Kinder haften für ihre Eltern
Können Stadtkinder noch richtig spielen? Fehlt es an Freiflächen zum sich Ausprobieren und Austoben? Mit einer überdimensionierten Buddelkiste sowie neuen Sport- und Freizeitangeboten lockt der Landschaftspark Johannisthal/Adlershof Kinder in die Natur. Eltern müssen nicht artig auf der Bank sitzen und zugucken, sondern dürfen mitmachen.
Das Ganze ist ein „Naturerfahrungsraum“, der zweite seiner Art in Berlin. Sperrig klingt der Name und auch ein wenig schulmeisterlich. Dabei steht Spaß doch ganz klar im Vordergrund: Hügel herunterkullern, mit Sand modellieren, matschen, Höhlen bauen, basteln, Beete anlegen – hier haben Kinder Platz zum Spielen und Gestalten und dürfen Krach machen, ohne besondere Verbote und Regeln. Heiner Rückl vom Vorstand des gemeinnützigen Vereins Ghost e.V., der den Naturerfahrungsraum betreut, beobachtet, wie wohl sich die Kinder dabei fühlen.
Die 15.000 Quadratmeter große Freifläche ist ein früheres Regenrückhaltebecken und besteht aus einer lang gestreckten Senke sowie Findlingsgruppen. Auch eine Festwiese und ein Grillplatz gehören dazu. Erst im Juli dieses Jahres wurde Eröffnung gefeiert. Vier Schulklassen waren dabei, eroberten schnell die Fläche und halfen beim Pflanzen von Weidenstecklingen. „Wichtigste Aufgabe“, so Rückl, „ist im Moment, das Angebot bekannt zu machen.“ Nicht nur Familien, sondern auch Jugendliche, die beim Spaziergang den Naturerfahrungsraum und den Grillplatz entdecken, nutzen das neue Angebot.
In der Ferienzeit begleitet Ghost-Projektleiterin Ursula Wesebaum immer mittwochs sechs- bis zwölfjährige Kinder in den Naturerfahrungsraum und gibt Tipps zum Spielen. Denn auch das will erlernt sein, müssen die Kinder doch ohne Wippe, Rutsche und Schaukel auskommen, die sonst auf jedem Spielplatz zu finden sind. Weitere Aktivitäten mit Schulen sind innerhalb von Projekttagen denkbar: beispielsweise eine Führung durch den Landschaftspark und ein Erlebnistag mit Drachen steigen lassen. Das Ghost-Team (www.ghost-berlin.de) ist für Ideen offen. Und auch ein Kiezfest wird es sicherlich im nächsten Jahr wieder geben.
Von der spektakulären Show „unserer“ Biker beim Kiezfest „100 Jahre Flugplatz Johannisthal“ Ende September dieses Jahres schwärmt Rückl jetzt noch. Trainiert haben die Biker auf der Mountainbike- und BMX-Bahn im Landschaftspark, die jetzt ein Jahr alt ist. Das ist ein aus Lehmhügeln bestehender Dirt-Bike-Parcours, der von den Jugendlichen selbst modelliert wurde. Ghost betreut auch dieses Gelände, das aus Verkehrssicherungsgründen umzäunt und jeden Mittwoch- und amstagnachmittag oder auf Anfrage (Tel: 77 90 94 82) geöffnet ist. Der daneben befindliche Bolzplatz wie auch die Skaterbahn und das Beachvolleyballfeld sind bereits gut frequentiert und bedürfen keiner Werbung.
Der Ausbau der als „Aktivkammern“ vorgesehenen Flächen des Landschaftsparks geht weiter. Eines der nächsten Projekte ist die Umgestaltung des sogenannten Himmelsspiegels als Multifunktionsfläche für verschiedene Sportarten. Das ursprüngliche Konzept, ein mit Wasser gefülltes Bassin, in dem sich der Himmel spiegeln sollte, wurde aufgegeben, da das Becken immer wieder mit Müll verunreinigt wurde, sodass der Pflegeaufwand nicht mehr zu finanzieren war.
Noch mehr Ideen könnten umgesetzt werden. Neben dem seit Jahren ehrenamtlichen Engagement des Fördervereins Landschaftspark Johannisthal/Adlershof e.V. und von Ghost e.V., dem Sponsoring von in Adlershof ansässigen Unternehmen und der Hilfe durch Anwohner sind weitere finanzielle und ideele Unterstützungen willkommen. Davon profitieren alle: Kinder und Erwachsene. Wer aktiv werden will, wendet sich an den Förderverein Landschaftspark Johannisthal/Adlershof e.V.: www.foerderverein-landschaftspark.de bzw. info(at)foerderverein-landschaftspark.de