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Licht und Laterne der Zukunft können mehr als nur leuchten
1882 geht in der Hauptstadt die erste elektrische Straßenbeleuchtung an, knapp 50 weitere Jahre vergingen, ehe sie in den 1930er-Jahren gänzlich elektrisch erstrahlte. Heute beleuchten Berlin über 220.000 Laternen. Abends an, morgens aus. Doch Licht und Laterne der Zukunft können mehr. In Adlershof wird dazu gerade eine bislang einmalige Idee verwirklicht. Das Start-up ICE Gateway verwandelt dort gewöhnliche Straßenlaternen in multifunktionale Netzknoten, die noch dazu Strom sparen.
Energiesparen ist Programm in Adlershof. Das gilt auch für die Straßenbeleuchtung. Aber nur eine Straße erhellen, dass wäre wohl zu wenig für eine Laterne in einem Hochtechnologiepark. Das Licht der Zukunft sieht anders aus: Es wird dort eingesetzt, wo es nötig ist, ist definierbar in seiner Stärke und der Dauer seines Einsatzes, es ist über eine App aus der Ferne programmierbar und zu warten. Außerdem meldet es sich selbst bei Betriebsproblemen. Auch die Laternen bekommen neue Aufgaben: Sie sollen Daten sammeln, Verkehrsströme und Umweltdaten messen oder auf die Mittagskarte der Pizzeria oder den Parkplatz auf der anderen Straßenseite hinweisen. Lokale Informationen, zum Beispiel für Passanten zur Verfügung stellen, damit man sie mit jedem beliebigen Gerät per WLAN abholen kann, ohne ins Internet zu gehen. An jeder Straßenecke erhält man andere Infos.
Dafür bauen der Standortbetreiber WISTA-MANAGEMENT GmbH und das 2013 gegründete Unternehmen gemeinsam eine vernetzte digitale Infrastruktur auf. Sie statten das Innenleben von 160 Außenleuchten mit Leuchtdioden und digitalen Komponenten aus, „Gateways“, die eigens dafür von dem jungen Unternehmen entwickelt und gebaut worden sind. „Das Besondere daran ist, dass die eingebauten Prozessoren die Sensordaten direkt vor Ort verarbeiten und damit Echtzeitanwendungen ermöglichen“, erläutert Ramin Mokhtari, Geschäftsführer von ICE Gateway. „Aus Datenschutzgründen verzichten wir auf den Einsatz teurer Kameras und bieten stattdessen unsere‚ anonyme, auf Ultraschall basierende Lösung an.“ Am äußeren Erscheinungsbild der Laternen ändert sich nichts.
Auch die Leuchtdioden der Straßenleuchten werden über die Gateways gesteuert, so dass verschiedenste Anwendungsszenarien für das Licht definiert werden können. Leuchten könnten heller strahlen, wenn etwa ein Auto darunter gerade einparkt oder Fußgänger sie passieren. Gleichzeitig dienen die Gateways als Plattform für eine vielseitige Service-Infrastruktur, sei es für Verkehr, Parken, Logistik oder Echtzeitmarketing. „Bis zu 80 Prozent Energieeinsparung sind möglich und über die offene Schnittstelle der Plattform können Dritte angebunden werden. Das verspricht spannende Anwendungen“, freut sich auch Simon Hamperl über das Projekt. Er ist Energiemanager der WISTA-MANAGEMENT GMBH und ergänzt: „Ein Projekt mit dieser Multifunktionalität und in dieser Größenordnung ist bisher weltweit einmalig.“
Von Rico Bigelmann für Adlershof Special