Im Gespräch mit Sanela Schlößer
Die Veranstaltungsmanagerin und Netzwerkerin bei der IGAFA engagiert sich im Frauennetzwerk LaNA
Bumbar (kroatisch: „Hummel“), ist der Mädchenname von Sanela Schlößer. Sie hat kroatische Wurzeln, ihre Eltern kamen in den 1970er Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland. Geboren und aufgewachsen ist sie in Kassel. Von ihrer zweisprachigen Erziehung nutzt sie den nicht deutschen Teil vornehmlich für das Schimpfen, sagt sie. An der Freien Universität Berlin hat sie Osteuropawissenschaften, Soziologie und Ost- und Südosteuropäische Geschichte studiert, ein Job im Auswärtigem Amt war ihr ursprüngliches Ziel. Ihr Organisationstalent führte sie aber in eine Veranstaltungsagentur, wo sie Wissenschaftskongresse durchführte und später zum Thieme Verlag nach Stuttgart.
Seit 2018 arbeitet Sanela Schlößer im Wissenschaftsbüro der Initiativgemeinschaft Außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in Adlershof e. V. (IGAFA) und managt dort unter anderem das Ladies Network Adlershof (LaNA). Das Frauennetzwerk wurde 2009 gegründet und hat in diesem Jahr seine Aktivitäten erweitert, wie Schlößer im Interview erzählt. Doch entsprechend ihrem Hummel-Mädchennamen bringt sie noch viel mehr zum Wachsen. Auch beim Falling Walls Lab Adlershof, das im Oktober zum dritten Mal stattfindet, mischt sie als Organisatorin mit.
Adlershof Journal: Wofür steht LaNA?
Sanela Schlößer: LaNA – das ist das Ladies Network Adlershof, in dem sich Frauen austauschen, inspirieren und kooperieren. Zu wissen, wer wo was macht und mögliche Schnittmengen aufzuspüren, zu schauen wie Frauenförderung und Gleichstellung vor der Haustür funktionieren und Kontakte zu knüpfen, ist immens wertvoll. LaNA vereint Wissenschaftlerinnen, Frauen in Führungspositionen, Gründerinnen und Gleichstellungsbeauftragte.
Wie funktioniert LaNA?
Es gibt eine Reihe von Veranstaltungen wie etwa den Ladies Lunch. Hier erzählen erfolgreiche Frauen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft über ihr Vorwärtskommen, was und wer ihnen geholfen hat und über Hürden im Beruf. Mit dem „Women in Science”-Symposium, das LaNA gemeinsam mit der britischen Botschaft Berlin zu Jahresbeginn veranstaltet hat, greifen wir den grenzüberschreitenden Austausch zu Themen wie Förderung und Gleichberechtigung von Frauen in der Wissenschaft auf. Daneben gehören das Frauentagsfrühstück, der Stammtisch für Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, Workshops und demnächst Mentoring-Coachings zu den Aktivitäten.
Die Corona-Pandemie hat soziale Ungleichheit verstärkt und viele Frauen beruflich zurückgeworfen. Wie kann LaNA gegensteuern?
Ein Netzwerk lebt vom Austausch, die Türgespräche und Kaffeepausen fehlen natürlich. LaNA tritt darum verstärkt digital auf. Wir haben einen Twitter-Account eingerichtet, den Stammtisch digitalisiert und eine Interviewreihe „LaNA stellt vor“ initiiert. Den Anfang machte die Chemikerin Franziska Emmerling, die an der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung die Abteilung Materialchemie leitet. Rollenvorbilder finden, Frauen Mut machen und sie unterstützen, egal ob auf digitalem oder analogem Weg, sehe ich als eine wichtige Aufgabe.
Im Technologiepark Adlershof gibt es mehrere Frauennetzwerke. Bedarf es dieser Vielfalt?
Ja unbedingt, die Netzwerke bauen aufeinander auf und ergänzen sich. Neben LaNA gibt es etwa Woman in Natural Sciences, kurz WiNS Adlershof, das sich an Doktorandinnen der Naturwissenschaften richtet. Club Lise spricht naturwissenschaftlich interessierte Schülerinnen mit Migrationshintergrund an. Der Lady's Stammtisch ist ein Unternehmerinnennetzwerk. Alle haben ihre Daseinsberechtigung, denn nach wie vor gibt es zu wenige Studentinnen in den naturwissenschaftlichen Studiengängen, kaum weibliche Professuren an den Instituten der Universität und auch in den Chefetagen der Unternehmen am Standort sind Frauen unterrepräsentiert. Hier gibt es noch viel Arbeit.
Wer ist Ihr Vorbild?
Meine Mutter, die ganz allein und nur mit einem Koffer nach Deutschland kam, ohne abgeschlossene Schulbildung, ohne Startkapital, ohne deutsche Sprachkenntnisse, 1.800 Kilometer von ihrer Heimat entfernt. Sie hat trotz aller Widrigkeiten ihren Weg gefunden, denn sie war zäh und eine tolle Socializerin.
Wann haben Sie zuletzt etwas Neues gemacht?
Ich habe letzten Herbst angefangen, Cello zu lernen. Eingeheiratet in eine Musikerfamilie beginne ich den musikalischen Albtraum meiner Schulzeit – gezwungene Teilnahme an einem Blockflötenförderkurs abzuschütteln.
Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Da steht an erster Stelle die Mamarolle, mein Sohn ist drei, meine Tochter acht Jahre jung. Da bleibt kaum Zeit für mich. Ich lese super gerne, meist mehrere Bücher parallel. Viel gelacht habe ich zuletzt bei „Herzlich willkommenčić: Heimatgeschichten vom Balkanizer“ von Danko Rabrenović.
Was ist Ihr Zukunftswunsch?
Ich möchte mit der Transsibirischen Eisenbahn fahren. Außerdem würde ich unheimlich gerne mal Zentralasien besuchen, denn dort gibt es weibliche Predigerinnen, die mich schon während des Studiums fasziniert haben.
Das Interview führte Sylvia Nitschke für Adlershof Journal