Humboldt-Universität beschleunigt Ausbau in Adlershof
Präsident Olbertz zur Exzellenz-Entscheidung
„Wir schauen in die Zukunft, gut ausgestattet, mit Freude und Lust“, sagt Jan-Hendrik Olbertz, Präsident der Humboldt-Universität (HU) zu Berlin. Ähnlich hatte er es auch am 15. Juni ausgedrückt, als die HU den Status einer Exzellenzuniversität bekam. Knapp zwei Monate später ist der Erziehungswissenschaftler, der seit Oktober 2010 Berlins Traditionsuniversität führt, noch genauso optimistisch: „Wir sind im vollen Schwung“. So habe man beschlossen, mit Mitteln aus der Exzellenzinitiative Am Großen Windkanal ein ehemaliges Kasernengebäude zu einer Forschungsstätte umzubauen. Bisher floss das Geld dafür aus dem Universitätshaushalt, jetzt könne man auf die „Overhead-Mittel“ aus dem Exzellenzwettbewerb zurückgreifen, die die Universität zusätzlich für Verwaltungsausgaben erhalte, sagt Olbertz. Dadurch gewinne das Baugeschehen an Fahrt.
In der Technologie- und Wissenschaftsstadt im Südosten Berlins wird seit drei Jahren mit Feuereifer auch ein zentrales Projekt betrieben, das der HU gewaltigen Schwung auf dem Weg zur Exzellenz gegeben hat. Es handelt sich um das IRIS Adlershof, eines von drei „Integrative Research Institutes“ (IRI). Das „Integrative Research Institute for the Sciences“ (IRIS) ist Vorreiter, es wurde bereits 2009 als zentrale Forschungsplattform gegründet. Die anderen sind in der Gründungs- beziehungsweise der Planungsphase, das IRI für Lebenswissenschaften (Max-Delbrück-Zentrum und Charité) und das IRI THESys, das den Themenkomplex Nachhaltigkeit, Landnutzung und Globalisierung behandelt.
Als Stützpfeiler des Zukunftskonzepts bezeichnet Olbertz diese „interdisziplinären Forschungsplattformen“. Flexible Strukturen für erfolgreiche Verbundforschung mit herausragenden Wissenschaftlern, so lautet die Strategie, um internationale Spitzenpositionen zu erreichen.
Dass der neue Elitestatus dabei hilft, herausragende Wissenschaftler anzuziehen, ist für Stefan Hecht, HU-Professor in Organischer Chemie, keine Frage. Bei Studierenden, Doktoranden und Post-Docs bemerkt der 38-jährige Forscher bereits jetzt erhöhtes Selbstbewusstsein durch den Sieg im Rennen um die Exzellenz. „Wir hatten zuvor ein leichtes Loser-Image, da wir es in den vorigen Runden nicht geschafft haben“, sagt Hecht. Der finanzielle Schub durch die Exzellenzmittel mache auch Anträge auf Drittmittel aussichtsreicher. „Wir erreichen schneller die kritische Masse, die für solche Projekte notwendig ist.“
Um einen Großteil des Geldes wird es allerdings ein inneruniversitäres Gerangel geben. „Zwei Drittel der beantragten Fördermittel werden im Wettbewerb vergeben“, sagt Präsident Olbertz. Kriterien und Vorschläge zum Verfahren werden vom 16-köpfigen „Ständigen Beratenden Ausschuss“ formuliert, in dem auch Stefan Hecht mitarbeitet. „Ich möchte größtmögliche Transparenz und lasse mir guten Rat geben“, sagt Olbertz. Die endgültigen Entscheidungen treffe allerdings das Präsidium.
Beschlossene Sache ist bereits eine zusätzliche Professur für IRIS. „Hybride Bauelemente“, heißt das Fachgebiet, das Chemie und Physik verknüpfen soll. Dabei geht es um Materialien, die aus organischen und anorganischen Komponenten aufgebaut sind. „Spannend ist, was an den Schnittstellen passiert“, sagt Olbertz. Oft zeigten sich unerwartete elektronische, chemische oder optische Eigenschaften.
von Paul Janositz