Jamals Pate
Henrik Kinnemann leistet Zukunftsarbeit für Siemens und für einen Neunjährigen
Sie waren im Oderbruch mit dem Kanu „auf den Spuren des Bibers“ unterwegs. Zum Angeln an der Havel. In der Deutschen Oper bei einer Aufführung des Kinder-Musikspiels „Das schlaue Füchslein“. Den Rixdorfer Weihnachtsmarkt haben sie gemeinsam erkundet. Etwa zweimal im Monat fährt Henrik Kinnemann von Rudow nach Lichtenrade, um sich mit Jamal zu treffen. Jamal ist neun Jahre alt, ein virtuoser Schwimmer und Taucher, begeisterter Angler. „Wir ergänzen uns prima“, sagt Kinnemann.
Zum Gespräch hat er sich in der „Kamee caffé & espresso bar“ in der Rudower Chaussee verabredet, unweit der Adlershofer Siemens-Niederlassung, wo er seine Werktage verbringt. Hier entwickeln 60 Mitarbeiter Prototypen für die elektromobile Zukunft, Ladestationen für Elektrobusse, Stromabnehmer für Lastwagen. Kinnemann, Informatiker mit Hochschulabschluss, ist Quality Manager, verantwortet die Produktsicherheit. Zur beruflichen Seite seines Lebens ist damit das Wesentliche gesagt. Für die außerberufliche stehen drei Stichworte: Singen, Tanzen, biffy.
Kinnemann ist Mitglied im Chor „Männer-Minne“, der ein deutsch- und fremdsprachiges Popsongrepertoire pflegt. Ist seit gut zwei Jahren regelmäßiger Gast in der Tanzschule „Traumtänzer“, übt Walzer, Rumba, Cha-Cha-Cha, europäischen Tango. Schließlich biffy: Nicht zuletzt, vielleicht sogar in erster Linie biffy liegt ihm am Herzen. Biffy hat ihm vor einem Jahr den Kontakt zu Jamal vermittelt.
„Big Friends for Youngsters“, dafür steht der Name des Vereins, der sich zur Aufgabe gemacht hat, Berliner Kinder mit Erwachsenen zusammenzubringen, die Zeit für sie haben. „Ich hatte riesiges Glück, dass ich Supereltern und Supergroßeltern hatte“, sagt Kinnemann. „Viele Kinder leben nicht in solch behüteten Verhältnissen.“ In Berlin wachsen 32 Prozent der Kinder bei nur einem Elternteil auf, in der Regel der Mutter, ein Drittel mehr als im Bundesdurchschnitt. Ihnen möchte biffy ein Angebot machen.
Als begeisterter Sportler ist Jamal für Kinnemann ein Vorbild: „Da kann ich nicht mithalten.“ Andererseits: „Er bekommt durch mich Impulse, die er sonst nicht hätte“ – Kultur, Wissenschaft, Technik. Der Opernbesuch war für den begabten und interessierten Jungen eine Premiere. Ein Ausflug zur diesjährigen „Langen Nacht der Wissenschaft“ in Adlershof ist fest verabredet.
Seit der Gründung im Jahr 2004 hat Biffy über 900 solcher Patenschaften gestiftet. Die Nachfrage ist größer als die Verfügbarkeit der derzeit 230 ehrenamtlichen Paten. Kinnemann: „Männer sind sehr gefragt, weil die meisten Kinder bei alleinerziehenden Müttern leben.“
Nicht zuletzt die Finanzlage des Vereins, der eine Geschäftsstelle mit zwei Halbtagskräften unterhält und keinen Cent an staatlicher Förderung bezieht, ist eine stete Sorge. Viel verspricht sich Kinnemann von einer Benefizauktion gespendeter Kunstwerke im Juni in der Kreuzberger Urbanstraße, unweit des Vereinssitzes.
von Winfried Dolderer für Adlershof Journal
www.biffy-berlin.de