Laserspezialist mit Gründerinstinkt
Warum die Start-up-Bedingungen in Adlershof besser als in Silicon Valley sind
Physiker Wolfgang Gries hat seinen gut dotierten Job im Silicon Valley sausen lassen, um sich in Adlershof mit seiner Firma DirectPhotonics Industries selbstständig zu machen. Die Bedingungen, auf die er hier trifft, sind deutlich besser als für Start-ups in den USA, sagt Gries und will den Markt für Hochleistungs- Diodenlaser aufmischen.
Mitte Juli ist von der Firma DirectPhotonics Industries noch nicht viel zu sehen: Ein leeres Büro mit zwei Telefonen im Zentrum für Mikrosysteme und Materialien (ZMM). Erst wenige Tage zuvor hat Wolfgang Gries mit zwei Gesellschaftern in den USA seine Firma gegründet, die Hochleistungs-Diodenlaser (HLDL) für die Materialbearbeitung fertigen wird. Bis es so weit ist, wird nicht viel Zeit vergehen: Vier Mitarbeiter hat Gries schon eingestellt, doppelt so viele sollen es bis Ende des Jahres werden, Investoren stehen bereit. In den kommenden Monaten wird Gries die exklusiv lizensierte Technologie von zwei Fraunhofer-Instituten serienreif machen, sodass im ersten Quartal nächsten Jahres die Maschinen auf den Markt kommen sollen. Sein straffes Ziel: „In naher Zukunft wollen wir weltweit führend für Hochleistungs-Diodenlaser in der Metallbearbeitung sein.“
Maschinenbauer als Kunden im Fokus
Dieser Optimismus speist sich aus einer Besonderheit der Technologie: Wie alle HLDL fasst sie viele einzelne Diodenlaser zu einem einzigen Strahl hoher Leistung von mehreren Kilowatt zusammen. Neu ist jedoch, dass dabei komplexe optische Komponenten eingespart werden. Das macht die Laser kompakter, günstiger und weniger störanfällig als herkömmliche Gas- oder Festkörperlaser für die Materialbearbeitung. Gries peilt als Kunden vor allem Maschinenbauer an, die auf das Schneiden und Schweißen von Blechen und Metallen spezialisiert sind.
Der Unternehmer brennt für seine Aufgabe, hat dafür seinen gut dotierten Job als Entwicklungsleiter beim US-Telekommunikationsausrüster JDSU im Silicon Valley aufgegeben. „Ich habe zu viele Ideen und einen zu starken Unternehmergeist, als dass ich mich allzu lange in die trägen Strukturen eines Konzerns einpassen könnte“, sagt der 56-Jährige.
Mit Schmieröl an den Händen groß geworden
Er selber kommt aus einer Unternehmerfamilie. Sein Vater hat im niedersächsischen Gifhorn eine Tiefbaufirma samt Werkstatt für die Baumaschinen betrieben. „Ich bin mit Schmieröl an den Händen groß geworden“, lacht Gries. Bauen und basteln war als Kind seine Welt – und dabei blieb es. Er studierte Physik, spezialisierte sich auf Lasertechnik und gründete nach dem Studium an der Technischen Universität Berlin mit Kommilitonen die erste Firma, die LAR GmbH für Messsysteme in der Umwelttechnik. Ein zweites Unternehmen, die LAS GmbH in Stahnsdorf, folgte. Gries verkaufte diese später an die US-Firma Newport/Spectra-Physics.
Gries selber genoss seine Zeit in den USA, findet in Deutschland die Voraussetzungen für Start-ups jedoch besser. „Die Bedingungen für Start-ups sind ideal. In den USA hätte ich in einer leeren Werkshalle angefangen, hier kann ich sogar einen Reinraum nutzen“, sagt er. Gleichwohl pendelt er zwischen Berlin, seinem Haus im Wald bei Neustrelitz und dem Silicon Valley. Bleibt dann noch Zeit, greift Gries in die Saiten: Er entspannt sich als Hobby-Jazzgitarrist.
von Chris Löwer