Klimatechnik der Zukunft
Wenn es um Kühlung, Lüftung oder Erdwärme geht, sind Adlershofer Firmen mit ihrem Know-how führend aktiv
Die Skihalle von Dubai steht in einem der heißesten Gebiete der Erde. Während draußen die Temperatur schon mal 45 Grad Celsius erreicht, müssen innen 22.000 Quadratmeter schneebedeckte Fläche bis unter den Gefrierpunkt heruntergekühlt werden – mit Kältemaschinen von Polar Refrigeration.
Polar Refrigeration – die Tochter der Taha Investment Group aus Dubai – siedelte sich 2011 in Adlershof an, um „wissenschaftliche Ressourcen im Technologiepark zu erschließen“, so Geschäftsführer Nizar Taha. „Mit unserem Team aus Ingenieuren aus der Industriekälte sind wir in der Lage, unseren Kunden schlüsselfertige Systeme für die meisten Kälteanwendungen anzubieten.“ Die Firma stellt spezialisierte Kältegeräte für die Industrie her. So wurde ein komplettes System für die Produktion von 50 Tonnen Scherbeneis montiert, das bei der Herstellung von Beton verwendet wird. Das System ist mobil und kann an verschiedene Standorte verlagert werden.
Die Klimatechnik von morgen gehört zu den Kernkompetenzen Adlershofer Unternehmen. Lufttechnik Schmeißer GmbH hat sich auf eine Technik spezialisiert, die Lüftung, Heizung und Kühlung nur über die Luft ermöglicht. Über 100 Jahre alt ist das Familienunternehmen, seit 13 Jahren residiert es am Standort Berlin-Adlershof. In der Produktionsstätte, die sich die Firma mit LTB Berlin teilt, werden Be- und Entlüftungssysteme und Wärmepumpen für Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser, Schulen, Sporthallen und andere Gebäude gefertigt.
Ein Referenzprojekt ist das firmeneigene Gebäude Am Studio 2c, das vor anderthalb Jahren bezogen wurde. „Es handelt sich um ein Gebäude im Passivhauscharakter mit Erdwärmeheizung“, erläutert Miteigentümer Thomas Schmeißer. Mehrere Bohrungen in hundert Meter Tiefe liefern stabil Sole mit einer Wärme von zehn Grad Celsius. Im Winter komprimiert eine Wärmepumpe die Energie aus der Erde und wandelt sie in Heizwärme um. Mit dieser Energie wird die Frischluft geheizt und über Belüftungszugänge in jeden Raum eingespeist, so Thomas Schmeißer: „Heizkörper oder Fußbodenheizung sind nicht nötig.“
Zusätzlich wird der Abluft über eine Wärmerückgewinnungsanlage die Wärme entzogen. Sie wird ebenfalls für die Heizung der Frischluft verwendet. Im Sommer wird die Wärmepumpe einfach ausgeschaltet. Aus der Erde wird zehn Grad kalte Sole geliefert – es wird also passiv gekühlt. Der Heizenergievebrauch im Gebäude beträgt nur 10 bis 15 Watt pro Quadratmeter. Vergleichbare Gebäude verbrauchen 40 bis 100 Watt oder mehr. Viele Nachbarn haben Interesse angemeldet. Bei der Firma Bestec, ebenfalls am Standort Adlershof, wurde schon eine ähnliche Anlage realisiert.
Wer noch tiefer als hundert Meter in die Erde hinein möchte, um Erdwärme zu nutzen, muss nur Klaus-Dieter Giese fragen. Der gelernte Tiefbohrer und Maschinenbauingenieur hat in so ziemlich allen Tiefbohrbetrieben der DDR gearbeitet. Auch im Ausland war er ein gefragter Spezialist: In der Ukraine war er am Umbau einer stillgelegten Erdgaslagerstätte zu einem der größten Gasspeicher Europas beteiligt. Mitte der 80er hat er die Tiefbohrungen für das erste tiefe Erdwärmeprojekt Deutschlands in Waren/Müritz begleitet.
1999 gründete er das Büro DEIG-Energietechnik, das in Berlin die G.E.O.S. Ingenieurgesellschaft mbH mit insgesamt 130 Mitarbeitern vertritt. Neben Systemen für die Wandlung erneuerbarer Energien führt das Büro Machbarkeitsstudien für Tiefbohrungen zur Nutzung von Erdwärme durch. So hat Giese das Erdwärmeprojekt im bayerischen Traunreut/Chiemgau vorbereitet. Ein Investorenteam ist dort mit seiner Unterstützung in etwa 5.300 Meter Tiefe vorgestoßen und baut in den nächsten fünfzig Jahren Erdwärme zur Stromerzeugung und zur Fernwärmeversorgung der Stadt Traunreut ab.
In Adlershof ist DEIG an einem Forschungsprojekt beteiligt, das oberflächennahe Grundwasserleiter, sogenannte Aquifere, als Energiespeicher erschließen will. Welches Potenzial darin steckt, kann Giese noch nicht sagen. Da hält es der Bohrspezialist mit dem alten Bergmannsspruch: „Vor der Hacke ist es duster.“
Von Mirko Heinemann für Adlershof Special
www.polar-refrigeration.de
www.lufttechnik-schmeisser.de
www.deig-energie.de