Isotopische Fingerabdrücke
IsoAnalysis klärt Alter oder Herkunft von Proben mittels Bor- oder Strontium-Isotopen-Analyse
Wie lassen sich Migrationsbewegungen belegen, die hunderte Jahre her sind? Und wie kann ein Kunstwerk als Fälschung überführt werden? Martin Rosner, Geschäftsführer der Adlershofer IsoAnalysis UG, klärt solche Fragen per Bor- oder Strontium-Isotopen-Analyse. Mit dem Verfahren kann er auch ermitteln, ob Beelitzer Spargel tatsächlich in Beelitz gewachsen ist.
Manchmal bekommt er Zähne. Sehr alte Zähne. An anderen Tagen bringen Boten Wasserproben oder Fragmente von Kunstwerken in sein Büro. Martin Rosner streift dann den Kittel über – und geht der Sache auf den Grund.
Rosner hat vor fünf Jahren die IsoAnalysis UG gegründet. Er kam direkt von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), wo er sich als Post-Doc auf die Analyse von Isotopenverhältnissen chemischer Elemente wie Bor, Strontium, Blei oder Lithium spezialisiert hatte. Zur Bestimmung ihrer Isotopie vergleicht er per Multi-Kollektor-Thermionen-Massenspektrometrie nasschemisch aufbereitete Proben und sucht darin wiederkehrende Muster. Rosner spricht von „charakteristischen Isotopen-Signaturen“. Die Signaturen sind wie Fingerabdrücke von Regionen, von Böden, Wässern oder auch von Lacken oder Metallen.
Das Bild des Fingerabdrucks stimmt auch insofern, als ein Fingerabdruck seine Information erst im Abgleich offenbart. „Ich brauche Referenzwerte, um die Isotopen-Signaturen zu vergleichen“, erklärt er. Er erläutert es am Beispiel von Geothermie-Bohrungen. Ehe diese beginnen, nehmen Hydrologen im Gebiet an vielen Stellen Proben aus verschiedenen Grundwasserschichten. Solche Proben unterzieht Rosner seinen Isotopen-Analysen – um in diesem Fall deren spezifische Strontium-Isotopie zu ermitteln. Diese Referenzwerte erlauben es später, während und nach den Bohrungen anhand erneuter Proben nachzuvollziehen, ob und wo sich Wasser aus unterschiedlichen Grundwasserleitern mischt. So können die Hydrologen Risiken erkennen und belegen, ob vermeintliche Folgeschäden von den Bohrungen herrühren oder nicht.
Beim Spargel hat Rosner sich selbst eine Referenzdatenbank geschaffen. Er ist wiederholt nach Beelitz gefahren, um Proben zu nehmen. „Der Spargel nimmt in den regionalen Böden eine charakteristische Isotopen-Signatur an“, sagt er. Kommt der Verdacht von Etikettenschwindel auf, dass also fremder Spargel als Beelitzer Spargel verkauft wird, kann eine Isotopen-Analyse samt Abgleich zu den Beelitzer Referenzwerten den Verdacht erhärten oder entkräften.
Wie Spargel speichert Zahnschmelz regionale Isotopen-Signaturen. Rosner hat über 1.000 Jahre alte Zähne aus Gräbern untersucht. Teils wichen ihre Strontium-Isotopen-Signaturen stark voneinander ab – ein deutliches Indiz für Migration. Mit jeder Messung wächst die Referenzdatenbank der IsoAnalysis UG. Wenn Rosner könnte, würde er in einem fort Analysen vornehmen. Doch dazu sind diese zu aufwendig – die Proben werden bei bis zu 150 bar Druck und bis zu 300 Grad Celsius in Säure gelöst. Derart aufgeschlossen, erlauben es selbst Metalle und Gesteine, das jeweilige Zielelement zu isolieren.
Um den hohen Ansprüchen der Industriekunden gerecht zu werden, strebt Rosner eine Akkreditierung der deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) an. Das Verfahren läuft. „Das wäre ein weiteres Alleinstellungsmerkmal“, sagt er. Von der Akkreditierung erhofft er sich weitere Anknüpfungspunkte – wegen der kurzen Wege gern auch unter den 1.000 Unternehmen in Adlershof.
Von Peter Trechow für Adlershof Special