Lust auf Leistung
Was gehört zum Wohlfühlklima, das anspornt?
Der Technologiepark Adlershof floriert. Ein Erfolg, der ohne kreative und hochmotivierte Mitarbeiter nicht denkbar wäre. Doch wie genau schaffen Adlershofer Unternehmen und Wissenschaftsinstitute ein Wohlfühlklima, das anspornt? Wir haben uns umgehört.
Wohlfühlklima
Hinter der modernen Fassade der Dachland GmbH herrscht geradezu wohlige Wohnzimmeratmosphäre. Ein Teil der insgesamt 50 Mitarbeiter huscht auf Strümpfen durch das Büro, das Arbeitsklima ist geschäftig, aber entspannt. Selbst Geschäftsführer Michael Eyberg genießt den Massageeffekt für seine Füße. Dachland ist eine Fachfirma für innovative Solardächer, Dachabdichtung und -begrünung, auf deren Referenzliste unter anderem das Bundeskanzleramt, das KaDeWe und das Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH) in Adlershof stehen.
Im 42. Jahr der Unternehmensgeschichte stand zu Beginn des Jahres der Umzug aus dem Brandenburgischen nach Adlershof an. Alle Mitarbeiter sind mitgekommen, was als Beleg dafür gelten kann, dass hier das Arbeitsklima stimmt. Für die Firma scheint Fluktuation fast ein Fremdwort zu sein. Einer der langjährigen Mitarbeiter ist Tino Spieth. Sein Hobby sind Motorradrennen, das Dachland seit einigen Jahren sponsert, wie auch den Fußballverein Rangsdorf, in dem viele Kinder von Mitarbeitern kicken. „So etwas fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl“, bemerkt Eyberg.
Die Mischung aus vermeintlichen weichen Faktoren der Mitarbeitermotivation und harter Arbeit ist für Eyberg der Schlüssel zum Erfolg: „Das Wohlfühlklima sorgt für die hohe Qualität unserer Dienstleistung, die es wiederum ermöglicht, dieses Wohlfühlklima zu bewahren und zu fördern.“
Doch das ist unter deutschen Firmendächern längst nicht die Regel. Aus der Gallup-Studie 2010, einer Befragung unter rund 2.000 deutschen Beschäftigten, geht hervor, dass zwei Drittel Dienst nach Vorschrift tun und ein Fünftel innerlich gekündigt hat. Nur jeder Achte scheint in seiner Aufgabe aufzugehen und bringt volle Leistung. Ursachen dieses niederschmetternden Ergebnisses sind ein schlechtes Betriebsklima und mangelnde Führungsqualitäten. Die Forscher errechneten einen Schaden durch Fehltage, Fluktuation und mangelnde Produktivität von rund 100 Milliarden Euro im Jahr.
Probleme, die die JPT Peptide Technologies GmbH nicht kennt. Die Devise des Geschäftsführers Holger Wenschuh lautet: „Nur motivierte Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter.“ Fluktuation findet praktisch nicht statt, berichtet Alexandra Fritschi, die unter anderem das Personalwesen leitet. „Allein schon Verantwortung zu delegieren motiviert“, sagt sie. Und klare Leistungsziele, die mit jedem Mitarbeiter zu Jahresbeginn schriftlich vereinbart werden. Am Ziel locken Boni und die Beteiligung am Geschäftserfolg. Dem guten Klima zuträglich ist, dass sich vom Praktikant bis zum Chef alle duzen.
Familienfreundlich
Es sind eben oft die kleinen Dinge, die motivieren. So kommt es nicht von ungefähr, dass es am Ferdinand-Braun-Institut sogar ein Kinderzimmer gibt. Hier haben ungewöhnlich viele Mitarbeiter Nachwuchs, was zeigt, dass die, neudeutsch gesprochen, „Work-Life-Balance“ stimmt. „Wir bemühen uns um ein familienfreundliches Arbeitsumfeld, wozu auch individuelle Arbeitszeitvereinbarungen gehören“, berichtet Direktor Prof. Günther Tränkle.
Das Spielzimmer mit Computer für Mama oder Papa ist für Notfälle da, wenn sich keine Betreuungsmöglichkeit bietet. Außerdem können die Kleinen rund um die Uhr im benachbarten Kinderhotel „Kinderzeit“ betreut werden, mit dem das FBH kooperiert. So verwundert es kaum, dass ausgerechnet ein Wissenschaftsinstitut mehrmals als familienfreundlichster Betrieb in Treptow-Köpenick ausgezeichnet worden ist. Tränkle selber gibt sich bescheiden und spricht lieber davon, dass seine 220 Mitarbeiter allein schon durch die spannenden Themen rund um die Mikrowellentechnik und Optoelektronik motiviert sind. „Unsere Ingenieure und Wissenschaftler können recht autonom arbeiten und es gibt genügend Spielraum für eigene Ideen“, sagt Tränkle. Was darüber hinaus anspornt sind Prämien für gute Geistesblitze: bis zu 10.000 Euro können Teams für tolle technische Lösungen einheimsen. Doch bei allem, sagt Tränkle, gibt es letztlich nur einen wahren Motivationstreiber: „Die Tätigkeit muss herausfordern und Spaß machen – auch dann noch, wenn die Anfangseuphorie im Job verflogen ist.“
von Chris Löwer
Link:
www.dachland-berlin.de
peptide(at)jpt.com
www.fbh-berlin.de