Laborarbeitsplatz Berlin
Editorial von Peter H. Seeberger, Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung und Professor an der FU Berlin
Der richtige Arbeitsplatz ist wichtig. Das gilt in allen Branchen, auch wenn sich die Anforderungen daran je nach Tätigkeit gewaltig unterscheiden. So genügt im Bereich IT manchmal der Tisch im trendigen Kaffeehaus, um Ideen Wirklichkeit werden zu lassen. Im Bereich der Biotechnologie und Analytik sind die Ansprüche an den Arbeitsplatz ungleich höher und vielfältiger und damit auch die Kosten für ein Start-up. Grundsätzlich benötigen Biotechnologie-Gründerunternehmen vier Dinge: Eine solide, durch Patente geschützte Technologiebasis, die einen Bedarf deckt; gut ausgebildete Mitarbeiter mit großer technischer Expertise und dem nötigen Selbstbewusstsein; Investitionsmittel und schließlich passende Räumlichkeiten für Forschung, Dienstleistungen und Produktion. Die Universitäten und Forschungsinstitute sind eine wichtige Ideenschmiede. Sie bilden viele junge Wissenschaftler hervorragend aus, von denen einige den Mut aufbringen, unternehmerisch tätig zu werden. Substanzielle Finanzquellen für aufwändige und riskante Ausgründungen im Biotechnologiebereich stehen zur Verfügung.
Die trivial anmutende Platzfrage entscheidet oft über den Standort einer Ausgründung. Geeignete Labore sind teuer in Bau und Unterhalt. Sie unterliegen je nach Spezialgebiet stark unterschiedlichen Anforderungen. Gebäude, die eine breite Palette flexibler Flächen und verschiedene Speziallabore anbieten, sind selten. Die Wissenschaftsstadt Berlin Adlershof hat sich als ein Top-Standort etabliert, weil hier hervorragende Labore und Büros in verschiedensten Größen und für unterschiedliche Anforderungen zur Verfügung stehen. Die Nähe zu einer großen Universität und viele Dienstleister direkt vor der Haustür haben dafür gesorgt, dass nun eine „kritische Masse“ von Unternehmen an einem attraktiven Standort in Berlin in verkehrsgünstiger Lage Top-Wissenschaftler aus aller Welt anziehen.
Die neue Impfstofffirma Vaxxilon mit einer Kernmannschaft aus Korea, Indien und den USA hatte verschiedene Standorte in Deutschland und anderswo ins Auge gefasst und sich am Ende für Adlershof entschieden. Der Standort erfüllt alle Bedingungen für einen erfolgreichen Start.
Ihr
Peter H. Seeberger
Nach Professuren am MIT (Cambridge, USA) und an der ETH Zürich ist der Autor seit 2009 Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam sowie Professor an der Freien Universität Berlin. Aus seiner Arbeitsgruppe sind mehrere Firmen in den USA und Deutschland ausgegründet worden.