisten nicht schlecht: Da stand plötzlich im frisch gereinigten Reinraum einer Klinik ein Mitarbeiter einer anderen Firma in Straßenkleidung – mit dem Ergebnis, dass das profi-con- Team nach mehrtägiger Reinigung noch einmal von vorne anfangen musste.
Für Sicherheitsmann Poschan hat derweil die Nachtschicht begonnen. Wird es ihm da nicht manchmal langweilig? Er verneint: Zum einen sei dann Zeit, die Dienstpläne zu erstellen und Abrechnungen zu machen. Und für den Fall, dass doch mal einige freie Minuten bleiben, hat der Kreuzworträtsel-Fan einen ausreichenden Vorrat dabei.
von Christian Hunziker