Im Gespräch mit Daniela Theile
Die Sachbearbeiterin in der Nutzerkoordination am Helmholtz-Zentrum Berlin arbeitet ehrenamtlich als Schwimmtrainerin
Rund 31 Millionen Deutsche unterstützen unsere Gesellschaft durch eine ehrenamtliche Tätigkeit. Helmholtz-Mitarbeiterin und Schwimmtrainerin Daniela Theile ist eine davon. Sie schwärmt: „Wer hat schon einen Schlüssel zum Schwimmbad?“ Dennoch wäre mehr Wertschätzung für das bürgerschaftliche Engagement wünschenswert.
Adlershof Journal: Was bedeutet Ihnen Arbeit?
Daniela Theile: Ich betrachte das Thema Arbeit sehr differenziert. Da ist einerseits meine Lohnarbeit als Sachbearbeiterin in der Nutzerkoordination am Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB), die ich ganz klar als Sicherung meines Unterhaltes ansehe. Als gelernte Hotelfachfrau und alleinerziehende Mutter war ich nach einem Arbeitsunfall auf der Suche nach einer Tätigkeit, die eine bessere Vereinbarkeit von Job und Familie bot. Ich bin beim HZB in der sehr komfortablen Lage, eine Hälfte des Tages in Präsenz und die andere Hälfte mobil zu arbeiten. Andererseits verbringe ich einen Großteil meiner Freizeit mit ehrenamtlicher Arbeit.
Was beinhaltet Ihre Tätigkeit beim HZB?
In der Nutzerkoordination sind wir erste Anlaufstelle für Forschende aus aller Welt, die am Elektronenspeicherring BESSY II ihre Messungen durchführen. Wir kümmern uns beispielsweise um deren Unterbringung, Reisekostenabrechnungen, Zugangskontrolle, Messzeitvergabe sowie verschiedene Veranstaltungen und das Qualitätsmanagement der Abteilung.
Neben Ihrem Vollzeitjob sind Sie ehrenamtlich tätig.
Ich engagiere mich seit 24 Jahren für den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf im Baby- und Kleinkinderschwimmen und der Aquafitness bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V. (DLRG) und leite diese Bereiche seit 2013. Ich biete samstags und an Sonntagabenden in zwei Schwimmhallen in Charlottenburg-Wilmersdorf und in Steglitz-Zehlendorf sechs Kurse für die Kleinsten (vier Wochen bis fünf Jahre), vier Kurse für Kinder zwischen sechs und 12 Jahren und vier Aquafitnesskurse an. In jedem Kurs sind 15 bis 20 Teilnehmer:innen. Auch die komplette Kommunikation mit den Gruppen liegt bei mir und natürlich bilde ich mich stetig fort, um meine Lizenzen zu verlängern. Am Beckenrand komme ich so im Jahr auf ca. 300 Stunden Ehrenamt. Diese Arbeit wird monetär nicht entlohnt, ist aber meine wahre Leidenschaft.
Wasser ist Ihr Element?
Ja, ich liebe Schwimmen schon seit ich denken kann. Im Mai 2000 hat mich ein Kollege am HZB angesprochen, der die Bereiche Baby- und Kleinkinderschwimmen und die Aquafitness der DLRG in Charlottenburg-Wilmersdorf aufgebaut hat. Ich habe mir das angeschaut, meinen Trainerschein beim Schwimmverband gemacht und bin so ans Ehrenamt gekommen.
Warum liegt Ihnen das Schwimmen am Herzen?
Schwimmen können rettet Leben. Kinder zwischen zwei und vier Jahren führen die Statistik von Wasserunfällen an. Es ist daher so wichtig, ihnen das Schwimmen, das Auftauchen und die Orientierung unter Wasser beizubringen. Außerdem fördert die frühe Wassergewöhnung deren gesundheitliche und motorische Entwicklung. Wenn wir Kinder im Schwimmtraining idealerweise bis zum 12. Lebensjahr begleiten, sichern wir so auch unseren Nachwuchs von Rettungsschwimmer:innen. Wussten Sie, dass alle Wasserrettungsstationen an den Binnenseen, Flüssen und an Nord- und Ostsee von ehrenamtlichen Mitarbeitenden betreut werden? Deshalb werde ich nicht müde, für das Thema zu werben.
Was wünschen Sie sich in Bezug auf Ihre ehrenamtliche Arbeit?
Ich bekomme ganz viel Dankbarkeit von meinen Kindern, deren Eltern und meinen Kursteilnehmer:innen. Wünschen würde ich mir mehr Verlässlichkeit in der Kommunikation und auch Durchhaltevermögen in der Gesellschaft. Außerdem kämpfen wir noch mit den Nachwehen der Coronajahre, in denen die Hallen geschlossen waren und kein Schwimmunterricht stattfinden konnte. Umso wichtiger ist es, dass jetzt genügend Infrastruktur zur Verfügung steht.
Peggy Mory für Adlershof Journal