Kochen mit Sonnenlicht
Hartmut Ehmler baut handliche Solarkocher
Vielleicht wäre er ja nie auf die Idee gekommen ohne den Ärger über ein Campingkochgerät. „Eine große Kiste“, viel zu sperrig. Das Ding füllte den ganzen Kofferraum. „Das kann‘s nicht sein“, sagte sich Hartmut Ehmler.
Der gemeinsame Ausflug mit dem Sohn zum Zelten liegt jetzt fünf Jahre zurück. In der Zwischenzeit hat Ehmler tüftelnd und bastelnd „viele Stunden auf dem Balkon und im Keller verbracht“. Das Ergebnis ist auf seiner Webseite „http://lightoven.de“ zu besichtigen. Ein Solarkocher, leicht und transportabel, der zusammengefaltet nicht größer als ein Aktendeckel ist und sogar in eine Fahrradtasche passt.
Unter einem Solarkocher könnte sich der Laie ein Gerät vorstellen, das mit Elektrizität aus Sonnenenergie eine Herdplatte erhitzt. Für Ehmler eine abwegige Idee. Mit einem „vergleichsweise niedrigen Wirkungsgrad“ von nicht mehr als 20 Prozent sei Solarstrom zum Kochen „energetisch ungünstig“. Die Technik seines Kochers ist viel einfacher und zugleich, wie er meint, effizienter. Ein Parabolspiegel bündelt das Licht der Sonne und liefert so die Hitze zum Kochen. Dabei wird Lichtenergie zu 50 Prozent in Wärme umgesetzt.
Die Rede ist hier von einem Thema, das sich wie der sprichwörtliche „rote Faden“ auch durch Ehmlers Berufsleben zieht: „Energie hat mich immer fasziniert.“ Mit Hitzeerzeugung aus Sonnenkraft hat sich der heute 47-Jährige aus dem niedersächsischen Varel bereits vor einem Vierteljahrhundert eine Zeitlang befasst, während des Physikstudiums in Göttingen und Kiel. Damals noch mit geringem Erfolg: „Es wurde nicht richtig warm.“
Nach der Promotion arbeitete Ehmler am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik – „die Wissenschaft von sehr heißen Gasen“ – in Greifswald. Seit acht Jahren ist er am Berliner Helmholtz-Zentrum tätig, koordiniert seit einem Jahr die Modernisierung des Elektronen-Synchrotrons (BESSY II), des Teilchenbeschleunigers, den das Helmholtz-Zentrum in Adlershof betreibt.
Hier in Adlershof hat Ehmler auch einen Baustoff für seine Solarkocher entdeckt. Ihm fielen die Plakate auf, von denen immer eines an irgendeinem Laternenpfahl hängt, um einen „Science Slam“ anzukündigen, Termine im Kochstudio oder auch eine „Lange Nacht der Wissenschaften“. Sie bestehen aus dem Kunststoff Polypropylen, und der ist ein ideales Material, um daraus Parabolspiegel zu formen: „Die Plakate haben ein zweites Leben – und zwar ein höherwertiges“, findet Ehmler. Was ist schon das Dasein einer Infotafel verglichen mit dem eines Geräts zur Bereitung von Mahlzeiten?
Natürlich hat so ein Kocher auch seine Eigenheiten. Zu nutzen ist er nur, wenn die Sonne kräftig scheint. Um die Maximaltemperatur von bis zu 160 Grad zu erreichen, können schon mal zwei Stunden vergehen. In denen man dafür das Gerät sich selbst überlassen kann, ohne Sorge, dass das Essen anbrennt. Der Kocher fördere eben, meint Ehmler, ein neues Denken. Nicht: Wann ist das endlich fertig? Sondern: Ich lasse die Zeit für mich arbeiten.
Von Winfried Dolderer für Adlershof Journal