Künftige Triebwerksgenerationen auf dem Prüfstand
Luftfahrtspezifische Lehrmittel entwickelt
Mit rund 95.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 24 Milliarden Euro ist die deutsche Luftfahrtindustrie ein Technologie- und Konjunkturmotor, von deren Innovationen zahlreiche andere Branchen profitieren. Kein Wunder, dass die Ausgaben für Forschung und Entwicklung mit durchschnittlich 17 Prozent deutlich höher sind als in anderen Industriezweigen. Im Fokus aktueller Forschungs- und Entwicklungsprojekte stehen künftige Triebwerksgenerationen, die deutlich leiser, umweltfreundlicher und energieeffizienter sein sollen.
„Um neue Flugzeugtriebwerke entwickeln und bauen zu können, müssen angehende Ingenieure bereits im Studium mit Lehrmitteln arbeiten, die dem aktuellen Stand der Technik entsprechen“, macht Fréderic Le Moullec, Geschäftsführer der Price Induction GmbH deutlich. Das neu gegründete Adlershofer Unternehmen ist eine Tochter der französischen Price Induction S.A. Spezialisiert ist das Mutterunternehmen auf innovative Turbofan Triebwerke für eine neue Klasse von Privatflugzeugen, den sogenannten Personal Light Jets.
In Frankreich und Brasilien im Einsatz
Aus dem Know-how des DGEN-380-Triebwerks entwickelte das Unternehmen Prüfstände und Triebwerkssimulatoren für Universitäten und Forschungsinstitute, die Studenten aus den Bereichen Maschinenbau sowie Luft- und Raumfahrttechnik optimal auf den späteren Berufsalltag vorbereiten. Eingesetzt werden die interaktiven Lehrmittel bereits an französischen und brasilianischen Universitäten.
Nun will Price Induction damit auch die deutschen Hochschulen erobern. Für die Ausbildung von Luftfahrtingenieuren werden bislang ausrangierte Triebwerke und Prüfstände eingesetzt, die für die besonderen Anforderungen der Forschung und Lehre von den Universitäten selbst umgebaut wurden. Das Ergebnis sind improvisierte Lösungen, die mit großem Aufwand verbunden sind und trotzdem viele Fragestellungen unbeantwortet lassen. „Wir sind weltweit der einzige Anbieter von Triebwerksprüfständen und Simulatoren, die speziell für die Ausbildung, Lehre und Forschung konzipiert wurden und alle Bereiche abdecken, die für die Entwicklung und Konstruktion von Turbomaschinen wichtig sind", sagt Le Moullec. Das der Whole Engine Simulator Turbine Technology, kurz WESTT, zugrunde liegende Triebwerk bietet alle wichtigen Komponenten und Funktionen größerer Turbofans aus der Zivilluftfahrt. Außerdem ist es aufgrund seines geringen Gewichts und seiner kompakten Bauweise perfekt für Lehr- und Forschungszwecke geeignet.
Modulare Produktpalette
Die Produktpalette von Price Induction besteht aus einem Triebwerksprüfstand, einem virtuellen Prüfstand und einem Originaltriebwerk mit Wartungsequipment. Auf erstgenanntem können Fragestellungen zur Thermodynamik, dem Turbinendesign, den Triebwerkskomponenten und der Triebwerkskontrolle untersucht werden. Der virtuelle Prüfstand bietet Zugang zum FADEC-Regler. Hinter dem Begriff FADEC verbirgt sich die vollelektrische Triebwerksregelung, bei der sämtliche Komponenten, wie die Öl- und Kraftstoff pumpen sowie der Elektroanlasser, zentral über den Regler kontrolliert und gesteuert werden. Der virtuelle Prüfstand bietet die Möglichkeit, den FADEC-Regler umzuprogrammieren und somit alle thermodynamischen und aerodynamischen Parameter, die Motorleistungen sowie alle Arten von Motorfehlern zu simulieren. Das Üben von Standardwartungsarbeiten schließlich kann am Originaltriebwerk erfolgen. Aufgrund des einfachen Designs und des geringen Gewichts kann das Triebwerk von zwei Personen innerhalb von vier Stunden auseinandergebaut und in fünf bis sechs Stunden wieder komplett zusammengebaut werden. „Unsere Produktpalette ist ganz bewusst modular aufgebaut. Alle Produkte können einzeln eingesetzt werden, ergänzen sich jedoch im Zusammenspiel zu einer einzigartigen Lösung, die wirklich alle für den Triebwerksbau relevanten Themenbereiche und Fragestellungen abdeckt”, erklärt Le Moullec.
Von den Großen lernen
Das Turbofan-Triebwerk DGEN 380 wurde speziell für vier- bis fünfsitzige Privatmaschinen und eine Flughöhe von 10.000 Fuß konzipiert. Zehn Jahre Entwicklungsarbeit stecken darin. „DGEN 380 ist das erste für die allgemeine Luftfahrt optimierte Turbofan-Triebwerk, das die technischen Highlights großer Passagierflugzeuge auf Personal Light Jets überträgt”, bringt Le Moullec die Besonderheiten des Triebwerks auf den Punkt. So bildet ein FADEC-Regler das „Gehirn” des Triebwerks. Darüber hinaus ist das Triebwerk besonders leise. Weitere Pluspunkte sind sein mit 85 Kilogramm geringes Gewicht, sein niedriger Kraftstoffverbrauch, seine niedrige Umweltbelastung, seine niedrigen Betriebskosten und seine einfache Wartung. Eingesetzt werden kann das innovative Triebwerk in Privatmaschinen, Lufttaxis und Schulungsflugzeugen für die Pilotenausbildung.
von Ariane Steffen
Link: www.price-induction.com